Australian Open: Harte Schläge, schnelle Breaks

Dominic Thiem
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Dominic Thiem meistert Runde zwei mühelos. Die Leistung in Melbourne macht seine Entwicklung im vergangenen Jahr deutlich. Nun wartet ein alter Bekannter.

Melbourne/Wien. „Nicht jeder auf der Tour ist nett“, erklärte Dominic Thiem. Gut möglich, dass Österreichs derzeit bester Tennisspieler damit die angeblichen Wettbetrüger (siehe Artikel rechts) gemeint hat. David Goffin jedenfalls sei ein netter Kerl, sagte Thiem. Die Nummer 16 der Welt aus Belgien ist nicht nur Doppel- und Trainingspartner des Niederösterreichers, sondern am Freitag auch sein Drittrundengegner bei den Australian Open. Im siebenten Aufeinandertreffen der beiden (Bilanz: zwei Siege, vier Niederlagen) geht es für Thiem um das erstmalige Erreichen des Achtelfinales in Melbourne.

Im Vorjahr setzte es für Thiem in Down Under noch eine Erstrundenniederlage gegen den Spanier Roberto Bautista Agut. Inzwischen ist der 22-Jährige in die Top 20 der Welt vorgestoßen, niemand dort ist jünger. Und sein diesjähriger Auftritt beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison macht seine Entwicklung seither deutlich. Mit Leonardo Mayer, Nummer 36 der Welt, rang Thiem den schwierigen Auftaktgegner in vier Sätzen nieder. In Runde zwei ließ er dem früheren Weltranglistenneunten Nicolás Almagro nur sieben Games, nach 1:41 Stunden stand es 6:3, 6:1, 6:3.

Vor allem die Aufschlagbilanz gegen den erfahrenen Spanier überzeugte: Thiem musste keinen einzigen Breakball abwehren. „Das war sicher der Schlüssel zum Sieg“, meinte er danach. Die Partie war freilich nicht so einfach, wie das Resultat zeigt. „Zum Glück habe ich in jedem Satz ein frühes Break gemacht. Er kann Winner aus jeder Lage schießen, hat einen schnellen Arm.“

Doch mit 28 Gewinnschlägen und nur halb so vielen unerzwungenen Fehlern hatte Thiem dafür gesorgt, dass der Weltranglisten-73. nicht ins Spiel zurückfand. „Ich habe schon vor dem Match gesagt, dass er zum Glück nicht mehr der ist, der er schon einmal war. Weil er schon fast alle Spieler geschlagen hat – wenn er richtig gut spielt“, sagte der erleichterte Sieger. „Deswegen war es mental ein ziemlich hartes Match.“

Assrekord reicht am Ende nicht

Im Kampf um sein zweites Major-Achtelfinale nach den US Open 2014 wartet mit Davis-Cup-Finalist Goffin nun eine weit höhere Hürde. Sollte Thiem auch die Runde der letzten 32 meistern, winkt ihm wohl das zweite Aufeinandertreffen mit Superstar Roger Federer innerhalb weniger Wochen. Dafür muss der Schweizer zwar noch gegen Grigor Dimitrow bestehen. Mit Alexander Dolgopolow hatte Federer wenig überraschend keine Probleme (6:3, 7:5, 6:1), die dritte Runde in Melbourne hat der Rekord-Grand-Slam-Sieger ohnehin noch nie verpasst.

Auch Titelverteidiger Novak Djoković setzte sich ohne Satzverlust gegen Quentin Halys durch und trifft in Runde drei auf Andreas Seppi. Die Nummer eins hat nun 22 Sätze in Folge gewonnen.

Trotz eines Rekordes musste sich Kristýna Plíšková aus dem Turnier verabschieden. Die Tschechin hat mit 31 Assen so viele wie noch nie einer Dame in einem WTA-Match geschlagen. Am Ende verlor sie dennoch gegen Monica Puig aus Puerto Rico mit 7:9 im dritten Satz. (joe)

AUSTRALIAN OPEN ERGEBNISSE

Herren, 2. Runde: Seppi (28) – Kudla 7:5, 6:4, 6:4, Djoković (1) – Halys 6:1, 6:2, 7:6(3), Tsonga (9) – Jasika 7:5, 6:1, 6:4, Kyrgios (29) – Cuevas 6:4, 7:5, 7:6(2), Berdych (6) – Basić 6:4, 6:0, 6:3, Nishikori (7) – Krajicek 6:3, 7:6(5), 6:3, Čilić (12) – Ramos 6:4, 6:3, 7:6(4), Simon (14) – Donskoj 6:3, 5:7, 7:6(1), 4:6, 7:5, Goffin (15) – Džumhur 6:4, 0:6, 6:4, 6:2, Dimitrow (27) – Trungelliti 6:3, 4:6, 6:2, 7:5.
Doppel, 1. Runde: Becker/Thiem – Lorenzi/Pella 6:3, 7:6(4), Bellucci/Demoliner – González/Knowle 4:6, 6:3, 7:5, Pospisil/Sock – Petzschner/Peya 1:6, 7:6(5), 7:6(5).

Damen, 2. Runde: Gavrilova – Kvitová (6) 6:4, 6:4, A. Radwanska (4) – Bouchard 6:4, 6:2, S. Williams (1) – Su-Wei 6:1, 6:2, Scharapowa (5) – Sasnowitsch 6:2, 6:1, Suárez (10) – Sakkari 6:7(5), 6:2, 6:2, Bencic (12) – Babos 6:3, 6:3, Vinci (13) – Falconi 6:2, 6:3.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2016)

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