Terror, Korruption und Doping

Russlands Leichtathletik ist wegen Dopings von allen Wettbewerben suspendiert worden. Auch der ÖSV-Langlauf hat diesbezüglich eine jahrzehntelange Historie - und nun sorgt ein neuer Vorfall für gehörige Irritation.

Terror, Korruption und auch Doping haben den Sport in Beschlag genommen. Natürlich drehen sich die meisten Diskussionen um Sicherheitsbedenken, die Folgen der Anschläge von Paris und dem abgesagten DFB-Länderspiel von Hannover. Aber die „Empfehlung“ der Welt-Anti-Doping-Agentur an die Leichtathletik, den russischen Verband auszuschließen und womöglich auch für Olympia 2016 zu sperren wegen „jahrelangem systematischen Staats-Dopings“, so liest es sich im mehr als 300 Seiten starken, auf der Wada-Homepage für jedermann frei zugänglichen Bericht, sind schwer ernüchternd.

Was kann man Athleten jetzt noch glauben? Staatsdoping, seit DDR-Aufdeckungen ist es ein Begriff. Dass in Russland gedopt wird, manch einer dürfte es sich womöglich schon gedacht haben. Aber in dieser Dimension? Allerdings, wie plausibel klingt – aus diesem Blickwinkel – dann die Erklärung eines mehrfach erwischten, gesperrten und nun angeblich geläuterten US-Sprinters, dass er elf Jahre nach seinem größten Triumph „clean“ schneller läuft als je zuvor?

Passend zu dieser Thematik wurde dieser Tage wieder ein ÖSV-Langläufer auffällig. Österreich hat in der Loipe eine jahrzehntelange Doping-Historie, sie reicht von Blutbeuteln in Salt Lake City (2002) über die Doping-Razzia von Turin (2006), Blutzentrifugen, rechtskräftigen Urteilen in Wien und Freisprüchen in Italien, dem skandalös-dummen EPO-Fall Johannes Dürr in Sotschi (2014) bis in die Gegenwart. Es war stets ein Geflecht aus dreisten Lügen der Ertappten, beklemmendem Schweigen, persönlichen Enttäuschungen und höchst naiv anmutenden Beteuerungen derer, die das böse Spiel mit dem Blut nie bemerkt haben wollten.

Bei Sprinter Harald Wurm wurde – nach einer anonymen Anzeige – im Sommer eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Der ÖSV erhielt nun Akteneinsicht und suspendierte den Tiroler, denn es sei davon auszugehen, dass ihm ein Verfahren drohe. Eine genauere Auskunft blieb verwehrt; Wurm fühlt sich vom Verband „vorverurteilt“ und setzt sich nun rechtlich dagegen zur Wehr.

Auch der Name des Cheftrainers Gerald Heigl taucht in den Polizeiakten auf. Er stellte sein Amt bis zur Klärung aller Vorwürfe postwendend ruhend.

Der Langlauf ist ein wunderbarer Sport, die Leichtathletik ebenso. Vielleicht ist der Ausschluss einer Sparte tatsächlich der einzige Weg, den Missbrauch zu stoppen. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte diesen „Schnitt“ ja in Erwägung gezogen, aber wieder verworfen, weil man sauberen Athleten alle Chancen nimmt. Die Freigabe der Chemikalien ist keine Option, es würde noch mehr „Monster“ in die Spur locken. Nein, es müssen nur noch härtere Strafen, längere Sperren her, auch wenn Arbeitsrechtsexperten aufschreien. Einschneidende Geldstrafen, damit sich dieses „Geschäft“ nicht länger rentiert, gekoppelt mit Schadenersatzklagen und Strafprozessen wegen Betruges. Dann ist diese verlogene Heuchelei vorbei.

markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2015)

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