US-Sport: Trump hat nun auch Sportstars gegen sich

Spieler der Jacksonville Jaguars knien während der US-Hymne
Spieler der Jacksonville Jaguars knien während der US-HymneAction Images via Reuters
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US-Präsident Donald Trump wetterte gegen den Hymnenprotest und lud den NBA-Champion aus. Spieler und Funktionäre kritisieren das, die Aktion wird fortgesetzt.

Washington. Als hätte US-Präsident Donald Trump nicht schon auf politischer Ebene mit genug Gegenspielern zu kämpfen, hat er sich nun neue geschaffen. Im Lauf des Wochenendes attackierte Trump Stars aus Football und Basketball. Binnen weniger Stunden brachte er mit seinen Twitter-Zeichen im ganzen Land verehrte Nationalhelden gegen sich auf und dürfte es sich auch mit deren zahlreichen Fans verscherzt haben.

Die Auseinandersetzung begann damit, dass Trump die Teambesitzer der Football-Liga NFL aufforderte, Spieler, die während der Hymne niederknien, zu entlassen. „Spitzensportlern [. . .] sollte es nicht erlaubt sein, unsere große amerikanische Flagge zu entehren“, schimpfte der US-Präsident und äußerte sich zudem geringschätzig über die Qualität der Spiele. Die Fans forderte er zum Boykott auf. Den Hymnenprotest hatte 2016 Colin Kaepernick, ehemaliger Quarterback der San Francisco 49ers, initiiert, um die Polizeigewalt gegen Afroamerikaner anzuprangern. Nach den Vorfällen in Charlottesville sind heuer weitere Profis seinem Beispiel gefolgt. Am Sonntag knieten bei der Partie zwischen den Baltimore Ravens und den Jacksonville Jaguars im Londoner Wembley-Stadion mehrere Spieler während der Hymne.

Rückendeckung gibt es nicht nur von Klubbesitzern; für den NFL-Vorsitzenden, Roger Goodell, zeugen Trumps Äußerungen von einem Mangel an Respekt. Auch der Chef der Spielergewerkschaft, DeMaurice Smith, betonte, der Verband werde das Recht auf freie Meinungsäußerung schützen.

LeBron James bezeichnet Trump als "Penner"

Davon unbeirrt legte Trump nach und lud Basketballsuperstar Stephen Curry und seine Teamkollegen beim NBA Champion Golden State Warriors vom traditionellen Empfang beim Präsidenten aus. „Ein Besuch im Weißen Haus gilt als große Ehre für das Meisterteam. Stephen Curry zögert, deswegen wird die Einladung zurückgezogen“, twitterte der 71-Jährige. Curry hatte zuvor in einem Interview die Überlegung kundgetan, die Einladung als politisches Statement gegen Trump auszuschlagen. „Dies wäre eine Botschaft der Einigkeit und der Wertschätzung für das, was es bedeutet, Amerikaner zu sein.“

Curry bekam unter anderem Zuspruch von Cleveland-Legende LeBron James, der seinerseits Trump angriff. „Du Penner („bum“, Anm.). Stephen Curry hat bereits gesagt, dass er nicht kommen wird. Also gibt es auch keine Ausladung. Ein Besuch im Weißen Haus war eine große Ehre, bis du dort aufgetaucht bist“, schrieb der 32-Jährige. Später erklärte James in einem Video seine emotionalen Worte: „Wir Amerikaner müssen enger denn je zusammenrücken.“

Hymnenprotest erreicht MLB

In der Nacht auf Sonntag kniete mit Bruce Maxwell erstmals ein Baseballprofi. Die Oakland Athletics verteidigten ihren Catcher via Twitter: „Wir respektieren und unterstützen alle unsere Spieler bei ihrem verfassungsmäßigen Recht auf freie Meinungsäußerung.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2017)

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