Elf Abfahrten hat Aksel Lund Svindal in seiner Karriere bereits gewonnen, in Wengen aber war der 33-Jährige noch nie Schnellster. Das rot-weiß-rote Lager vertraut mit Hannes Reichelt hingegen auf einen echten Wengen-Spezialisten.
Wengen. Drei von vier Saisonabfahrten gewonnen, dazu auch im Training am Lauberhorn schnell. Die Vorzeichen stimmen, Aksel Lund Svindal ist vor dem heutigen Speed-Klassiker in Wengen (12.30 Uhr, live in ORF 1) guter Dinge. Noch nie hat der 33-Jährige dort gewonnen, „es ist ein großes Rennen, es wird Zeit“. Nicht wenige erwarten ein Duell zwischen Svindal und Hannes Reichelt, der im Gegensatz zu dem Norweger ein absoluter Wengen-Spezialist ist. Der 35-jährige Salzburger stand bei den vergangenen vier Abfahrten in Wengen jeweils auf dem Podest, in der Reihenfolge Zweiter, Dritter, Zweiter und Erster von 2012 bis 2015. „Ich mag die Abfahrt gern, mir dürfte sie liegen. So wie Svindal Lake Louise liegt, da kann man tun und lassen, was man will.“
Der 33-jährige Svindal hat in diesem Winter in Lake Louise, Beaver Creek und Gröden gewonnen und war zuletzt in Santa Caterina Siebenter. In der Wengen-Abfahrt ist Svindals bestes Resultat ein dritter Platz 2014, er unternimmt bereits den zehnten Versuch für den ganz großen Coup. „Als Favorit gewinnt man nicht einfach, man muss einen guten Tag haben. Vielleicht braucht man kein Glück, aber man darf auch kein Pech haben.“ Reichelt war in diesem Winter Vierter in Beaver Creek und Zweiter in Santa Caterina, er hat aber auch einen 18. und einen 26. Rang zu Buche stehen.
Im Winter ohne Großereignis liegt der Fokus auf den Kristallkugeln, dabei hat Svindal nach vier Rennen als überlegen Führender der Abfahrtswertung bereits 188 Punkte Vorsprung auf den sechstplatzierten Reichelt. „Der Wert der Kugeln ist unglaublich hoch. Jeder versucht, konstant vorne mitzufahren. Mir ist das in zwei Abfahrten nicht gelungen, somit gibt es ein bisschen andere Ziele für mich“, sagt Reichelt, der sich eingesteht: „Wenn Svindal so weiterfährt, wird es mit der Kugel schwierig.“
4372 Meter Mythos
Trainiert wurde am Donnerstag vom Kombistart. Die ob ihrer Länge berühmt-berüchtigte Abfahrt, in der Reichelt vergangenes Jahr den Sieg noch mit einem Kraftakt im Ziel-S heimfuhr, kann damit nur über die Originallänge von 4372 Metern gefahren werden, wenn Samstagvormittag noch ab Original- bis Kombistart trainiert werden kann.
Svindal war Schnellster des einzigen Trainings, in dem Reichelt als Vierter 0,44 Sekunden Rückstand hatte, und der Kombi-Abfahrt, in der Reichelt als Dritter 0,90 Sekunden zurücklag. Neben dem Duo zählen auch der Franzose Adrien Theaux, der Norweger Kjetil Jansrud sowie Dominik Paris und Peter Fill aus Italien zum Favoritenkreis. Den stolzen Schweizer Abfahrern bleibt nur die Außenseiterrolle. (ag./cg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2016)