Tennis: Eine verflixte Zahl als Dämpfer und Ansporn

„Tu mir das nie wieder an“, lautete Novak Djoković' erste Reaktion.
„Tu mir das nie wieder an“, lautete Novak Djoković' erste Reaktion.(c) Reuters
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Dominic Thiem und die Partie der vergebenen Chancen: Österreichs Nummer eins hat Novak Djoković in Miami einen harten Kampf geliefert, die Sensation am Ende aber verpasst. Der Weltranglistenerste lobte dennoch.

Miami/Wien. Die Zahl 14 wird Dominic Thiem noch ein Weile verfolgen. So viele Breakchancen hat er nämlich gegen niemand Geringeren als den Weltranglistenersten, Novak Djoković, ausgelassen.

3:6, 4:6 musste sich Thiem dem Serben im Achtelfinale von Miami geschlagen geben, das Resultat war dasselbe wie im ersten Aufeinandertreffen der beiden in Shanghai 2014.

In Miami hat sich Djoković, 28, zumindest davon überzeugen können, wie sehr sich der 22-jährige Niederösterreicher, inzwischen die Nummer 14 der Welt, seither verbessert hat. „Es war ein Zweisatzsieg, aber von einfach weit entfernt“, stellte Djoković klar. Mit Spin und Tempo des Österreichers kam die Nummer eins der Welt freilich besser zurecht als manch anderer Gegner von Thiem in diesem Jahr. Der Herausforderer musste hohes Risiko gehen, produzierte dabei 40 unerzwungene Fehler, verbuchte aber mehr Gewinnschläge (15:6). Djoković war sogar ordentlich damit beschäftigt, seinen Aufschlag zu halten: 102 Punkte musste er bei eigenem Service spielen, Thiem dagegen nur 59; ganze 15 Breakchancen erkämpfte sich Österreichs Nummer eins.

Dass Thiem davon nur eine nutzen konnte, weil Djoković mit einem Doppelfehler nachgeholfen hat, zeigt, wieso der Serbe die unangefochtene Nummer eins ist. „Ich bin hart geblieben als es am wichtigsten war“, erklärte Djoković, der drei seiner sechs Breakchancen verwertete. „Bei den wichtigen Punkten versuchte ich, ihn spielen und laufen zu lassen. Er hat sehr harte Grundschläge, also gelingen ihm tolle Shots, oder er macht einen Fehler.“ Im Schnitt nützt Thiem heuer knapp 40 Prozent seiner Breakmöglichkeiten, diesmal musste er eingestehen: „Da waren einige richtig dumme Bälle dabei, richtig schlecht vergebene Breakchancen.“

Nach 1:50 Stunden und einem 15 Minuten dauernden letzten Game verwertete Djoković den vierten Matchball – bezeichnend für die gesamte Partie hatte Thiem zuvor drei Breakchancen vergeben. „Mir wäre es recht gewesen, wenn das Match noch länger dauert“, meinte der Verlierer. Mit einem Break wäre er wohl zurück ins Spiel gekommen, war auch Djoković überzeugt, der von einer „soliden Vorstellung“ seinerseits sprach. Am Ende machte einmal mehr seine Konstanz den Unterschied.

Muster und Melzer weiter allein

Während die Nummer eins nicht unbeeindruckt als Sieger den Platz verließ („Er hat ein ziemlich komplettes Spiel. Wenn er auf diesem Weg bleibt, hat er eine große Zukunft vor sich“), verabschiedete sich Thiem unter Standing Ovations und mit 68.000 Dollar Preisgeld aus Miami. Vorerst bleiben Thomas Muster (1996 gegen Pete Sampras) und Jürgen Melzer (2010 gegen Rafael Nadal) die einzigen Österreicher, die gegen einen Weltranglistenersten gewonnen haben.

Thiem hat mit den Achtelfinals in Indian Wells und Miami sein Soll in Übersee erreicht („Nicht mehr und nicht weniger“), der Fokus liegt nun auf der europäischen Sandplatzsaison, seiner „Lieblingszeit im ganzen Jahr“. Das Duell mit dem Allerbesten habe jedenfalls „viele Sachen aufgezeigt“. Welche, wollte er nicht verraten. Es hat aber wohl etwas mit der Zahl 14 zu tun. „Von 15 Breakbällen nur einen zu machen ist zu wenig, überhaupt wenn auf der anderen Seite die Nummer eins der Welt steht.“ (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2016)

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