Der Streit zwischen Anna Fenninger und ÖSV eskaliert: Der Verband droht mit Konsequenzen, die Salzburgerin widerspricht der ÖSV-Darstellung.
Der Streit zwischen Anna Fenninger und dem ÖSV geht in die nächste Runde - mit deutlich verschärften Fronten. Erst vergangenen Mittwoch war es zu einer Aussprache gekommen, bei der "bestehende Missverständnisse und Kommunikationsprobleme erfolgreich aus der Welt geschafft" wurden. Ein ganzseitiges Mercedes-Inserat im Nachrichten-Magazin "profil" sorgt nun für die erneute Eskalation.
ÖSV-Sportdirektor Pum rang im Interview mit Ö3 um die Fassung, war hörbar erbost. "Mir fehlen die Worte, ich bin bitter enttäuscht. Im Fußball würde man das ein schweres Foul oder Verhöhnung des Gegners nennen. Nach unserem guten Gespräch ist mir das völlig unverständlich. Ich empfinde das als Provokation. Auch gegenüber den anderen Athleten, die unsere Sponsoren brauchen", sagte der Oberösterreicher, der gemeinsam mit Fenninger am Runden Tisch gesessen ist. "Das ist nicht fair, unverantworlich, eben eine Verhöhnung."
Fenninger-Manager Klaus Kärcher rechtfertigt das Inserat dadurch, dass die Olympiasiegerin darauf nur als "Laureus"-Botschafterin zu sehen sei. "Laureus" ist eine Sport- und Charity-Schiene des Mercedes-Konzerns. Auf dem Inserat ist tatächlich - relativ klein - folgender Hinweis zu lesen: "Mercedes-Benz unterstützt Anna Fenninger bei ihrem Engagement für die Laureus Sport for Good Foundation und Build-an Ark."
Es steht Wort gegen Wort
Die Anzeige sei laut Kärcher schon vor dem klärenden Gespräch letzte Woche gebucht worden - was dem ÖSV allerdings nicht mitgeteilt wurde, wie dieser nun kritisiert. Wie Pum betonte, stellt das Inserat für den Verband einen klaren Vertragsbruch dar. "Gegen jemanden, der uns ein paar Tage vorher etwas verspricht und dann ganz anders und gegen unsere Partner handelt, werden wir und das Präsidium des Verbandes eine Entscheidung treffen", sagte Pum.
Dem widerspricht Fenningers Seite vehement. "Mit den ÖSV-Vertretern Dr. Klaus Leistner und Hans Pum wurde sehr wohl das Thema 'Laureus Sports For Good', das maßgeblich von Mercedes Benz unterstützt wird, besprochen", hieß es in einer von ihr, Manager Kärcher und Rechtsanwalt Markus Wekwerth gezeichneten E-Mail-Aussendung. "Wir sind daher sehr überrascht, wie dieses Thema Seitens des ÖSV in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Wir wollen nochmals festhalten, dass die Mercedes-Kampagne ausschließlich im Zusammenhang mit Anna Fenningers sozialen Engagement für Laureus und ihrer Rolle als Botschafterin für den Cheetah Conservation Fund (CCF) und ihre Unterstützung für die Geparden zu sehen ist."
Schröcksnadel fühlt sich "verarscht"
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte sich bislang aus dem Streit herausgehalten, nun platzte auch ihm der Kragen. "Ich möchte meinen immer diplomatischen Generalsekretär Klaus Leistner zitieren: Jetzt fühle ich mich verarscht", sagte der Tiroler laut "Kronenzeitung", die selbst ein ÖSV-Partner ist. Derartige Kampagnen seien aufgrund der Konkurrenzklausel "expressis verbis (Anm. ausdrücklich) ausgeschlossen worden". "Sollte die Kampagne sofort eingestellt werden, ist noch eine Gesprächsmöglichkeit da, ansonsten wird es Konsequenzen geben", kündigte auch Schröcksnadel an, der den Streit auch bei der Präsidenten-Konferenz thematisieren wird.
In den vergangenen Wochen war es zu "Irritationen" gekommen, nachdem am 11. Mai eine von Fenninger an mehrere ÖSV-Vertreter adressierte vertrauliche E-Mail an die Öffentlichkeit gelangt war. Darin hatte die Salzburgerin, die am 18. Juni ihren 26. Geburtstag feiert, die ablehnende Haltung des ÖSV gegenüber ihrem Manager Kärcher kritisiert, mit Rücktritt gedroht und eine verbesserte Regelung ihrer sportlichen Betreuung gefordert.
(Red.)