US Open: Wenn Champions in Deckung gehen

TENNIS - ATP, US Open 2017
TENNIS - ATP, US Open 2017(c) GEPA pictures
  • Drucken

Rafael Nadal und Juan Martín Del Potro verfügen über völlig unterschiedliche, aber die derzeit wirkungsvollsten Vorhandschläge. Ein Vergleich vor dem Halbfinale.

New York/Wien. Gerade noch ist Roger Federer am Netz in Deckung gegangen. Sein Angriffsball war misslungen, Juan Martín Del Potro hat die Vorhand in vollem Lauf getroffen, Federer konnte nur noch ausweichen. Gegen solche Schläge war nach Dominic Thiem auch der Schweizer machtlos, heute trifft Del Potro, 28, im Halbfinale auf den Weltranglistenersten: Rafael Nadal, 31. Es ist das Duell der Spieler mit der stärksten Vorhand im aktuellen Männertennis.

3300Umdrehungen pro Minute erreichen die Bälle im Schnitt, nachdem sie Nadals Schläger verlassen haben, seine äußerst stabile und vielseitige Topspin-Vorhand ist immer noch der am meisten gefürchtete Grundlinienschlag. Del Potro trifft seinen Paradeschlag relativ gerade (2000 Umdrehungen pro Minute), erreicht dafür Geschwindigkeiten von über 190 km/h, hat aber mit seiner Eastern-Griffposition (Nadal benutzt einen offeneren Western-Griff) weniger Marge. Standposition und Beinarbeit müssen beim 1,98-m-Mann exakt stimmen, dann sind Winner auch von hinter der Grundlinie möglich. Meist täuscht der Eindruck, Del Potro wäre zu spät am Ball, sollte die Vorhand dennoch ein paar Mal danebengehen, kümmert ihn das kaum, er macht weiter, bis er seinen Rhythmus findet.

Der Schlüssel zum Sieg gegen Federer war allerdings weniger die Vorhand, vielmehr das Service des Argentiniers. Zwei Drittel aller ersten Aufschläge (im Schnitt 196 km/h) trafen ihr Ziel, dabei gewann er über 80 Prozent der Punkte, ließ insgesamt nur drei Breakbälle zu.

Und zwischen Rechtshänder Del Potro und Linkshänder Nadal sind ohnehin keine Vorhandduelle zu erwarten. „Er ist Linkshänder, er kann leicht meine Rückhand finden. Ich weiß also nicht, was meine Strategie sein wird“, meinte Del Potro. Nach vier Handgelenksoperationen spielt er mit der Rückhand mehr Slice als früher. Die Beidhändige ist zwar immer noch grundsolide, auch die Länge stimmt, aber sie ist nicht so durchschlagskräftig wie beim US-Open-Titel 2009, als er Nadal im Halbfinale nur sechs Games überlassen hat.

Im direkten Duell steht es inzwischen 8:5 für Nadal. Der Spanier agierte zuletzt souverän, hat sich im Turnierverlauf aber schon Schwächephasen erlaubt. Als einziger Spieler noch ohne Satzverlust ist Landsmann Pablo Carreño Busta, er trifft im zweiten Halbfinale auf Kevin Anderson (RSA). (joe)

US OPEN VIERTELFINALE

Juan Martín Del Potro (ARG-24) – Roger Federer (SUI-3) 7:5, 3:6, 7:6 (8), 6:4, Rafael Nadal (ESP-1) – Andrej Rublew (RUS) 6:1, 6:2, 6:2. Halbfinale: Nadal – Del Potro, Carreño Busta – Anderson.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Juan Martin Del Potro hat eine Sensation geschafft
Tennis

Del Potro wirft nach Thiem auch Federer aus US Open

Das von vielen Tennisfans ersehnte, überhaupt erste, Duell Federer - Nadal bei den US Open wird es auch heuer nicht geben. Federer wurde von Thiem-Bezwinger Juan Martin Del Potro aus dem Bewerb geschossen.
Venus Williams spielt in New York auf.
Tennis

Venus Williams: Späte Blüte eines Evergreens

Venus Williams, 37, spielt als älteste Halbfinalistin der US Open um ihr drittes Major-Finale in diesem Jahr. Die Unbeschwertheit ist passé, die alte Stärke dafür zurück.
Für Karolina Pliskova war im US Open-Viertelfinale Endstation.
Tennis

Pliskova bei US Open gescheitert: Muguruza neue Nummer 1

Die Tschechin unterlag im Viertelfinale der US-Amerikanerin Vendeweghe. Nach den US Open wird damit die Spanierin Garbine Muguruza an der Spitze der Tennis-Weltrangliste stehen.
TENNIS-US-OPEN-DAY 9
Tennis

Südafrikaner Anderson erstmals in einem Grand-Slam-Halbfinale

Der Weltranglisten-32. setzte sich im Viertelfinale gegen Sam Querrey, den letzten amerikanischen Vertreter im Herren-Einzel, mit 7:6(5),6:7(9),6:3,7:6(9) durch.
Thiem:  „Ich habe das Gefühl, dass ich spielerisch letztes Jahr hier besser gespielt habe als dieses Jahr.“
Analyse

Dominic Thiems verlorener Trumpf

Einst überragend in Entscheidungssätzen, hat der Österreicher an Nervenstärke eingebüßt. Das belegen Statistiken – und sein Achtelfinal-Aus bei den US Open.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.