Australian Open: Es wird ernst für Becker und Djokovic

Boris Becker und Novak Djokovic
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Das Vorgeplänkel ist vorbei. In Melbourne geht es für das neue dynamische Duo um den vierten Titel von Novak Djokovic.

Seinen letzten großen Auftritt in Australien hatte Boris Becker im Januar 1997. Als bislang einziger Titelverteidiger schied er damals in der ersten Runde gegen Carlos Moya aus. „Mein Gehirn ist wie Rührei“, hatte Becker nach dem Ausscheiden bei bis zu 60 Grad auf dem Centre Court zum Besten gegeben. Nun ist Becker zurück in „Down Under“, in einer neuen und für viele Experten überraschenden Rolle, als Chef-Trainer von Novak Djokovic. „Es ist schön, wieder hier zu sein. Ich haben an diesen Ort tolle Erinnerungen“, sagte Becker bei der Auslosung. In Melbourne feierte Becker 1996 seinen letzten und einzigen Grand-Slam-Titel als Vater, 1991 krönte er sich mit dem Turniersieg erstmals zur Nummer eins der Welt.

„Ich werde mein Bestes versuchen, um meinen Beitrag zu Novaks Erfolg zu leisten“, erklärte der sechsmalige Grand-Slam-Sieger. Reden über die Zusammenarbeit mit Djokovic möchte Becker nur so wenig wie möglich. Der Deutsche will die Bühne seinem Schützling überlassen und fügt sich in eine für ihn ungewohnte Rolle – im Hintergrund. „Hoffentlich wird es eine lange und erfolgreiche Reise“, erklärte Becker. In Melbourne geht das Abenteuer an der Seite von Djokovic nun so richtig los. Das Einladungsturnier in Abu Dhabi, dass der „Djoker“ zum Jahresende gewinnen konnte, war nur Vorgeplänkel.

Petkovic: "Er gehört hier hin"

Die Partnerschaft zwischen Djokovic und Becker ist in Melbourne das große Gesprächsthema, sowohl bei den Profis als auch bei den Journalisten. „Ich finde es super. Es ist schön, Boris wieder im Tennis-Metier zu sehen. Er kommt aus dieser Welt, er gehört hier hin“, freut sich Andrea Petkovic über die Rückkehr des „Roten Baron“. Beim Djokovic-Training in der Rod Laver Arena einen Tag vor Turnierbeginn herrscht großer Andrang. Dutzende Fotografen wollen die besten Momente von dem neuen dynamischen Duo einfangen. Becker, in langer schwarzer Hose, blauem Hemd und weißer Mütze, mimt beim Training die Rolle des Zuspielers. Ans Mitspielen mit Djokovic ist nicht zu denken. Becker läuft unrund und wirkt gezeichnet von seiner intensiven Karriere. Im Fuß trägt er eine 12 Zentimeter lange Titanplatte, zusammengehalten von sechs Schrauben

Es geht ruhig zu beim Training. Gesprochen wird wenig nach den Ballwechseln. Das Treiben wird beobachtet von Djokovics Physio Miljan Amanovic und Fitness-Trainer Gebhard Phil-Gritsch. Mit dem Österreicher unterhält sich Becker auf Deutsch. Während der Pausen tauschen sich Becker und Djokovic aus. Es wird viel gelacht, erst recht, als Djokovics Trainingspartner Radek Stepanek mit einem Aufschlag Becker die Mütze vom Kopf schießt. Auch Beckers unnachahmliche Aufschlagbewegung wird imitiert. Nicht dabei ist Djokovics langjähriger Erfolgstrainer Marian Vajda.

Vajda immer noch wichtiger Bestandteil

Vajda sei aber immer noch ein wichtiger Bestandteil seines Teams, erklärte der Serbe auf der Pressekonferenz. „Ich habe mit Marian gesprochen. Er war acht Jahre lang mein Chef-Trainer. Ich habe mit ihm jeden Titel in meinem gewonnen. Er ist als Spieler und Trainer 35 Jahre in diesem Sport involviert. Er brauchte etwas mehr Zeit, die er zu Hause verbringt.“ Vajda war auch derjenige, der Becker als möglichen neuen starken Mann an Djokovics Seite empfohlen hat. „Er hatte die Idee, dass ich mir jemanden hole, der in vergleichbaren Situationen war, eine ähnliche Denkweise hat und weiß, was ich durchmache.“

An ein Scheitern der Partnerschaft mit Becker verschwendet Djokovic keinen Gedanken. „Immer wenn du in deinem Leben etwas veränderst, besteht ein gewisses Risiko. Aber ich denke nicht aus dieser Perspektive. Ich bin sehr froh über diese Partnerschaft. Ich habe den größten Respekt vor dem, was er in seiner Karriere erreicht hat. Er hat zugesagt mehr Wochen mit mir zu arbeiten und zu reisen, als ich gedacht hätte. Wir werden sehen, wie es läuft“, sagte Djokovic.

Pilic sieht Finale als Pflicht

Wenn es nach Petkovic geht, die mit dem Serben befreundet ist, lief die Zusammenarbeit gut. „Es sind beides sehr extrovertierte Typen. Ich weiß von Novak, dass Boris immer sein Idol war. Ich glaube, es läuft bislang ganz gut“, analysierte die Deutsche. Den ersten großen Bewährungstest im neuen Jahr für das Gespann Becker/Djokovic gibt es am Montag (19 Uhr Ortszeit/9 Uhr deutscher Zeit) in der Rod Laver Arena. Der Serbe startet seine Titelverteidigung gegen den Slowaken Lukas Lacko. Die Auslosung hat es gut gemeint mit dem Weltranglisten-Zweiten, was bei Becker ein kleines Schmunzeln hinterließ. „Eine Auslosung ist eine Auslosung. Sie ist weder leicht noch schwer. Man muss nehmen, wie es kommt“, erklärte Becker und war sich jedoch bewusst, dass seinem Schützling die harten Brocken erspart geblieben sind.

Es ist alles angerichtet für die erneute Titelmission des „Djokers“. Sollte der Serbe seinen Titel erneut erfolgreich verteidigen, würde er zum alleinigen Melbourne-Rekordchampion in der Profiära aufsteigen. Doch wenn es Djokovic genauso ergeht wie Becker bei seinem letzten Auftritt in Down Under, könnte die Zusammenarbeit sich schneller erledigt haben als gedacht. Für Niki Pilic, der sowohl mit Becker als auch mit Djokovic zusammengearbeitet hat, ist alles außer einer Finalteilnahme eine Enttäuschung. „Wenn er im Finale steht oder sogar gewinnt, kann Becker zufrieden sein. Sollte er aber vor dem Halbfinale scheitern, dann wird es schwierig für Becker.“

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