Djokovic und die "hungrigen Wölfe"

TENNIS - ATP, Australian Open 2016
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Novak Djokovic untermauerte zu Saisonbeginn seine Vormachtstellung, er sagt: "Ich spiele seit 15 Monaten das Tennis meines Lebens."

Keine Frage - so wie Novak Djokovic das Jahr 2016 begonnen hat, wird er auch in diesem Jahr nur ganz schwer von der Spitzenposition im Welt-Tennis zu verdrängen sein. Seit 7. Juli 2014 hält sich der 28-jährige Serbe, der am Sonntag mit einem 6:1,7:5,7:6(3)-Finalsieg über Andy Murray schon zum sechsten Mal die Australian Open gewonnen hat, auf Platz eins im ATP-Ranking.

Djokovic dominiert derzeit die Szene wie ein Roger Federer vor rund zehn Jahren. Aber der Familienvater weiß genau, dass es schwieriger ist, den Tennis-Thron zu halten, als ihn zu erreichen. "Ich habe gestern eine nette Metapher gehört: Über den Wolf, der viel hungriger ist, wenn er auf den Hügel hinaufläuft als wenn er oben auf dem Hügel steht", sagte der nunmehr elffache Major-Sieger. "Die Burschen kämpfen da draußen jede Woche und ich weiß, dass sie alle sehr hungrig sind, Nummer eins zu werden."

Dennoch - Djokovic spielt in der Form seines Lebens und scheint nahezu unantastbar. Auch wenn ihn der Franzose Gilles Simon im Achtelfinale in 4:32 Stunden und fünf Sätze lang gefordert hatte (weil Djokovic für ihn völlig ungewöhnlich 100 unerzwungene Fehler beging). Im Vorjahr verhinderte nur ein sehr starker Stan Wawrinka im Finale der French Open, dass Djokovic sogar als erster männlicher Spieler seit Rod Laver (1962 und zuletzt 1969) den "Grand Slam" schafft. Denn die anderen drei Major-Turniere in diesem Jahr gingen an den Serben.

Und seit dieser Niederlage an der Seine ist Djokovic mit 21:0-Siegen bei Major-Turnieren schon wieder ungeschlagen. Allerdings ist der Event in Roland Garros auch noch jenes Grand-Slam-Turnier, dass Djokovic noch gar nicht gewonnen hat. Rekorde sind übrigens durchaus etwas, die auch einem Djokovic etwas bedeuten: Er hat ja mit Roy Emerson als Rekordsieger der Australian Open (je 6) gleichgezogen und auch in der Ewigen-Besten-Liste aller vier Majors mit nun mehr elf Triumphen Björn Borg und Rod Laver eingeholt. "Ich kann nicht lügen und sagen, dass ich nicht daran gedacht habe", gestand "Nole". "Natürlich war das bei mir im Hinterkopf. Es war mir eine große Motivation."

Auf den Lorbeeren ausruhen gibt es für ihn natürlich nicht. Auch wenn er in den fünf vergangenen Grand-Slam-Finali gestanden ist und vier davon gewonnen hat. "Ich glaube, dass ich jedes Tennismatch gewinnen kann und dass ich seit 15 Monaten das Tennis meines Lebens spiele. Das zeigen auch die Resultate. Aber das Karma kann dir auch eine ordentliche Ohrfeige geben - das will ich nicht." Darum will er sich nur ein paar Tage der Entspannung und der Freude gönnen. "Danach beginne ich bereits wieder darüber nachzudenken, wie ich weiter so bei jedem Turnier spielen kann. Diese Einstellung braucht man, wenn man oben bleiben will."

Eine Einstellung, die es ihm auch erlaubt, sich immer wieder weiterzuverbessern. Nicht zuletzt dank eines hervorragenden Teams hinter ihm, das neben Boris Becker u.a. auch den Tiroler Fitness-Coach Gebhard Gritsch beinhaltet. "Ich stehe nicht hier, weil ich das gleiche Tennis wie vor einem Jahr spiele. Ich finde, dass ich besser spiele", glaubt der "Djoker". Nicht nur technisch oder sein Spiel versuche er ständig zu verbessern, sondern auch mental. Ein kompromissloses Streben nach Perfektion - mit Sicherheit ein Zeichen für einen wahren Champion.

(Schluss) gw/tos

(APA)

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