Die Unvollendete strebt nach der späten Krönung

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TEN-US-OPEN-WOZNIACKI-SEVASTOVA(c) APA/AFP/EDUARDO MUNOZ ALVAREZ
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Caroline Wozniacki, einst als Wunderkind gefeiert, führte 67 Wochen die Rangliste an, ohne jemals ein Grand-Slam-Turnier gewonnen zu haben. Bei den US Open träumt die Dänin, nur noch 74. der Welt, vom großen Coup.

New York/Wien. Es gibt Spielerinnen auf der Tour, die beim Publikum allerhöchste Sympathiewerte genießen. Da ist es völlig egal, ob sie in Australien, China oder den USA aufschlagen, sie werden allerorts bejubelt, gefeiert und fotografiert. Die Serbin Ana Ivanović ist ein solcher Fanmagnet, auch die Kanadierin Eugenie Bouchard lockt Massen an. Und dann gibt es noch Caroline Wozniacki. Die Dänin hatte es einst zu großer Popularität geschafft, als sie 2010 zur Nummer eins der Weltrangliste aufstieg und mit einer kurzen Unterbrechung 67 Wochen an der Spitze thronte. Die mittlerweile längst zerbrochene Beziehung zu Golf-Superstar Rory McIlroy steigerte den Bekanntheitsgrad weiter, die hübsche Dänin war zudem wie gemacht für die Werbeindustrie.

Mittlerweile genießt Wozniacki zwar immer noch immensen Zuspruch, die sportlichen Erfolge können mit den hohen Ansprüchen allerdings schon lang nicht mehr Schritt halten. Die Vorsaison verlief enttäuschend, 2016 setzte sich der Abwärtstrend rapide fort. Wozniacki kämpfte mit den Folgen einer Sprunggelenksverletzung, in der Rangliste wurde sie bis auf Rang 74 durchgereicht. „Die Hauptsache ist momentan, dass ich keine Schmerzen habe“, sagte die 26-Jährige dieser Tage in New York.

Die Leichtigkeit des Seins

Mit den US Open verbindet Wozniacki besondere Erinnerungen. Hier, in Flushing Meadows, hat sie 2009 und 2014 das Endspiel erreicht, gewinnen konnte sie das Turnier allerdings nie. Die ehemalige Nummer eins steht bis heute ohne Grand-Slam-Titel da. Ein Umstand, der ihr, der Unvollendeten, in der Vergangenheit medial viel Kritik einbrachte. Das einstige Gefühl, stets der Favoritenrolle gerecht werden und unbedingt bestehen zu müssen, ist einer gewissen Lockerheit gewichen. Früher sei es immer nur ums Gewinnen gegangen, „heute muss ich gar nichts tun außer rausgehen und mein Bestes geben“.

Getragen von dieser Einstellung drang Wozniacki bei den US Open sensationell ins Halbfinale vor, auf dem Weg dorthin schlug sie unter anderem die weitaus höher eingestuften Swetlana Kusnetsowa (RUS/9) und Madison Keys (USA/8). Im Viertelfinale fertigte sie die gehandicapte Lettin Anastasija Sevastova mit 6:0, 6:2 ab und trifft heute in ihrem vierten US-Open-Halbfinale auf die Deutsche Angelique Kerber. Wozniacki will dieses Spiel in vollen Zügen genießen, ihre Chance suchen. „Ich bin derzeit zwar nur die Nummer 74, aber das ist nur eine Zahl, die mir nicht viel bedeutet. Ich fühle, dass ich immer noch eine der besten Spielerinnen der Welt bin.“

Kurzarbeiter Djoković

Bei den Herren hat sich Novak Djoković erwartungsgemäß für das Halbfinale qualifiziert. Der Serbe profitierte in der Runde der letzten acht beim Stand von 6:3, 6:2 von der Aufgabe seines Kontrahenten Jo-Wilfried Tsonga. Der Franzose klagte über Knieschmerzen. Für Djoković bleiben die diesjährigen US Open ein Kuriosum. Tsonga war nach Michail Juschnij (3. Runde) bereits der zweite Spieler, der sein Spiel gegen den Weltranglistenersten nicht beenden konnte. Jiří Veselý (2. Runde) konnte erst gar nicht antreten.

US OPEN VIERTELFINALE

Herren: Djoković (SRB/1) – Tsonga (FRA/9) 6:3, 6:2. Monfils (FRA/10) – Pouille (FRA/24) 6:4, 6:3, 6:3.
Damen: Kerber (GER/2) – Vinci (ITA/7) 7:5, 6:0. Wozniacki (DEN) – Sevastova (LAT) 6:0, 6:2

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2016)

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