Ski alpin: Tempo, Sprünge und lange Kurven

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Lindsey Vonn gilt am Mittwoch als Topfavoritin auf den Gewinn des Abfahrtsweltcups, Tina Maze muss im Kampf mit Anna Fenninger um den Gesamtweltcupsieg zwingend Punkte aufholen.

Méribel. Nicht nur, weil Anna Fenninger wegen eines Missgeschicks beim Einfahren auf das zweite Training verzichtet hat, ist Lindsey Vonn am Mittwoch Topfavoritin beim Weltcupfinale in Méribel, Frankreich. Die Amerikanerin hat auch so beste Chancen auf den Sieg und die kleine Kugel für die beste Abfahrerin der Saison, ihr kommen die lang gezogenen Kurven auf der Piste Roc de Fer sehr entgegen. Sie liegt im Disziplinenweltcup 35 Zähler vor Fenninger.

Der Dienstag begann aus ÖSV-Sicht mit einer Schrecksekunde. Fenninger hatte beim Einfahren wegen des schlechten Lichts eine Welle übersehen. „Die Welle war sehr spitz nach oben, das habe ich nicht gesehen. Ich bin schnell drüber, weit aufgestiegen und im Flachen gelandet. Es hat mir einen Stich im linken Knie gegeben und dann hatte ich Schmerzen“, schilderte sie den Vorfall.

Es sei aber nicht viel passiert. „Es ist mein schwaches Knie, das schon seit Jahren ein bisserl empfindlich auf der Patellaspitze ist. Es ist nichts Grobes passiert, einfach ein bisschen verstaucht.“

Das siebente Abfahrtskristall

Sie hofft, dass sich das fehlende Training nicht im Rennen auswirken wird: „Es war schon öfter so, dass ich ein Training nicht gefahren bin, das hat dann auch funktioniert. Ich weiß, wie die Strecke ist, ich habe sie mir gestern angeschaut. Für Mittwoch hatte ich mir eine Linie vorgenommen, die schon sehr rennähnlich zu fahren gewesen wäre.“ Da sie aber aufs Antreten verzichtete, wird sie Videostudien betreiben.

Im ersten Training am Montag war Fenninger Sechste, beide Male lag Vonn voran. „Es war wieder ein guter Tag. Ich fühle mich sehr wohl auf dieser Strecke, sie kommt mir entgegen. Mehr Highspeed, ein paar technische Teile. Man muss sehr gefühlvoll fahren und nicht zu sehr drücken. Aber das kann ich gut“, meinte die 30-jährige Vonn, für die es das bereits siebente Abfahrtskristall wäre, womit sie mit Annemarie Moser-Pröll gleichziehen würde.
Für Fenninger geht es in der Abfahrt aber nicht nur um die Disziplinenwertung, sondern auch darum, ihren Vorsprung auf die Slowenin Tina Maze im Gesamtweltcup von 30 Zählern annähernd zu halten.

Maze war im Dienstagtraining allerdings Zweite, auch gesundheitlich ist die Slowenin nach einer Magengrippe wieder auf dem Damm. Interviews gab sie keine, während Fenninger die Medienvertreter zu einem kurzen Termin ins Hotel bat, um Entwarnung nach dem Vorfall beim Einfahren zu geben.

„Ich habe gesehen, dass sie eine gute Zeit gefahren ist. Aber das sagt nichts aus, morgen zählt. Deswegen brauche ich mich nicht zu verkopfen, dass ich heute etwas versäumt habe. Ich versuche mich gut vorzubereiten, wie ich es immer mache. Umso entspannter ich bin, umso leichter wird es“, meinte die gelassen wirkende Fenninger.

Fenningers innere Ruhe

„Ich bin ruhig. Ich fühle mich gut, entspannt, so soll es weitergehen. Für mich ist ganz klar, dass nur das der Weg ist.“ Freilich werde sie am Start nervös sein, aber wie immer versuchen, es wegzuschalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Mit Gesamtweltcup, Abfahrt, Super-G und Riesentorlauf sind vier Kugeln möglich, das blendet die zweifache Titelverteidigerin (gesamt, Riesentorlauf) aber weg. „Ich schaue von Rennen zu Rennen. Für mich ist der morgige Tag am wichtigsten, deswegen habe ich mich heute zurückgezogen, versucht, Kraft zu tanken, dass ich zu hundert Prozent fit bin. Darauf werde ich mich konzentrieren. Chancen sind überall da, aber es ist nichts entschieden, deshalb ist jeder Tag sehr wichtig.“

AUF EINEN BLICK

Lindsey Vonn war auch auch im zweiten Abfahrtstraining in Méribel Schnellste. Die Amerikanerin kann am Mittwoch, 11,30 Uhr (ORF eins), diese Weltcupdisziplin gewinnen.
Didier Defago (SUI) war Schnellster im Herrentraining.

Hannes Reichelt war Fünfter, er kämpft gegen den Norweger Kjetil Jansrud heute (9.30 Uhr, ORF eins) um die kleine Kugel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2015)

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