Daviscup: Welser Volksfest mit einem Stargast

Dominic Thiem erfüllte beim Daviscup in Wels die Erwartungen, er brachte Österreich gegen Rumänien mit 2:0 in Front.
Dominic Thiem erfüllte beim Daviscup in Wels die Erwartungen, er brachte Österreich gegen Rumänien mit 2:0 in Front. (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Matthias Hauer)
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Österreich führt nach dem ersten Tag des Daviscup-Duells gegen Rumänien mit 2:0, zum Klassenerhalt fehlt nur noch ein Sieg. In Wels waren alle Augen auf Dominic Thiem gerichtet.

Wels. Österreichs Daviscup-Mannschaft ist seiner Favoritenrolle am ersten Tag des Länderkampfs in Wels gegen Rumänien vollends gerecht geworden. Nach Siegen von Gerald Melzer und Dominic Thiem führt die Mannschaft von Kapitän Stefan Koubek im Relegationsduell der Europa/Afrika-Zone I mit 2:0. Ein Sieg im heutigen Doppel durch Thiem und Philipp Oswald (14 Uhr, live in ORF Sport plus) wäre gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt.

Der UTC Wels hat sich für diesen besonderen Anlass herausgeputzt, zum dritten Mal nach 1999 (Portugal) und 2002 (Ukraine) war die zweitgrößte Stadt Oberösterreichs Schauplatz eines Daviscup-Länderspiels. Die eigens aufgebauten Tribünen boten 3500 Zuschauern Platz, kurz nach Mittag waren die letzten Karten verkauft. Das lag nicht an den klingenden Namen der Rumänen, selbst Gerald Melzer dürfte nicht der große Ticketseller gewesen sein. Das Gros der Besucher war, wie könnte es anders sein, wegen Dominic Thiem gekommen. Denn Heimspiele des österreichischen Tennisstars sind eine Rarität, dementsprechend groß waren Interesse und Begeisterung.

Eine Zeitreise

Ehe Thiem die Bühne betrat und die Hauptattraktion servierte, war Gerald Melzer die Ouvertüre vorbehalten. Abgesehen von einer Konzentrationsschwäche im dritten Satz erledigte der 27-Jährige seine Aufgabe souverän, er schlug Rumäniens Nummer eins, Dragoş Dima (ATP 489), mit 6:1, 6:1, 3:6, 6:1. Thiem muss sich in seinem Spiel gegen Bogdan Borza (ATP 707) um einige Jahre zurückversetzt gefühlt haben. Dass er einem derart niedrig gereihten Konkurrenten gegenüberstand, war letztmals vor ziemlich exakt vier Jahren der Fall. Bei einem Challenger in Marokko sah sich Thiem im September 2013 mit dem Franzosen Laurent Rochette, Nummer714 der Weltrangliste, konfrontiert.

Dass Thiem seinen Gegner im Vorfeld eines Matches nicht kennt, kommt nur noch selten vor. Borza war ihm jedenfalls kein Begriff, Österreichs Aushängeschild und den rumänischen Nobody trennen Welten, spielerisch und folglich auch in der Weltrangliste. Auf der ATP-Website wird der 20-Jährige ohne Bild geführt, für gewöhnlich bestreitet er seine Spiele auf der drittklassigen Future-Tour praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wer dieses ungleiche Duell gewinnen würde, darüber gab es keinerlei Spekulationen. Solch präzisen und harten Schlägen wie jenen von Thiem sah sich der junge Borza noch nie zuvor ausgesetzt, dabei offenbarte der Niederösterreicher längst nicht sein ganzes Können.

Thiem – ein Ferrari oder Golf?

Mit Fortdauer der Begegnung bekam dieses Spiel immer mehr den Charakter einer Exhibition, Thiem spielte oftmals nicht mit der letzten Konsequenz, weil es schlichtweg nicht vonnöten war. Die spektakuläreren Gewinnschläge bejubelte das Publikum frenetisch, phasenweise glich die Stimmung beim 6:2, 6:2, 6:4 ein wenig jenem bei einem Volksfest, das in Wels tatsächlich bis Sonntag in Szene geht. Thiem hatte seinen ersten Daviscup-Auftritt auf heimischem Boden seit jenem in Kitzbühel 2015 (2:3 gegen die Niederlande) sichtlich genossen, er bedankte sich für die Unterstützung. Will Österreich künftig wieder der Weltgruppe angehören, braucht es ein klares Bekenntnis Thiems. Er sagt: „Ich kann mir vorstellen, 2018 immer zur Verfügung zu stehen.“

Im heutigen Doppel könnte Thiem an der Seite von Philipp Oswald gegen Horia Tecau/Nicolae Frunza bereits die Entscheidung herbeiführen und den Klassenerhalt sichern. Mit Tecau stellt Rumänien den aktuellen US-Open-Champion, Oswald aber verwies selbstbewusst auf die Qualitäten seines Partners. „Ich habe mit Dominic einen Ferrari an meiner Seite. Jetzt geht es darum, dass wir die richtigen Gänge finden.“ Thiem entgegnete schmunzelnd: „Im Einzel bin ich vielleicht ein Ferrari, im Doppel eher ein Golf.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2017)

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