Dominic Thiem profitiert von einer Aufgabe, trotz allem ist Roger Federer beeindruckt: „Er weiß, was er tut.“
Halle. Eigentlich hätte Dominic Thiem in einer Wiederholung des Stuttgart-Finales gegen Philipp Kohlschreiber antreten sollen. In Halle musste der Deutsche wegen einer Zerrung in der linken Hüfte aber zurückziehen, Thiem ist damit kampflos in sein neuntes Halbfinale der Saison eingezogen, das zweite bei einem 500er-Turnier.
Heute spielt Österreichs Nummer eins gegen den Italiener Andreas Seppi oder den Deutschen Florian Mayer um den Einzug in sein zehntes Finale auf der ATP-Tour. Ebenfalls im Halbfinale steht Roger Federer nach einem 6:1, 7:6 (10)-Erfolg über den Belgier David Goffin. Der Schweizer bekommt es mit Deutschlands Nachwuchshoffnung Alexander Zverev, 19, zu tun.
Für den aktuellen Erfolgslauf von Thiem fand der 17-fache Grand-Slam-Sieger sehr anerkennende Worte. „Ich glaube, er weiß, was er tut. Es ist unglaublich zu sehen, wie er ununterbrochen spielt“, sagte Federer. Das erlangte Selbstvertrauen helfe dabei. „Ich habe besonders in Stuttgart gesehen, wie die Dinge viele, viele Male nicht gut für ihn gelaufen sind, und er ist ruhig geblieben.“ Thiem habe eine bestimmte Spielweise, auf die er immer zurückgreifen könne, meinte der Schweizer. „Darüber haben wir auch gesprochen. Er hat ein gutes Service, ein starkes Grundlinienspiel, er versucht sich gut auf Gras einzustellen und auf den Return.“ Letzteres sei nicht einfach für Thiem, weil es vom Ablauf des Schlages nicht natürlich sei. „Aber es sieht so aus.“
Thiems Matchbilanz 2016 von 47:11-Siegen und der Vorstoß auf Rang sieben der Weltrangliste lassen auch Federer nicht kalt. „Ich bin sehr beeindruckt von seinem Fortschritt, auch wenn ich nicht überrascht bin, weil er einmal nach Zürich gekommen ist und mit mir trainiert hat“, erzählte Federer. Schon damals sei er beeindruckt gewesen, wie gut und schnell Thiem schlagen konnte. „Für mich ist es eher eine Bestätigung.“
Der 22-jährige Niederösterreicher ist auch einer von wenigen Spielern auf der Tour, der mit 2:1 eine positive Bilanz gegen Federer aufweisen kann. Alle drei Partien fanden 2016 statt, zuletzt gewann Thiem bei seinem Turniersieg vergangene Woche auf Rasen in Stuttgart gegen den Eidgenossen. Im Endspiel von Halle könnte es ein viertes Aufeinandertreffen geben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2016)