Streiflichter: Ein Dominator und ein heimlicher Sieger

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Der Norweger Kjetil Jansrud gilt nun auch bei der WM in Abfahrt und Super-G als Top-Favorit. Georg Streitberger hat seine Chancen genützt.

Kitzbühel. Die goldenen Gämse auf der Streif räumten diesmal andere ab: der Italiener Dominik Paris siegte im Super-G und der Norweger Kjetil Jansrud in der Abfahrt. Mit Georg Streitberger gab es jedoch auch im rot-weiß-roten Lager einen echten Gewinner in den Speed-Bewerben auf dem Hahnenkamm. Der Salzburger belegte in Kitzbühel die Plätze drei und vier und brachte sich damit für die WM gerade noch rechtzeitig auf Kurs.

„Das war natürlich für die Weltmeisterschaft sehr wichtig. Mir taugt es, dass die Formkurve steil nach oben zeigt“, freute sich der Saalbacher. Bei der Nominierung des Super-G-Quartetts für die WM dürfte an Streitberger nun kein Weg mehr vorbeiführen, und in der Abfahrt wird er wohl zumindest mit einem kleinen Bonus in die teaminterne Qualifikation gehen.

Nur Kleinigkeiten

Dabei hatte der Winter für den 33-Jährigen ziemlich verkorkst begonnen. Hämische Kommentare, u.a. von ehemaligen ÖSV-Spitzenathleten, waren die Folge gewesen. „Mir war die Kritik aber ziemlich egal. Denn ich wusste, woran es liegt und dass ich das Skifahren nicht verlernt habe“, meinte Streitberger.

Es lag an Kleinigkeiten bei der Materialabstimmung, die große Auswirkungen auf Streitbergers Rennauftritte hatten. Seit den Trainings vor knapp zwei Wochen in Wengen ist alles anders, das Vertrauen ins Material ist wieder da. „Ich mache leichte Fehler, bin aber trotzdem schnell. Das ist der Idealzustand“, sagte Streitberger.

Und die WM findet ausgerechnet an einem der absoluten Lieblingsskiorte von Streitberger statt: in Vail/Beaver Creek. Dort hat Streitberger u.a. 2010 einen Weltcup-Super-G gewonnen und drei weitere Top-Ten-Platzierungen eingefahren. In Beaver Creek war Streitberger sogar im vergangenen Dezember, als es bei ihm eigentlich überhaupt nicht nach Wunsch lief, schnell: Rang sechs im Super-G.

„Das motiviert mich schon zusätzlich“, sagte Streitberger voller Vorfreude. Das Gepäck der ÖSV-Speed-Herren tritt bereits am Montag die Reise nach Übersee an, die Athleten selbst steigen dann am Mittwoch ins Flugzeug. Streitberger darf sich jetzt schon auf seine Rückkehr freuen: Die ersten Weltcuprennen nach den Titelkämpfen in den USA gehen am 21. und 22. Februar (Abfahrt und Super-G) in seinem Heimatort Saalbach über die Bühne.

Kjetil Jansrud erfüllte sich mit dem Abfahrtssieg vor 45.000 Zuschauern in Kitz einen Kindheitstraum. „Es gibt im Weltcup keinen größeren Sieg“, jubelte der Speed-Dominator des laufenden Winters. Dass am Samstag die kürzeste Abfahrtssiegerzeit der Weltcup-Geschichte gestoppt wurde (58,16 Sekunden), trübte die Freude keinesfalls.

„Natürlich wünscht sich jeder von uns Fahrern, dass es über die volle Distanz geht, aber ein Rennen ist ein Rennen“, sagte der 29-Jährige. Jansrud, der im Kampf mit dem Salzburger Marcel Hirscher um den Gesamt-Weltcup nicht locker lässt, reist nun mit dem gewaltigen Selbstvertrauen von fünf Saisonsiegen in die USA. In der Abfahrt sind es bislang drei Erfolge. „Kitzbühel ist der Schönste. Denn es war seit Jahren mein großes Ziel, hier zu gewinnen. Jetzt bin ich unendlich froh, ganz oben auf dem Podest zu sein.“ Nur der Italiener Dominik Paris hat die Entscheidung in der kürzesten Abfahrt, die jemals im Weltcup ausgetragen wurde, noch einmal spannend gemacht. „Ich war ziemlich sicher, dass er in Führung gehen wird. Dann sind es doch zwei Hundertstel für mich geworden. Er hat dann gesagt, er hat mich gewinnen lassen, weil ich ja unbedingt auch eine Hahnenkamm-Gondel wollte. Und ich hoffe schon, dass ich noch einige Chancen bekomme, um auch einmal von ganz oben zu gewinnen.“

So schnell kann es gehen

Überhaupt nicht in Schwung kommt hingegen Routinier Klaus Kröll. Der Steirer aus Öblarn belegt im Abfahrts-Weltcup derzeit nur Rang 25, im Super-G hat er überhaupt noch keinen einzigen Punkt geholt. Nun muss Kröll sogar um seinem Platz im 25-köpfigen ÖSV-Aufgebot für die USA bangen. Das Höchste der Gefühle wäre für den 34-Jährigen in Übersee wohl ein Platz in der Abfahrts-Qualifikation. „Wenn ich so fahre, hab ich bei einer WM sowieso nichts verloren“, meinte Klaus Kröll, 2012 noch Abfahrts-Weltcup-Sieger, selbstkritisch zu seiner Talfahrt. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2015)

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