Janne Ahonen feierte als einziger Skispringer fünfmal den Gesamtsieg. Er kennt alle Hintergründe, Fakten und nennt seine „heißesten“ Tournee-Favoriten.
WIEN/OBERSTDORF. Heuer fährt der Finne Janne Ahonen erstmals nicht als Skispringer und Titelverteidiger, sondern als Co-Kommentator zur Vierschanzentournee. Für die finnische TV-Station MTV3 liefert der fünffache Tournee-Sieger Hintergründe und Interviews. Er sagt: „Für mich beginnt ein neuer Lebensabschnitt, auch das Gefühl ist anders als sonst. Meine Entscheidung aber, aufzuhören, war richtig.“ Für die „Presse“ blickt der 31-jährige Familienvater vor dem Auftakt in Oberstdorf (Qualifikation Sonntag, 16.30 Uhr) hinter die Kulissen und nennt seine „heißesten“ Tournee-Favoriten.
Thomas Morgenstern, 22, Österreich
„Für mich ist Morgenstern der beste Skispringer. Er hat eine fantastische Saison hinter sich und könnte die Tournee gewinnen. Er hat viel gelernt, so viel ich weiß wurde er von Toni Innauer entdeckt und der irrt sich selten in einem Athleten. Er verfügt über viel Gefühl, riskiert und bringt für mich das beste Sprungmotiv mit.“
Gregor Schlierenzauer, 18, Österreich
„Er ist jung, will immer gewinnen und besitzt die Gabe, unheimlich weit zu fliegen. Der Skiflug-Weltcup kommt ihm entgegen, aber auch bei der Tournee habe ich ihn ganz oben auf meiner Rechnung. Er hat Tagesbewerbe gewonnen, auch mich gefordert. Dennoch: Er muss Geduld haben, er darf es trotz Talents nicht erzwingen.“
Simon Ammann, 27, Schweiz
„Dem braucht keiner mehr das Skispringen erklären. Er ist allen seit den Winterspielen von Salt Lake City 2002 ein Begriff (Anm.: zweimal Gold) und hat auch aus Tiefs wieder herausgefunden. Das zeichnet einen großen Sportler aus, man kann ja nicht immer Erfolg haben. Sein Absprung ist wieder gewaltig, er bringt viel Kraft und Höhe mit in die Flugphase und er kann Schanzenrekorde knacken, wie man in dieser Saison schon gesehen hat.“
Adam Malysz, 31, Polen
„Er ist der Veteran der Szene. Ich kenne Adam schon sehr lange und weiß, dass er leidet, weil er hinterher springt. Er hat viele Siege gefeiert, auch die Tournee oder bei der WM gewonnen, daher würde ich ihn niemals abschreiben. Die Saison zeigt, dass er es probiert, nur er begeht einen Fehler: Er versucht es zu erzwingen. Ich glaube aber nicht, dass er aufhören wird. Er nimmt erst nach den Winterspielen in Vancouver seinen Hut.“
Anders Jacobsen, 23, Norwegen
„Die Norweger sind, wenn Arbeit, Anzug und Ski passen, unheimlich stark. Es ist, seitdem Mika Kojonkoski mit ihnen arbeitet, immer einer vorn dabei. Egal, ob der jetzt Pettersen, Bystöl, Hilde oder Jacobsen heißt. Einer reißt immer aus dem Kollektiv aus und springt allen davon. Bei ihm aber passt noch einiges nicht, ich bin mir aber sicher, dass er bei der Tournee wieder dort ist, wo man ihn vermuten würde: Im Spitzenfeld.“
Matti Hautamäki, 27, Finnland
„Er ist für mich die Überraschung. Er strotzt auf einmal vor Motivation. Er wollte im Sommer aufhören, ob aber die Gerüchte stimmen, dass er damals sieben Kilogramm zugenommen hat, weiß ich nicht. Er hat sein System umgestellt und er erfüllt nach meinem Karriereende die Rolle als Nummer 1 im Team. Er reißt auch Harri Olli oder Ville Larinto mit.“
Martin Schmitt, 30, Deutschland
„Er ist ewig dabei! In den vergangenen Jahren musste er aber viele Rückschläge einstecken, System- und Regeländerungen sind Gründe für sein Tief. Diese Saison aber läuft es bei ihm viel besser, er wirkt auf mich entspannter und könnte wieder Siege feiern. Vermutlich trägt Trainer Werner Schuster sehr viel dazu bei. Das ist ein Top-Mann, er hat auch bei Schlierenzauer viel bewirkt.“
Der Tournee-Tipp
„Schlierenzauer und Ammann kämpfen um den Gesamtsieg, aber vergesst Hautamäki nicht!“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2008)