Sponsorverträge

16 Fußballklubs in Deutschland bangen um ihre Sponsorverträge, aufgrund der aktuellen VW-Krise erwarten Experten und Analysten einen rapiden Rückgang im Sportsponsoring. In Wolfsburg bleibt man vorerst gelassen.

Der Kunde ist König, dieses Sprichwort genießt in allen Sparten Gültigkeit. Und die deutsche Bundesliga liefert Woche für Woche neue Rekorde, Tore und begeisternde Spiele. Auch ist der deutsche Fußball ein Anziehungspunkt für Sponsoren. Es gibt kein Trikot oder keine Werbefläche in Stadien, auf denen nicht irgendein Logo prangt. Dass aktuell 16 Klubs ob der VW-Krise um den Fortbestand ihrer Sponsorverträge bangen, zeigt die Abhängigkeit von der Wirtschaft. Das ist der gravierende Unterschied zur englischen Premier League. Dort haben Klubs allesamt auch finanzstarke Sponsoren und Firmen mit globalem Engagement als Partner, aber obendrein einen milliardenschweren TV-Vertrag.

Wolfsburg ist nun nicht mehr nur wegen des Transfers von Kevin De Bruyne um 75 Millionen Euro zu Manchester City im Gespräch. Viele Diskussionen drehen sich darum, welche Veränderungen der hundertprozentigen VW-Tochter ins Haus stehen, sollten auf den Automobilhersteller in den USA Strafen und weltweite Schadenersatzforderungen zukommen. 100 Millionen Euro bekommt der Klub jährlich als „Mitgift“, Fußball galt als die liebste Ablenkung des zurückgetretenen Konzernchefs, Martin Winterkorn. Er selbst bleibt dem Sport vorerst erhalten, er soll im Aufsichtsrat des FC Bayern bleiben. Nur, ob VW weiterhin alle Vereine – vom Aufsteiger Ingolstadt über HSV, Schalke bis Eintracht Braunschweig – weiterhin unterstützen wird, ist fraglich. Bei möglichen Einsparungen und Neuordnungen sind Sponsorverträge bzw. deren Verlängerung schnell gestrichen.

Sollte der Automobilhersteller VW angesichts der Krise sogar dazu gezwungen sein, Personal abzubauen, würde man alle Ausgaben rapide einschränken, erklären Analysten diverser deutscher Banken. Der Imageverlust wäre enorm, wie erklärt man Sportausgaben denn dann der Belegschaft, den Aktionären? Sport ist in guten Zeiten die beste PR, in heiklen Fällen ein Mittel der Ablenkung – in Krisen wird Fußball aber aufgrund seiner hoch bezahlten Stars schnell auch zur Belastung. Klaus Allofs, Geschäftsführer beim Cupsieger und Vizemeister, bleibt trotz der Warnungen dennoch vorerst gelassen. Er hält allen Spekulationen entgegen, dass mit Fußball in Deutschland sehr wohl auch Geld verdient werden kann. Die Transfers von De Bruyne oder Perisic haben 100 Millionen Euro, quasi einen Jahresbeitrag von VW, in die Klubkassa gespült.

Allerdings vergaß der ehemalige Fußballer zu erwähnen, dass solche Coups nur einmal gelingen. Und Spieler – vor allem aber ihr Marktwert – an ihren Toren gemessen werden. Trifft der Stürmer nicht, ist er schnell nur noch die Hälfte wert. Und in diesem Fall hilft keine die Werte korrigierende Software...

markku.datler@diepresse.com

Diepresse.com/Sport

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2015)

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