Ski-Cross: Siege, die keinem mehr Freude machten

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Nach dem Todessturz des Kanadiers Nick Zoricic wurden die restlichen Bewerbe in Grindelwald abgesagt. Die ganze Sportart steht nach dem tragischen Unglück nun auf dem Prüfstand.

Grindelwald/Apa. Nach dem Todessturz des Kanadiers Nick Zoricic waren sie nur noch Randnotizen: Die Gesamtsiege im Ski-Cross-Weltcup, die an den Slowenen Filip Flisar und die Kanadierin Marielle Thompson gingen. Nach dem tragischen Unglück sind alle weiteren Bewerbe in Grindelwald abgesagt worden, nur die Qualifikation wurde gewertet.

Dass Andreas Matt dadurch um seine guten Chancen auf die erfolgreiche Titelverteidigung umfiel, war für den Olympia-Zweiten klare Nebensache: „Für mich ist das alles noch unwirklich. Ich muss das Unglück erst realisieren“, war der Tiroler am Tag nach dem Unglück noch schockiert.

Das ÖSV-Team beteiligte sich am Sonntag an der Trauerfeier für Zoricic. Die Ski-Cross-Familie fuhr in Jeans nochmals den Kurs ab, weil der 1983 in Sarajewo geborene Nikola Zoricic sein erstes Weltcuprennen in diesen Hosen bestritten hatte. Im Ziel gab es Blumen, ein Bild sowie zwei von Kerzen gesäumte Kondolenztafeln. Das kanadische Team bedankte sich für die Anteilnahme. IOC-Präsident Jacques Rogge kondolierte aus der Ferne: „Das ist ein trauriger Tag für die gesamte olympische Bewegung“, so der Belgier.

Zoricic hatte am Samstag im vierten Achtelfinallauf eine finale Attacke beim Zielsprung gestartet, war dabei aber zu weit nach rechts gekommen. Die Strecke war gegenüber dem Vortag deutlich schneller geworden, die Sprünge gingen extrem weit. Zoricic prallte nach der Landung ungebremst in einen Fangzaun, überschlug sich mehrmals und blieb regungslos liegen. Nach Wiederbelebungsversuchen an der Piste und dem Hubschraubertransport ins Krankenhaus Interlaken wurde Zoricic um 12.35Uhr für tot erklärt.

Kanada trägt wieder Trauer

Die Staatsanwaltschaft hat wie bei solchen Vorfällen üblich Ermittlungen eingeleitet. Es gilt zu klären, ob es sich um einen Fahrfehler gehandelt hat oder ob auch organisatorische Mängel vorgelegen sind. Für FIS-Generalsekretärin Sarah Lewis „eine ganz normale Prozedur“. Auf dem Prüfstand steht aber die gesamte Sportart: Die Freestyle-Szene und das kanadische Team des österreichischen Verbandspräsidenten Max Gartner trauern nur zwei Monate nach dem tödlich verlaufenen Trainingssturz von Sarah Burke neuerlich um ein Mitglied. Beide Sportler wurden nur 29Jahre alt, beide waren Teilnehmer relativ junger FIS-Disziplinen.

Ski Cross, bei dem wie im Snowboard-Cross vier Rennfahrer auf Alpinski jeweils gleichzeitig auf einem mit Sprüngen, Wellen und Kurven versehenen Kurs in direkten Wettkämpfen unterwegs sind, wurde 2010 bei Olympia vorgestellt. Die vierfache X-Games-Siegerin und Exweltmeisterin Burke war Halfpipe-Spezialistin.

Sie verstarb neun Tage, nachdem sie beim Training in Park City/USA mit dem Kopf aufgeschlagen war. In derselben Superpipe war im Dezember 2009 Snowboard-Ass Kevin Pearce ins Koma gestürzt. Der Amerikaner kämpft heute noch mit den Sturzfolgen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2012)

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