Rafael Nadal musste sich im Achtelfinale der US Open überraschend dem Franzosen Lucas Pouille geschlagen geben. „Ich brauche etwas, was diesmal nicht da war“, sagte der Spanier. Bei den Damen spielt eine Wahl-Wienerin auf.
New York/Wien. Es war ein Kampf auf Biegen und Brechen, mehr als vier Stunden lang. Am Ende reckte überraschend der Franzose Lucas Pouille die Fäuste triumphierend in die Luft, auf der Gegenseite starrte Rafael Nadal fassungslos in die Ferne. 156 Ballwechsel entschied jeder der Kontrahenten in diesem Achtelfinale für sich, am Ende aber musste sich der Spanier mit 1:6, 6:2, 4:6, 6:3, 6:7(6) geschlagen geben und die diesjährigen US Open hatten ihre erste große Sensation im Herrenbewerb. Souverän den Aufstieg schaffte unterdessen Novak Djoković, der Serbe bezwang Kyle Edmund (GBR) 6:2, 6:1, 6:4.
„Ich hätte mir nichts Schöneres erträumen können“, frohlockte Pouille, während Nadal nach den Gründen für die Niederlage suchte. „Die Einstellung hat gepasst, aber wenn jemand alles gibt und dennoch nicht gewinnt, dann fehlt etwas anderes, oder? Danach muss ich suchen. Ich muss selbstkritisch genug sein, dass ich etwas ändern muss“, erklärte der 30-Jährige, der damit beim sechsten Grand-Slam-Turnier in Folge im Viertelfinale fehlt. Dabei hatte er bis dahin lediglich 20 Games abgegeben, Pouille musste hingegen bereits in den beiden Runden zuvor jeweils über fünf Sätze gehen. Dennoch ging der Außenseiter mit 2:1 in Führung, ehe Nadal ausglich und im entscheidenden Durchgang nach einem Break zum 4:2 bereits wie der Gewinner aussah. Aber der Franzose schaffte das Rebreak und verwertete im Tiebreak schließlich seinen vierten Matchball. „Wenn du im fünften Satz 4:3 und bei eigenem Aufschlag mit 30:0 führst, dann ist das keine Frage der Erfahrung“, resümierte Nadal.
Kampf gegen den Körper
14 Grand-Slam-Titel hat Nadal zu Buche stehen, er gilt als bester Sandplatzspieler der Geschichte. Der Respekt ist groß, die Oberarme nach wie vor muskulös, doch inzwischen können auch Spieler abseits der Weltspitze den 30-Jährigen immer öfter fordern. Die kraftvolle Spielweise des Spaniers fordert ihren Tribut, immer wieder plagen ihn Verletzungen. Derzeit macht Nadal das Handgelenk zu schaffen, weshalb er bei den French Open aussteigen und für Wimbledon passen musste, sich bei Olympia in Rio mit Gold im Doppel und Platz vier im Einzel aber eindrucksvoll zurückmeldete. „Ich muss mein Level wieder dorthin bringen, wo es vor meiner Verletzung war“, erklärte Nadal. „Ich brauche etwas, was diesmal nicht da war. Ich werde weiterarbeiten, um es zu finden.“
Bei den Damen erlebt Anastasija Sevastova, 26, einen unverhofften zweiten Frühling. Die Lettin, Nummer 48 der Welt, besiegte im Achtelfinale Johanna Konta (GBR) mit 6:4, 7:5 und bestätigte damit ihren Erfolg gegen French-Open-Siegerin Garbine Mugurza. Die in Wien lebende Sevastova hatte ihre Karriere wegen körperlicher und mentaler Probleme vor drei Jahren beendet, wagte mit Trainer und Freund Ronald Schmidt, der einst auch Thomas Muster betreute, aber Ende 2014 das Comeback. Der aktuelle Höhenflug kommt überraschend, wie Schmidt gestand: „Das war nicht zu erwarten, die Freude ist riesengroß.“ (red)
US OPEN Ergebnisse
Herren, Achtelfinale: Tsonga (FRA-9) – Sock (USA-26) 6:3, 6:3, 6:7(7), 6:2, Monfils (FRA-10) – Baghdatis (CYP) 6:3, 6:2, 6:3
Damen, Achtelfinale: Wozniacki (DEN) – Keys (USA-8) 6:3, 6:4, Vinci (ITA-7) – Zurenko (UKR) 7:6(5), 6:2.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2016)