Olympia 2010: Angst vor der Schneeschmelze

Vancouver
Vancouver(c) EPA (BONNY MAKAREWICZ)
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Schneemangel und eine Warmfront bereiten den Organisatoren in Vancouver große Probleme. Am Cypress Mountain, Schauplatz der Snowboard- und Freestyle-Wettbewerbe, schmilzt der Schnee.

VANCOUVER. Drei Wochen vor Beginn der Olympischen Winterspiele machen Schneemangel und eine Warmfront dem Organisationskomitee zu schaffen. Am Cypress Mountain, Schauplatz der Snowboard- und Freestyle-Wettbewerbe, schmilzt der Schnee. Die Temperaturen sind so stark angestiegen, dass noch nicht einmal Schnee mit Schneekanonen hergestellt werden kann. Aus höheren Lagen der Bergkette bei Nord-Vancouver muss Schnee mit Hubschraubern zu den Sportstätten gebracht werden. In Vancouver wurden am Donnerstag sogar 10 Grad plus gemessen.

„Wir haben Schnee in höheren Lagen und wir haben ihn dort angehäuft. In dieser Woche beginnen wir damit, ihn an Ort und Stelle zu bringen“, erklärt Tim Gayda, der für die Sportstätten zuständige Vizepräsident des Vancouver Organizing Committee Vanoc. Aber ohne Hilfsmittel kommen die Fachleute bei der Präparierung nicht aus. Ein Teil der Kurse wird mit Stroh und Holz geformt und darüber eine dicke Schneeschicht gelegt.

Die ersten Schneeglöckchen

Cypress Mountain erhebt sich direkt hinter Nord-Vancouver. Der Wintersportort Whistler, der die alpinen und nordischen Wettbewerbe sieht, liegt etwa 130 Kilometer weiter nördlich in den Bergen. Er ist von der Regen- und Warmfront nicht betroffen, die im Volksmund „Pineapple Express“ (Ananasexpress) genannt wird. Organisatoren der Winterspiele haben die Sportstätten bereits Mitte Januar für die Öffentlichkeit gesperrt, um Pisten und Anlagen für die Wettbewerbe zu schonen. Ursprünglich sollte Cypress Mountain noch bis Ende Januar und damit zwei Wochen vor den Spielen, die am 12.Februar beginnen, allgemein zugänglich sein und erst dann für die letzten Vorbereitungen geschlossen werden.

Die Vorhersage für die kommenden Tage lässt keine Veränderungen der milden Wetterlage erwarten. In den Gärten und Parkanlagen sind bereits Schneeglöckchen zu sehen, auch weitere Frühlingsblumen zeigen ihre Knospen. In Shorts und T-Shirts wird Tennis gespielt. Meist freuen sich die „Vancouverites“ über ihren milden Winter, während der Rest des Landes in Kälte erstarrt. Diesmal aber sind die Gefühle gemischt. „Es wäre schön, wenn wir Schnee hätten und es kälter wäre“, sagte ein Bewohner dem kanadischen Rundfunk.

Vanoc konnte in dieser Woche nochmals melden, dass all das, was in seiner Macht steht, getan wurde, um die Spiele zum Erfolg zu führen – vom Bau der Sportstätten über den Ticketverkauf hin zum Verkehrsplan. Aber der Schneemangel am Cypress Mountain bereitet Sorgen. Vanoc-Chef John Furlong stellt die Athleten bereits darauf ein, dass die Sportstätten zwar ausreichend Schnee für die Wettbewerbe haben werden, es aber um sie herum möglicherweise nicht sehr winterlich aussehen wird.

Trotz oder gerade wegen der immer näher rückenden Spiele scheint die Skepsis der Bevölkerung eher zu steigen. Eine Umfrage ergab, dass 48 Prozent der Kanadier glauben, dass die Regierung zu viel Geld für das Event ausgibt. In British Columbia sind es 68 Prozent. Eine Onlineumfrage von Angus Reid ergab, das nur 50 Prozent der Befragten glauben, dass die Spiele überwiegend positive Folgen für die Provinz haben werden. Dagegen meinen 73 Prozent aller Kanadier, dass die Olympischen Spiele gut sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2010)

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