Abfahrt: Lindsey und der Wettergott

Lindsey Wettergott
Lindsey Wettergott(c) EPA (MIKE STURK)
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Ausgerechnet Lindsey Vonn hat bei der durch Wetterkapriolen beeinträchtigten Abfahrt in Lake Louise beste Sicht und enteilt der Konkurrenz mit fast zwei Sekunden Vorsprung.

Die chaotische erste Abfahrt der alpinen Skidamen in Lake Louise sorgte für gehörigen Ärger im ÖSV-Lager. „Das war irregulär, das muss man ganz klar sagen“, meinte ÖSV-Cheftrainer Herbert Mandl nach dem Blindflug zahlreicher Athletinnen durch Nebel und Schneefall. Mit Ausnahme von Stefanie Moser (5.) landeten die Österreicherinnen im von US-Star Lindsey Vonn gewonnenen Rennen im geschlagenen Feld.

„So etwas geht auf Kosten der Athletinnen und des Sports. Die Verhältnisse waren so unterschiedlich, dass es kein faires Rennen war“, sagte Mandl, der das Ergebnis deshalb auch nicht im Detail analysieren wollte: „Ich möchte und kann den Athletinnen einfach keinen Vorwurf machen. Lizz Görgl musste sich bei 100 km/h mit der Hand über die Brille wischen. Und die Anna Fenninger fuhr überhaupt komplett durch den Nebel. Da hätte man das Rennen längst abbrechen müssen.“


Wettergott-Theorien. Mit Humor nahmen die Österreicherinnen die Tatsache, dass ausgerechnet „Miss Lake Louise“ Lindsey Vonn das größte Wetterglück und somit die beste Sicht hatte. „Lindsey hat einen Vertrag mit dem Wettergott“, meinte Görgl, die mit fast dreieinhalb Sekunden Rückstand nicht über Platz 21 hinauskam. „Ich hätte gerne die Startnummer gleich hinter ihr, dann wär's bei mir auch einmal hell“, sagte Andrea Fischbacher, die als 31. sogar die Punkteränge verfehlte.

Die drittplatzierte Deutsche Maria Höfl-Riesch meinte trotz des Wetterglücks angesichts der Überlegenheit von Vonn: „Lindsey fährt hier einfach in einer eigenen Liga. Vielleicht sollten wir sie doch gegen die Herren antreten lassen.“ Ein dementsprechender Wunsch von Vonn war ja vor wenigen Wochen vom Weltverband FIS abgelehnt worden. In Lake Louise hält die 28-Jährige bei mittlerweile zwölf Weltcup-Erfolgen.

Neuer ÖSV-Stern. Die Herrenabfahrt auf der „Raubvogelpiste“ von Beaver Creek gewann der Italiener Christof Innerhofer überraschend vor dem norwegischen Topfavoriten Aksel Lund Svindal und dessen Landsmann Kjetil Jansrud. Als bester Österreicher klassierte sich Florian Scheiber auf Rang vier. Für den 25-Jährigen, der in der Vergangenheit oftmals mit Verletzungen zu kämpfen hatte, war diese Leistung Wiedergeburt und Durchbruch zugleich. „Ich weiß, dass ich es drauf habe“, sagte Scheiber. „Aber für mich ist das Wichtigste, weiterhin gesund zu bleiben.“ Mit Georg Streitberger (6.) und Klaus Kröll (9.) klassierten sich noch zwei weitere ÖSV-Abfahrer im Spitzenfeld.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2012)

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