Ein neues Kapitel Tennisgeschichte

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Melbourne hat sein Nostalgie-Traumfinale, im Showdown der Altmeister trifft Rafael Nadal auf Roger Federer. Favorit ist keiner auszumachen, beide erinnern an ihre Glanzzeiten.

Melbourne/Wien. Die Australian Open 2017 sind so etwas wie eine Zeitmaschine. Das heutige Damen-Endspiel (9.30 Uhr, live Eurosport) bringt den 28. Sister Act zwischen Serena und Venus Williams – am selben Ort, wo vor 19 Jahren das erste Duell der Schwestern über die Bühne ging. Und dank Rafael Nadal ist nun auch bei den Männern das Nostalgie-Traumfinale perfekt. Mit einem 6:3, 5:7, 7:6 (5), 6:7 (4), 6:4-Sieg über Grigor Dimitrov folgte er Roger Federer ins Endspiel. „Ein Privileg“, sei das bevorstehende Finale für ihn, erklärte Nadal, der mit seinen 30 Jahren fünf Jahre jünger ist als die drei übrigen Finalisten.

Am Sonntag wird also jene Rivalität, die den Tennissport im vergangenen Jahrzehnt geprägt hat, um ein Kapitel reicher. Es ist ein Showdown, den so niemand erwarten durfte. Federer hat die zweite Saisonhälfte 2016 wegen einer Knieverletzung verpasst, Nadal kämpfte lang mit seiner Form, eine Handgelenksverletzung zwang ihn schließlich zur Auszeit. Im vergangenen Sommer trafen sich die beiden zur Eröffnung von Nadals Tennisakademie auf Mallorca, mehr als ein paar lockere Schläge mit Junioren ließen ihre Verletzungen damals nicht zu. Doch statt der planmäßigen Finalisten, Andy Murray und Novak Ðoković, bestreiten nun die Nummer neun (Nadal) und die Nummer 17 des Turniers (Federer) das Endspiel beim ersten Saisonhighlight. „Ich habe nie davon geträumt, noch einmal im Finale von Australien zu sein, das hätte ich im vorigen Jahr nicht erwartet“, meinte Nadal.

Ein Favorit ist dieses Mal kaum auszumachen, beide erinnerten in Melbourne phasenweise an ihre Glanzzeiten. Bei Nadal, der seit seinem 14. Major-Titel bei den French Open 2014 kein Grand-Slam-Semifinale mehr erreicht hatte, sind Länge und Sicherheit in den Schlägen zurück, auch auf den Aufschlag ist wieder Verlass. Der Spanier steigerte sich von Runde zu Runde, kämpfte Jungstar Alexander Zverev in fünf Sätzen nieder, verabschiedete mit Gael Monfils und Milos Raonic die Nummern sechs und drei des Turniers und beendete in einem hochklassigen Halbfinale über knapp fünf Stunden den Lauf des Bulgaren Grigor Dimitrov, der heuer noch keine Partie verloren hatte.

Auch Federer hatte nach seinem Auftaktsieg gegen Jürgen Melzer zu kämpfen, musste gegen Kei Nishikori und zuletzt im Halbfinale gegen Stan Wawrinka über die volle Distanz gehen. Mit dem fünften Triumph in Melbourne würde der 35-jährige Schweizer seine Rekordausbeute bei Grand Slams auf 18 Titel ausbauen.

Geschichte einer Rivalität

Im direkten Duell aber führt Nadal 23:11, er gewann fünf der jüngsten sechs Vergleiche, den bisher letzten im Herbst 2015 im Finale von Basel entschied wiederum Federer für sich. Insgesamt achtmal sind sich die beiden schon in Grand-Slam-Endspielen gegenübergestanden. Federer gewann zwei davon (Wimbledon 2006 und 2007), Nadal sechs (French Open 2006, 2007, 2008 und 2011, Wimbledon 2008 und Australian Open 2009). Nur eines der acht Finale wurde in drei Sätzen entschieden, drei gingen über fünf Sätze.

In Melbourne ging stets Nadal als Sieger vom Platz. Er gewann alle drei bisherigen Duelle, das jüngste im Semifinale 2014 sogar glatt in drei Sätzen. Für Sonntag hofft die Tenniswelt hingegen auf ein Marathon-Match. Nadal: „Das ist eine einmalige Situation. Lasst sie uns genießen, weil das wahrscheinlich nicht noch einmal passieren wird.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2017)

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