Schröcksnadel, der Oberkoordinator

Schroecksnadel Oberkoordinator
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ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, lange mit dem ÖOC übers Kreuz, wird neuer Koordinator der Olympia-Projekte 2016 und 2018. "Ich liebe Herausforderungen!"

Als die österreichischen Olympia-Sportler in London bis auf wenige Ausnahmen reihenweise enttäuschten, hat es einen aufgeregten Aufschrei im Land gegeben. Alles müsse auf neue Beine gestellt werden, man müsse heftig evaluieren, jeden Stein umdrehen. Dabei war bereits im Vorfeld klar, dass Medaillen nicht nur hoch, sondern zu hoch hängen würden. Von einer realistischen Einschätzung war keine Rede, auflagenstarke Medien machten auf einmal aus braven Athleten Goldkandidaten. Eine hausgemachte Seifenblase, die platzen musste.

Der damalige Sportminister, der in ÖOC-Trainingsjacke herumlief, schlug bereits nach wenigen Tagen Alarm. Von Olympia-Touristen, die sich im olympischen Dorf nur vergnügen würden, war die Rede. Mit Fortlauf der Spiele wurde es nicht besser, täglich zerplatzten Medaillenhoffnungen. Es gab jede Menge Zurufe, Appelle, Ideen, aber die Diskussion über den Sommersport in Österreich endete rasch. Ohne nennenswerte Ergebnisse. Die einen versteiften sich auf die „tägliche Turnstunde“, andere sahen ihre politischen Interessen eingeschränkt, andere wiederum kochten – wie das hierzulande üblich ist – ihr eigenes Süppchen.

Der Sportminister, mittlerweile a. D., hob allerdings im Finish seiner Amtszeit noch ein bemerkenswertes Projekt aus der Taufe. Norbert Darabos präsentierte im November das „Projekt 2016“, es wurde gezielt für Sportler mit Perspektiven auf die Beine gestellt. 58 Sportler kommen in den Genuss der individuellen Förderung, obendrein wird drei Mannschaften unter die Arme gegriffen. Die ersten Kurse sind bereits absolviert. Am gestrigen Donnerstag wurde nun in einem Wiener Innenstadthotel das Geheimnis gelüftet, wer der Chefkoordinator des Förderprojektes ist. Es handelt sich um Peter Schröcksnadel, den mächtigen Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes. Der Tiroler ist beim Olympischen Komitee Vizepräsident, er war in London einige Tage vor Ort – schon damals wurde der Ruf laut, er soll doch den Sommersportlern Beine machen. Damals lehnte er ab. Heute schaut alles anders aus. „Er war der Wunschkandidat“, sagt Sportminister Gerald Klug.

Der Darabos-Nachfolger und ÖOC-Präsident Karl Stoss zeigten Einigkeit, man will an einem Strang ziehen. Peter Schröcksnadel verfügt über viel Erfahrung, er weiß, wie man einen Verband führt und zu Gewinnen treibt, für die sportlichen Details aber hat er beim ÖSV Spezialisten. Ins Projekt 2018 (Pyeongchang) kann er sich sicher einbringen, für Rio de Janeiro 2016 ist Skepsis angebracht. Minister Klug: „Er hat volle Handlungsfreiheit.“ Bei ehrenamtlicher Tätigkeit. Für den Zeitraum bis zu den Sommerspielen 2016 in Rio stehen aus der Allgemeinen Sportförderung insgesamt 20 Millionen Euro zu Verfügung. Wenn im Herbst das Projekt Winterspiele 2018 gestartet werde, werden die Mittel aufgestockt,

Warum sich Schröcksnadel das antut? „Weil ich Herausforderungen liebe, Konsens zwischen dem Ministerium und dem ÖOC vorhanden und weil auch der Wintersport miteingebunden ist. Sonst hätte ich es nicht gemacht.“

Die operative Ebene bilden Christoph Sieber (ÖOC), Harald Horschinegg (IMSB/Team Rot-Weiß-Rot) und Ewald Klinger (Ministerium).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2013)

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