Der Landsmann als Gegner: Deutsche Olympia-Aerodynamik

Der Flop der Bobstars überstrahlt das Gold der Skispringer, Kombinierer kollidieren miteinander – Deutschland rätselt.

Deutschland versteht die Sportwelt nicht mehr. Olympiagold für das Skisprungteam ist eine handfeste Überraschung, die Mannschaft des Vorarlbergers Werner Schuster hat sich ja wie die ÖSV-Adler in den Einzelbewerben nicht mit Ruhm bekleckert. In einer Sportart, in der unsere Nachbarn ob ihrer Tradition aber als Medaillenbank galten, mit vier Kunsteisbahnen und zig Fachleuten, die sich emsig im Schlittenbau mühen, herrscht Katzenjammer. Deutschland hatte mit der Zweierbob-Entscheidung nichts zu tun.

Ein Bild mit Seltenheitswert lieferten die Kombinierer Rydzek, Rießle und Kircheisen – sie kollidierten in der letzten Kurve. Zwei Mann verpassten ihre Medaillenchance, nur Rießle lief zu Bronze.

Doch Deutschland plagt der Niedergang des Bobsports. Zum ersten Mal seit 1994 wurde keine Medaille im Zweierbob gewonnen, seit 2002 trug der Olympiasieger stets die deutschen Farben. Die Suche nach den Gründen läuft und endet mit der Gewissheit, dass die „Evolution“ der Schlitten den Ansprüchen nicht gerecht wurde. Der „Sportwagen“ vom Institut für Forschung und Entwicklung war zu langsam, „nicht olympiawürdig“, sagt Florian Florschütz. Es gleicht einer Majestätsbeleidigung, ist aber Faktum.

Und nun beginnt der Streit, denn BMW war in die Entwicklung miteingebunden. Die Bayern, oder besser ihre USA-Abteilung, halfen in Aerodynamik-Fragen dem Team USA. Es gewann Bronze. 900.000 Euro hat die deutschen Steuerzahler das Projekt Sotschi-Bob angeblich gekostet; und ein deutscher Autohersteller hilft dem Gegner? Das sorgt nun für hitzige Diskussionen.

Aber was soll man als Österreicher dazu sagen? Schuster hat uns Gold gestohlen, die Siegesserie der Adler (sie hielt seit der WM 2005) heimtückisch torpediert? Es ist doch ÖSV-Know-how! Üben statt streiten wäre für alle Beteiligten keine schlechte Überlegung.

E-Mails an:markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2014)

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