Mit Routine, Nervenstärke und Fluggefühl

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SKI-JUMPING-FOUR-HILLS-GER(c) APA/AFP/CHRISTOF STACHE (CHRISTOF STACHE)
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139 und 134,5 Meter, lupenreine Telemark-Landungen, makelloser Stil: Stefan Kraft gewinnt den Tourneeauftakt in Oberstdorf. Michael Hayböck wird Dritter.

Hebt die Vierschanzentournee an, heben die ÖSV-Adler ab. Seit 2006 hat eine Serie in Oberstdorf Bestand, die aufhorchen lässt. Ausnahmslos landet ein ÖSV-Springer auf dem Podest, 2016 waren es sogar gleich zwei. Stefan Kraft, Tourneesieger von 2015, sorgte dabei für die Überraschung, der Salzburger feierte mit Sprüngen auf 139 und 134,5 Meter seinen ersten Saisonsieg und gewann damit zugleich den Start der 65. Tournee mit 2,8 Punkten Vorsprung auf Polens Olympiasieger Kamil Stoch. Dritter wurde Krafts Zimmerkollege und Freund Michael Hayböck (135/133).

Die beiden Österreicher trainieren gemeinsam in Rif, teilen sich das Zimmer, lieferten sich schon bei Krafts Tourneesieg ein Duell, blühen bei Würfelspielen auf, sie stehen der Einheit vor, welche die Adler-Mannschaft stets so gerne verkörpern möchte. Der Zusammenhalt des „fliegenden Klassenzimmers“ wird auch durch neue Trainingsmethoden untermauert, die Cheftrainer Heinz Kuttin im Sommer einsetzte, um neue Reize zu setzen. Er ließ die Springer mit Piraten-Augenklappe üben, es diente der Koordination. „Mir gab das unglaubliches Selbstbewusstsein“, sagt Kraft, 23. „Ein guter Tourneeauftakt ist so wichtig, es waren mega-coole Sprünge, die mir da endlich gelungen sind.“

Tande 12,6 Punkte zurück

Am Neujahrstag wartet der nächste Bewerb in Garmisch-Partenkirchen (14 Uhr, live ORF1, ZDF, Eurosport), überbewerten wollte Kraft den Erfolg trotz der Euphorie nicht. Es ist nicht nur seinem Realismus geschuldet, auch der Blick auf die Ergebnisliste beweist einmal mehr, dass man die Tournee in Oberstdorf nicht gewinnen, aber sehr wohl verlieren kann. Daniel André Tande hat als Vierter bereits 12,6 Punkte Rückstand, aus dem Rennen hingegen ist Überflieger Domen Prevc, 17, der die Erwartungen nicht erfüllen konnte und als 26. enttäuschte. Skispringen sei eben eine Nervensache, sagte Tournee-Legende Sven Hannawald. „Kraft hat es allen gezeigt, er hat die Routine – und das Wissen, wie man die Tournee gewinnt.“ Favoritenrollen hin oder her.

Auch Kuttin schloss sich dieser Sicht an, dem Kärntner imponierte die Freude, mit der die Seinen aufgetreten waren, neben Kraft und Hayböck auch Fettner (5.) und Kofler (11.) mit tollen Ergebnissen belohnt habe. „Mich macht das stolz, ich habe ungeheuer Respekt vor dieser Leistung. Jetzt fahren wir mit breiter Brust weiter.“

65. Vierschanzentournee Oberstdorf

1. Stefan Kraft (AUT) 308 (139/134,5)

2. Kamil Stoch (POL) 305,2 (137/135)

3. Michael Hayböck (AUT) 296,2 (135/133)

4. Tande (NOR) 295,4 

5. Fettner (AUT) 294,9 (132,5/135)

6. Eisenbichler (GER) 293,1

7. Zyla (POL) 291,9

8. C. Prevc (SLO) 284,4

9. Tepes (SLO) 283,2

10. P. Prevc (SLO) 281,8;

11. Kofler (AUT) 279,7 (129/134,5)

29. Schiffner (AUT) 246,8 (121/128).

Nächste Station: Garmisch-Partenkirchen, 1. Jänner

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