Letzte Schwünge vor dem Ernstfall

Eva Maria Brem
Eva Maria Brem(c) APA/AFP/JOE KLAMAR
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Eva Maria Brem eröffnet die Riesentorlaufsaison in Sölden als Titelverteidigerin, die Tirolerin wähnt sich bereit. Der Erfolg machte sie gelassener, "aber das ist Feuer ist nicht weniger".

Sölden/Wien. Die finalen Trainingstage vor dem Saisonauftakt am 22. Oktober in Sölden sind für Eva Maria Brem die wichtigsten in der ganzen Saisonvorbereitung. An den Kugelgewinn denkt die Verteidigerin des Riesentorlaufweltcups nicht mehr. „Es war absolut megacool, weil ich mein Ziel erreicht habe. Aber es ist jetzt nicht präsent. Sondern das, was vor mir liegt, die neue Saison“, sagt die Tirolerin.

Brem passte sich im Training den Verhältnissen an, Glanzzeiten in Übersee gab es nicht. „Mit dem Training in Neuseeland war ich schon zufrieden, aber ich bin keine, die eine Bestzeit nach der anderen fährt. Das war ich auch noch nie, aber das hat seine Gründe.“ Brem ist niemand, der Risiko nimmt, wenn es nicht unbedingt erforderlich ist. Es gehe um das Einschätzen von Gefahrenmomenten, das Herantasten an die eigenen Grenzen. Aber: Ganz risikofrei könne man natürlich nicht Ski fahren. „Man muss es ab und zu schon üben, damit es im Rennen klappt.“ In den Tagen vor Sölden gehe es darum, die Rennanspannung wieder hervorzurufen, das Risiko wieder zu nehmen. „Das Sommertraining ist wichtig, ganz klar. Aber je näher das erste Rennen kommt, desto wachsamer und aufmerksamer ist man, und desto größere Schritte passieren dann auch auf das Rennen hin.“ Und wenn dann dieser eine Durchgang so verlaufe, wie sich Brem das vorstelle, dann kommt auch das Werkel wieder ins Rollen. „Das kann früher passieren oder später.“

Reine Kopfsache

Vor zwei Jahren ist es gleich passiert (Dritte in Sölden), voriges Jahr erst in Aspen (Achte in Sölden, Zweite in Aspen). „Aber dann habe ich es wieder. Es ist einfach das Herantasten an die hundert Prozent. Das ist sicher die Schwierigkeit, weil skitechnisch verlernt man ja nichts. Genau das Limit zu erwischen, das ist im Training ganz schwer. Da musst du im Kopf schon brutal bereit sein.“

Brem hat seit 6. März 2014 19 Riesentorläufe im Weltcup absolviert, die Konstanz ist bestechend. Sie gewann drei Rennen, war je viermal Zweite und Dritte sowie sechsmal Vierte. Dazu kamen ein achter und ein zehnter Rang. Am 20. März entschied sie beim Weltcupfinale in St. Moritz das Herzschlagfinale um die kleine Kristallkugel mit zwei Punkten Vorsprung auf die Deutsche Viktoria Rebensburg für sich. Es war auch die einzige Kristallkugel für die ÖSV-Damen in vergangenen Winter, in dem Anna Veith verletzungsbedingt pausieren musste.

Die vielen so gut gemeisterten herausfordernden Rennsituationen in der Vorsaison sollen Brem heuer helfen. „Die Summe der Erfahrungen gibt mir natürlich eine gewisse Gelassenheit. Das sind Extremsituationen bei jedem Rennen, bei denen du keinen Fehler machen darfst. Ich habe das wirklich nicht so schlecht gemeistert.“ Das helfe ihr auch im Training, wenn mal ein Tag nicht so funktioniert habe. „Das hat es ja voriges Jahr auch gegeben. Ich bin ein bisserl ruhiger, aber das heißt nicht, dass Feuer und Ehrgeiz weniger sind.“

Hütter muss passen

Brem ist gewiss Österreichs aussichtreichste Läuferin beim Auftaktrennen am Samstag (10, 13 Uhr, live in ORF eins), nicht mit dabei sind Anna Veith und Cornelia Hütter. Letztere zog sich eine Schuhrandprellung zu und hofft, bis zu den Überseerennen wieder einsatzfähig zu sein. Hütter war abgelaufene Saison Österreichs beste Speedfahrerin (Fünfte in Abfahrtswertung, Vierte im Super-G), im Riesentorlauf kam sie nur sporadisch zum Einsatz.

Ebenfalls in den USA möchte Hannes Reichelt ins Renngeschehen zurückkehren. Der am 17. September an der Lendenwirbelsäule operierte Salzburger spekuliert mit seinem Comeback in Beaver Creek Anfang Dezember. „Darauf arbeite ich hin.“ (ag./red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)

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