Hirscher-Erfolg: Das Geheimnis der Bindungsplatte

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Ein Geheimnis für die Erfolge von Marcel Hirscher ist die perfekte Zusammenarbeit mit seiner Skifirma Atomic. Der Rennchef behauptet: „Keiner fährt so wie er.“

Wien. Nicht nur für den neuen ÖSV-Herren-Chef Andreas Puelacher ist es ein perfekter Start in die Alpinsaison geworden. Auch für Neo-Atomic-Rennchef Christian Höflehner war es dank der Siege von Mikaela Shiffrin und Marcel Hirscher in den Sölden-Riesentorläufen ein Weltcup-Auftakt nach Maß. Der ehemalige ÖSV-Techniktrainer zeigt auch Verständnis für Hirschers Griff zur konzernfremden Bindungsplatte.

„Super! Besser hätten wir es uns nicht vorstellen können. Den um zwei beziehungsweise eine Hundertstelsekunde verpassten dritten Plätzen von Kathrin Zettel und Benjamin Raich kann man nachweinen, wenn man will, aber zu jammern wäre vermessen. Bei Benni haben sich viele gefragt: Was tut die alte Kraxn noch auf dem Berg? Er hat das beeindruckend beantwortet“, sagt Höflehner.

Seine Vergangenheit als Slalomtrainer von Hirscher und Co. bringe ihm viel für die neue Tätigkeit. „Ich tue mir immer schwer, wenn ich zuschaue, dass ich nicht den Trainer nach vor kommen lasse, sondern mich auf das Material konzentriere. Aber optimalerweise ist es eine Mischung aus beidem. Auch gute Trainer nehmen Rücksicht auf beides“, sagt Höflehner. Der Blickwinkel eines Trainers helfe sicher sehr mit, auch bei Fragen, ob Material oder Läufer oder beides nicht gut funktioniert haben und wieso.

Fakt ist, dass das Material und die Abstimmung von Hirscher Equipement in Sölden hervorragend funktioniert haben. Hilfreich war für den Salzburger Titelverteidiger im Gesamtweltcup auch eine neue Bindungsplatte für unruhige Verhältnisse, die aber nicht von Atomic kommt. Möglich ist das nur dank eines „absolut guten Verhältnisses“ und des „durch die Erfolge bedingten Status von Marcel in der Firma“, erklärte Höflehner. Hirscher hielt sich beim Thema Bindungsplatte eher bedeckt, lobte ausdrücklich auch den neuen Atomic-Ski.

„Marcel ist sehr speziell, er fährt Winkel, Lagen, Druckverteilungen, die keiner fährt. Bei speziellen Bedingungen fühlt er sich mit einem anderen Set-up wohler. Das hat einen gewissen Effekt auf das Fahrverhalten und das Selbstvertrauen. Wenn er überzeugt ist, dass es für ihn funktioniert – gut, uns ist wichtig, dass er gut fährt“, meint Höflehner.

Nichtsdestoweniger gebe man bei Atomic auf allen Schienen Vollgas, auch was die Bindungsplatte betreffe. „Unsere anderen Rennläufer sind in Sölden auch unsere Bindungsplatte gefahren, das zeigt, dass der Dampf von woanders kommt.“

Im Hirscher-Lager will man sich nach dem Sölden-Triumph nicht ausruhen, denn noch immer sieht man in Ted Ligety den Mann, den es im Riesentorlauf zu schlagen gilt. Nach einem schweren Patzer im zweiten Durchgang wurde der US-Amerikaner nur Zehnter. „Ich habe einen riesigen Fehler gemacht. Genau an der Stelle, an der du das nicht darfst. Ich bin zufrieden mit meinem Skifahren, und ich werde jetzt nicht panisch werden. Es wäre einfach gewesen, heute Zweiter zu werden, aber ich glaube nicht, das ich gewinnen hätte können“, sagte der Weltmeister, Olympiasieger und Disziplinsieger im Riesentorlauf.

Aus österreichischer Sicht war Puelacher mit den Leistungen von Hirscher und Raich „natürlich glücklich“, doch müsse man das Ergebnis objektiv betrachten. „Und da muss man den Rest schon hinterfragen, was da passiert ist.“ Konkret sprach er Christoph Nösig (19.), Philipp Schörghofer (25.) und Marcel Mathis (44.) an. „Schörghofer ist für mich nur schön runtergefahren, und damit habe ich keine Chance mehr. Sie müssen mehr attackieren, mehr Risiko nehmen. Dann sind sie mit dabei, davon bin ich überzeugt, weil sie technisch gut fahren.“

Weiter geht es im Weltcup mit dem Slalom in Levi (16.Nov.).

WELTCUP

Programm. Das nächste Weltcup-Rennen ist der Slalom am 16.November im finnischen Levi. In seiner Weltmeister-Disziplin hat Marcel Hirscher, der in Sölden den Riesentorlauf gewonnen hat, erst drei Trainingstage in Ushuaia in den Beinen. Die finale Vorbereitung auf das Lappland-Rennen steigt aber ohnehin wieder zusammen mit dem Team in Schweden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2014)

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