Hermann Maier: "Den Körper kannst nicht austauschen"

Hermann Maier tastet sich wieder an seine Top-Form heran.
Hermann Maier tastet sich wieder an seine Top-Form heran.(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Wolfgang Grebien)
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Hermann Maier ist trotz seines Wirbelrisses zuversichtlich, im Jänner wieder in Top-Form sein zu können. Die Rennen in Lake Louise nimmt er als "Training" in Angriff.

Hermann Maier straft am Beginn seiner 13. Weltcupsaison alle Lügen, die den Sieger von 53 Rennen schon mehrmals abgeschrieben hatten. Zwar ist der bald 36-Jährige wegen seines Wirbelrisses auf Schmerztabletten angewiesen und muss einen Trainingstag mit fünf Ruhetagen bezahlen. Dennoch hat der Salzburger so viel Spaß und Freude am Skifahren, dass er vor dem Speed-Auftakt in Lake Louise ein klares Bekenntnis zum Weitermachen ablegte.

Grund ist der zurückliegende Sommer. Da hatte Maier eine sehr starke Vorbereitung und seinen Körper mit Schnellkrafttraining erstmals seit dem Motorradunfall wieder so richtig zum Leben erweckt. "Ich war seit langem wieder einmal in perfekter körperlicher Verfassung, vieles ging auf einmal wieder spielerisch", schwärmte Maier in Kanada.

Stromausfall bei Maier


Alles schien perfekt bis zu jenem verhängnisvollen Tag im Oktober, an dem sich Maier im Lendenwirbelbereich einen Haarriss zuzog. Seitdem ist er kaum noch Ski gefahren und außerhalb der Pisten meist nur in gebückter Haltung anzutreffen. "Wenn es so perfekt läuft wie bei mir im August in Chile, bekommt man natürlich Visionen", gestand Maier ein. Die Verletzung löschte das absehbare Licht am Ende des Tunnels aber abrupt. "Wie wenn man einen Stromausfall hat oder den Fernseher ausschaltet."

Viel Motivation


Aber die Bilder sind ganz offensichtlich noch da. Sowie eine gewisse Gelassenheit, die helfen soll, diesen "Stromausfall" zu überbrücken. "Es gab Zeiten, da habe ich mich in Lake Louise nur auf dem Siegespodest gesehen", gestand Maier seine frühere Verbissenheit ein. "Jetzt sehe ich's lockerer." Deshalb sei er auch zuversichtlich, im Jänner wieder in der Form vom August sein zu können. "Ich war im Sommer in Bereichen, die ich nicht mehr für möglich gehalten hätte. Das hat viel Motivation gebracht. Es kann also gut sein, dass die Form schnell wieder da ist."

Körper ein wichtiges Werkzeug


Dafür muss aber vor allem Maiers lebenslang malträtierter Körper wieder mitspielen. Den Wirbelbruch stuft Maier selbst als "Langzeitschaden" ein. "Ich hatte schon als Kind Probleme, habe dann sieben Jahre schwer gearbeitet und in meinen besten Jahren war Regeneration fast ein Fremdwort, weil's dir als Junger egal ist". Das seit dem Motorradunfall versteifte Sprunggelenk hat Disbalancen in den ganzen Körper gebracht. Jetzt weiß Maier, dass der Körper ein wichtiges Werkzeug ist. "Ein Werkzeug kannst austauschen, den Körper nicht."

Die Rennen in Lake Louise nimmt Maier deshalb eher als "Training" in Angriff, auch wenn er an seinem einzigen Abfahrtstag in Sun Peaks erstaunlich stark fuhr. "Ich muss eben aus dem Wenigen das Beste machen", wehrte Maier schmunzelnd Verdächtigungen ab, tiefzustapeln. "Ich bin im vergangenen Monat so wenig Ski gefahren, dass das ganz große Rennfieber sicher fehlt. Aber der Körper gibt's derzeit einfach nicht her, im Moment ist weniger einfach mehr."

(APA/Red.)

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