Hirscher: „Begehrteste Sportleraktie“

Hirscher
Hirscher(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Marcel Hirscher gab in Wien Einblicke in sein Sommertraining in Südamerika. Die Abfahrt wird auch heuer kein Thema.

Wien. Pressetermine im Vorfeld des Skiweltcupauftakts in Sölden (26./27. Oktober) haben längst Tradition, den Anfang macht stets das Gibelkreuz. Früher marschierte am Wiener Stadtpark ein Hermann Maier ein, mittlerweile Jungvater und Skistar a. D. Seit einigen Jahren hat Marcel Hirscher seine Rolle eingenommen. Der Slalomweltmeister und Gesamtweltcupsieger blickt bereits mit Spannung auf die neue Saison, er strahlt wie immer Optimismus und Zuversicht aus. Aber der 24-Jährige klopft keine Sprüche, er kündigt weder Weltcupsiege noch Olympiamedaillen in Sotschi an.

„Hirscher ist die begehrteste Sportleraktie auf dem heimischen Markt“, sagt Leodegar Pruschak, Geschäftsführer der zentralen Raiffeisenwerbung. Die Beziehung zu Hirscher gab es schon von Beginn an, der Österreichische Skiverband hatte den Edeltechniker für ein Sponsoring vorgeschlagen. Inzwischen haben sich die Voraussetzungen geändert, Marcel Hirschers Marktwert ist um ein Vielfaches gestiegen. Darum ist Raiffeisen auch stolz, der Vertrag mit dem Goldjungen wurde vorzeitig verlängert, läuft nun bis 2016.

Beflügelt, aber kein Gleiter

Es hat Mitbewerber gegeben, vor allem Red Bull hat im Hause Hirscher heftig angeklopft. In Gesprächen mit Pruschak und Dietmar Mateschitz wurde eine Lösung gefunden. Der Doppelweltmeister darf für Red-Bull-Produkte werben, Dosen sind also mit an Bord, wenn es im Winter wieder um die ganze Welt geht. Ein Lizitieren in dem Sinn hat nicht stattgefunden, weil Raiffeisen gewissermaßen das Vorkaufsrecht hat. „Red Bull hat die Sponsorhierarchie akzeptiert.“

Finanzielle Sorgen hat Marcel Hirscher keine, die Aktie wirft fleißig Zinsen ab, schließlich hat er seine bislang erfolgreichste Saison hinter sich. Trainingstage hat er schon viele in den Beinen, spannende Tage hat er in Südamerika verbracht. Zuerst in Chile, dann in Argentinien.

Der Winter kann sozusagen kommen, bis Sölden wird vermutlich in heimischen Gefilden trainiert. „Auf den Gletschern schneit es, es ist kalt – das passt.“

Der „coolste Sportler Österreichs“ (Marktforschung) hat den Sommer genützt, um auch das Speed-Training zu forcieren. Marcel Hirscher ist froh, dass er sich mit den Abfahrts- und Super-G-Spezialisten messen konnte. „Da kann man sich viel abschauen, was die Linie betrifft und wie man an diese Sache herangeht.“ Respektvoll meint er: „Das sind alles wilde Hunde.“

Marcel Hirscher hat allerdings nicht vor, im kommenden Winter alle Disziplinen zu bestreiten. „Ein Slalomfahrer wird nie so werden wie ein gelernter Abfahrer“, unterstreicht er. „Gleiten ist zum Beispiel nicht meine Fähigkeit.“ Dazu ist der Techniker zu klein gewachsen, bringt auch nicht die nötigen Kilo auf die Waage. „Beim Geradeausfahren liegen Welten zwischen den Spezialisten und mir.“

Weltcupabfahrten sind daher nicht unbedingt das Ziel. Daher werde er eine Abfahrt nur bestreiten, um persönliche Erfahrungen zu sammeln. Im Super-G aber sieht das alles schon anders aus. „Da kann ich im guten Mittelfeld mitfahren.“ Und somit auch Weltcuppunkte sammeln.

Ted Ligety bleibt der Maßstab

In Argentinien (Ushuaia) wurde an der Technik gefeilt. Was den Slalom betrifft, fühlt sich Marcel Hirscher bereits gewappnet. Der Riesenslalom hingegen bereite noch leichte Sorgen. Besser gesagt jener Mann, der diese Disziplin beherrscht, wie kein anderer: Ted Ligety.

„Ich muss den Rückstand reduzieren, um ein ernsthafter Gegner zu sein. Aber Ted wird über den Sommer auch nicht geschlafen haben.“ Sölden wird die erste Standortbestimmung. Hat mit Sotschi („viele Flachstücke“) aber nichts zu tun.

Auf einen Blick

Marcel Hirscher absolvierte in Chile ein einwöchiges Trainingslager mit der Speed-Gruppe des ÖSV. Er war begeistert, ortete aber nach dem Techniktraining und ausgiebigen Materialtests in Argentinien noch Potenzial im Riesentorlauf.
Der Slalomweltmeister
blickt den Spielen im Februar 2014 in Sotschi entgegen, ein Start in einer Abfahrt käme für ihn aber nie infrage. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2013)

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