"Unser Damen-Tennis steckt in der Krise"

TENNIS - WTA, Nuernberger Gastein Ladies
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Das WTA-Turnier in Bad Gastein offenbart Schlimmes: Österreichs Tennis-Damen stehen am Abgrund, das bestätigt auch Fed-Cup-Captain Waber.

Sechs Österreicherinnen sind über Wildcards beim mit 250.000 Dollar dotiertem WTA-Heim-Turnier "Nürnberger Gastein Ladies" am Start gewesen, drei im Hauptbewerb, drei Nachwuchshoffnungen in der Qualifikation. Die ernüchternde Bilanz: Sechs rot-weiß-rote Niederlagen. Fed-Cup-Kapitän Jürgen Waber nimmt sich kein Blatt vor dem Mund und spricht von einer Krise, hat aber auch Hoffnung.

"Unser Damen-Tennis steckt in der Krise", bekannte Waber im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "Auf der anderen Seite gibt es aber auch Hoffnung, dass es wieder aufwärtsgeht." Der 44-Jährige betreut seit sechs Jahren das österreichische Fed-Cup-Team, im Hauptberuf ist er Trainer im LZ Oberösterreich. Waber trainierte einst Sybille Bammer und führte die Linzerin auf Platz 19 der Weltrangliste. Aktuell kümmert er sich um die Nachwuchshoffnung Barbara Haas aus Steyr.

ÖTV-Präsident Robert Groß kündigte im Rahmen des Davis Cups in Kitzbühel auch an, dass bis Anfang November ein Konzept für das rot-weiß-rote Damen-Tennis erarbeitet werden soll. Auch Waber begrüßte diesen Schritt: "Die Erwartungen sind groß, weil wir enormen Aufholbedarf haben. Wenn aber alle Institutionen mitarbeiten, werden sicher kluge Konzepte entstehen. Welche, ist derzeit aber offen."

Und obwohl in der neunten Auflage des Gasteiner Turniers erstmals keine Österreicherin im Achtelfinale steht, sieht Waber die Leistungen der ÖTV-Vertreterinnen nicht so schlecht. Die 19-jährige Haas verlor nach 2:58 Stunden im Tiebreak des Entscheidungssatzes gegen Andreea Mitu (ROM). "Zu Beginn war Haas überfordert", sprach Waber das 1:6 nach 30 Minuten an. "Dann aber hat sie ordentlich gespielt und hart gekämpft. Sie hat sich selbst aus dem Schlamassel gezogen. Darauf bin ich als Trainer stolz. Das macht mich auch zuversichtlich, vorausgesetzt Haas arbeitet weiterhin so konsequent."

Einen ähnlichen Krimi lieferte die 25-jährige Tamira Paszek, die fast zwei Jahre nach Krankheiten (Pfeiffersches Drüsenfieber) und Verletzungen (Adduktoren) kaum spielte und in der Weltrangliste auf Platz 242 abrutschte, gegen Karin Knapp (ITA-3). "Sie war zu Beginn nervös. Aber mit ihrem Feuer ist sie in das Spiel gekommen, das hat mich gefreut", analysierte Waber. "Sie wird auf ihrem Weg zurück noch Höhen und Tiefen erleben."

Paszek selbst will bis Ende des Jahres in den Top 100 sein. Nach Bad Gastein übersiedelt die Vorarlbergerin auf die US-Tour und bestreitet die Turniere in Washington, Toronto, Cincinnati, die US-Open-Qualifikation und Quebec. "Dort überall bin ich dank meines Protected Rankings dabei. Ich habe keine Punkte zu verteidigen, kann also nur gewinnen", erklärte Paszek, die nun wieder topfit ist, voller Vorfreude.

Auch die Niederlage von Patricia Mayr-Achleitner gegen Anna Karolina Schmiedlova (SVK-7) und der angekündigte Rücktritt vom Tennis machte Waber traurig: "Das ist ein großer Verlust. Sie ist im Fed Cup immer ihre Frau gestanden für Österreich. Aber dieser Schritt ist nachvollziehbar, wenn der Körper kaputt ist. Es gibt ja auch ein Leben nach dem Tennis."

In der Qualifikation waren die jungen Österreicherinnen Julia Grabher, Pia König und Mira Antonitsch gleich in der Auftaktrunde gescheitert.

(Schluss) hep/mgä

(APA)

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