Tennis: Die Krönung eines märchenhaften Comebacks

Rafael Nadal
Rafael Nadal(c) EPA (JASON DECROW)
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Rafael Nadal, 27, gewann im US-Open-Finale gegen Novak Djoković und eröffnet mit seinem 13. Major-Sieg die Jagd auf Rekordhalter Roger Federer.

New york/Wien. Im Moment des Triumphs war Rafael Nadal emotional überwältigt. Nach 3:21 Stunden hochklassigen Tennis sank der Spanier auf dem Center-Court in Flushing Meadows nieder, der 6:2-3:6-6:4-6:1-Finalerfolg gegen Novak Djoković ließ keinen der 23.000 bestens unterhaltenen Fans unberührt. Das letzte Grand-Slam-Match des Jahres hielt, was sich alle Beteiligten davon versprochen hatten. Es war geprägt von langen und intensiven Ballwechseln, der spektakulärste zählte 54 Schläge. „Novak“, verriet Nadal später, „verlangt mir mein bestes Tennis ab. Er schafft es, mich an die Grenzen des Spiels zu treiben.“

In der Tat hatte in den vergangenen Wochen kein anderer Spieler den Iberer auch nur annähernd so gefordert. Im 37. Duell mit Nadal sollte Djoković dennoch zum 22. Mal verlieren. „Der bessere Spieler hat gewonnen“, gratulierte der Serbe seinem Widersacher.

Rafael Nadals zweiter US-Open-Triumph ist auch die Krönung einer märchenhaften Rückkehr auf die große Tennisbühne. Noch vor zwölf Monaten saß der 27-Jährige besorgt auf seiner Couch in seinem Haus auf Mallorca, musste im Fernsehen mit ansehen, wie Djoković und Andy Murray um den begehrten Titel ritterten. Das Knie war lange Zeit die Schwachstelle Nadals, sieben Monate lang herrschte Ungewissheit, ob, wann und in welcher Verfassung der Matador auf die Tour zurückkehren würde.

Das Comeback verzögerte sich, die Australian Open im Jänner kamen zu früh. Als Nadal schließlich im Februar chilenischen Sand unter seinen Füßen spürte, war die Welt wieder in Ordnung. Seitdem hat er bei 13 Turnieren zwölfmal das Finale erreicht, zehnmal gewann er.

„Ich wusste, dass ich das Tennisspielen nicht verlernt hatte“, sagte Nadal, der längst nicht mehr als Sandplatzspezialist verschrien ist. Denn just auf Hartplatz ist der Linkshänder diese Saison noch ungeschlagen und blieb es auch nach dem 22. Spiel. Gedanken darüber, wie lange diese Serie noch anhalten könnte, macht er sich keine. „Keine Angst“, erzählte er Journalisten. „Irgendwann verliert jeder. Auch ich.“

Jagd auf den Allergrößten

Mit seinem 13. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier schloss Nadal in der ewigen Bestenliste zu Pete Sampras (14) auf und wird Roger Federer (17) immer gefährlicher. „13 Grand-Slam-Siege sind mehr, als ich mir je erträumt habe“, gestand der privat so schüchtern anmutende Modellathlet, dem viele Experten nun abermals zutrauen, alle vier Major-Events innerhalb eines Jahres zu gewinnen.

Nur Nadal selbst hat Zweifel. „Ich glaube, das ist unmöglich. Dazu müsste man bei vier Turnieren die Besten der Welt schlagen. Nein, das geht nicht.“ Realistischer erscheint Nadals baldige Rückkehr auf den Tennis-Thron. Bis Februar 2014 hat er keine Weltranglistenpunkte zu verteidigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2013)

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