Doch kein WM-Stiefkind: "Auf einmal hat es klick gemacht"

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Der Tiroler Romed Baumann hat mit dem Gewinn der Bronzemedaille eine bis jetzt völlig verpatzte Saison gerettet und widerspricht Hermann Maier.

Schladming. Bisher war er fast schon ein Stiefkind bei Großereignissen, das Podest hat er in der Vergangenheit gleich dreimal äußerst knapp verpasst. Bruchteile von Sekunden haben vor allem in der WM-Abfahrt 2011 in Garmisch-Partenkirchen gefehlt. Rang vier war besonders bitter. Und im Super-G hat auch nicht viel gefehlt (6.). Im Riesentorlauf von Whistler (Olympia 2010) war es nicht viel anders (5.).

Jetzt aber hat Romed Baumann seine erste Einzelmedaille in der Tasche, das macht den 27-jährigen Tiroler glücklich und stolz. „Eine neue Erfahrung.“

Baumann ist zu dieser Weltmeisterschaft mit gemischten Gefühlen angereist. Der Winter war denkbar schlecht angelaufen, ihm fehlten die nötigen Trainingsfahrten, weil ihn ein Patellaspitzensyndrom plagte. Dazu kam der Umstieg auf neue Skier. Die Abstimmung passte nicht, es stellten sich keine brauchbaren Resultate ein. Erst beim Spezialtraining – in Schladming – fand man den richtigen Dreh. Und zwar beim Schuh. „Da hat es klick gemacht. Ich wollte unbedingt noch auf den WM-Zug aufspringen.“

Rang acht in Bormio war die Wende, Romed Baumann erkämpfte sich dann einen Startplatz für den Super-G (8.), in der Kombinationsabfahrt war er sogar Schnellster: noch vor Aksel Lund Svindal. „Ob mir das in der Spezialabfahrt auch gelungen wäre, ist schwer zu beantworten.“

Bejubelt wie lange nicht

Als er die Ziellinie überschritten hat, habe sich ein „geiles Gefühl“ eingestellt. Vor allem auf die Leistung im Slalom ist er ganz besonders stolz. „Ich habe mich nicht einschüchtern lassen“, sagt Baumann. „Ich habe den Stadionsprecher gehört, das hat mich angetrieben.“

Der Hochfilzner hat aber auch mitbekommen, dass Benjamin Raich ausgeschieden ist. „Da war mir klar, wenn wir noch eine Medaille holen wollen, dann muss ich das machen!“ Er habe gelernt, mit Druck umzugehen. „Wenn Österreich ohne Medaille dasteht, wird das ja als Desaster gesehen. Kann sein, dass diese Bronzemedaille wie schon lange nicht mehr bejubelt wird. Alle haben etwas erwartet. Vielleicht nicht von mir, aber von Benni Raich...“

Kein Verständnis hat der Tiroler für die von Hermann Maier in seinem Blog geäußerte Kritik („Es wäre an der Zeit, das Umfeld und die Funktionäre zu hinterfragen“) am ÖSV. „Ich darf im besten Verband der Welt trainieren und rennfahren. Wir sind als Athleten bestens versorgt“, sagt der 27-Jährige. „Vielleicht hätte Hermann Maier das persönliche Gespräch suchen sollen. So ist unnötig Unruhe entstanden.“

Ähnlich sieht das Sportdirektor Hans Pum. ÖSV-Marketingmann Mario Reiter: „Es ist überhaupt nicht notwendig, sich während der WM derart in den Mittelpunkt zu stellen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2013)

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