Kulm: Schlierenzauers Premierenflug auf 190 Meter

Gregor Schlierenzauer
Gregor SchlierenzauerAPA/EXPA/MARTIN HUBER
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Gregor Schlierenzauer durfte die umgebaute Schanze am Kulm einweihen und ging dabei auf Nummer sicher.

Er ist nicht nur einer der erfolgreichsten Skispringer überhaupt, sondern auch ein Flieger. Ein Vielflieger sogar. Wobei es in diesem Fall weniger um Flugmeilen geht. Sondern um Weiten. Und gewaltige Weiten. Mit einer persönlichen Bestleistung von 243,5 Metern, geflogen 2011 in Vikersund, ist Gregor Schlierenzauer zum neuen Bakken am Kulm angereist. Dem Tiroler aus Fulpmes war es vorbehalten, die neue Schanze offiziell einzuweihen. Das ganze Prozedere und der offiziell Programmpunkt heißt „Einfliegen“ – erste Bekanntschaft machen also mit der gewaltigen Skiflugschanze in Bad Mitterndorf.

Vor mehr als tausend Zuschauern landete Schlierenzauer nach einem Sicherheitssprung bei 190 Metern. „Wenn alles zusammenpasst, kann man sicher an die 230 Meter springen“, erklärte der Tiroler im Anschluss. Der Ex-Skiflug-Weltmeister hält seit 2009 den Schanzenrekord mit 215,5 m. Er sei respektvoll an die Sache herangegangen und wollte nichts riskieren. Beim Skifliegen segelt eben bei dem einen oder dem anderen vielleicht sogar ein wenig Angst mit. „Ich liebe es, mit der Luft, dem Schweben, diesem Flow zu spielen“, sagt der 25-Jährige. „Und ich liebe es, mir die Dinge für kurze Zeit von oben anzuschauen – wie ein Vogel. Das ist mit nichts anderem vergleichbar und macht extrem viel Spaß.“

Besondere Beziehung zum Kulm

Der Weltcup in Bad Mitterndorf stellt für Schlierenzauer eine ganz spezielle Herausforderung dar. „Für mich ist der Kulm eine besondere Schanze, für mich ist das ein Stück Österreich. Ich habe ein sehr inniges, durchaus leidenschaftliches und jedenfalls sehr emotionales Verhältnis zum Kulm. Bestimmt auch deshalb, weil es nun einmal die einzige Flugschanze in meinem Heimatland ist. Für mich ist das Skifliegen hier durchaus mit der Abfahrt oder dem Slalom in Kitzbühel vergleichbar.“ Auch des Publikums wegen. „Beide Events sind perfekt aufbereitete Bühnen, da wie dort strahlt das Rampenlicht besonders hell.“

In bleibender Erinnerung das Jahr 2012. Ein kaputter Reißverschluss, der sich nicht mehr richten ließ, der verzweifelte Versuch, den Anzug mit einem dünnen Klebeband zu schließen. „Letztlich wurde ich als Sieger der Herzen gefeiert. Sehr emotional – werde ich nie vergessen“, sagt Gregor Schlierenzauer.

Sicherheitsdiskussion hält an

Die Skisprung-Elite diskutiert nach Bischofshofen und vor dem Kulm natürlich wieder über das Thema Sicherheit. Schließlich hat es mit Simon Ammann einen viermaligen Olympiasieger erwischt. Er liegt mit einer schweren Gehirnerschütterung, Prellungen und Abschürfungen immer noch im Spital. Warum sich diese bösen Stürze wieder häufen? „In erster Linie sind die Bindungen als Grund zu nennen. Die sind vor allem für die Flugphase und nicht für die Landung gemacht. Das hat aerodynamische Gründe“, sagt der ehemalige Weltklasse-Springer Jens Weißflog. „Heute liegen manchmal nur zwei Zentimeter zwischen Ferse und Ski. Das hat den Vorteil, dass man die Skier in der Luft besser unter Kontrolle halten kann, dass man sie lenken kann. Aber dadurch ist das Springen eben auch riskanter geworden. Wenn bei der Landung ein kleines Detail schiefgeht, kann es einen schweren Sturz geben.“

Diese Wunderbindung, die hat Simon Ammann einst selbst entwickelt. Und hat damit bei Olympia 2010 in Vancouver aufgetrumpft. Die anderen Nationen rüsteten im darauf folgenden Winter nach. Bei der Telemark-Landung aber bleibt der gekrümmte Bindungsstab teuflisch. Am Wochenende soll es übrigens fürchterlich windig werden.

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