Ski-WM: Kirchgasser holt Slalom-Silber, Shiffrin Gold

ALPINE SKI-WM IN SCHLADMING: SLALOM DAMEN / KIRCHGASSER (AUT)
ALPINE SKI-WM IN SCHLADMING: SLALOM DAMEN / KIRCHGASSER (AUT)APA/HANS KLAUS TECHT
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In einem Slalom der Emotionen eroberte die erst 17-Jährige Mikaela Shiffrin Gold, Michaela Kirchgasser gewann mit Silber ihre erste Einzelmedaille.

Die vier US-Journalisten, sonst eher abgebrühte und erfahrene Kollegen, jubelten im Pressezentrum. Im Zielraum rannen der Mutter Freudentränen über die Wange, der Vater streckte die geballte Faust in den Himmel. Einige Meter weiter kniete die jüngste Weltmeisterin von Schladming. Mikaela Shiffrin, keine 18 Jahre alt, sank in den Schnee und wurde ebenfalls von den Gefühlen übermannt. Sie weinte vor Glück, weil sie von Fortuna verwöhnt worden war. Aber auch Nerven aus Stahl bewiesen hat. Die US-Amerikanerin, die in diesem Winter mit ihren drei Slalom-Siegen schon als „Wunderkind“ bezeichnet wurde, ist die Senkrechtstarterin der Saison. In Zagreb hat sie sich den Titel der Schneekönigin bzw. -prinzessin erworben, in Schladming setzte sie sich die echte Krone auf.

Shiffrin war nach dem ersten Durchgang auf Rang drei gelegen, die Führung hatte sich die Schwedin Frida Hansdotter erarbeitet. Aber die Schwedin hielt dem Druck nicht stand, sie fiel letztlich auf Platz drei zurück. Bronze war nur ein schwacher Trost für die vergebene Goldmedaille. Ihr Lächeln bei der Flower-Zeremonie wirkte ein wenig gequält. Noch schlimmer erwischte es die Finnin Tanja Poutiainen, sie rutschte von zwei auf vier. Leer ging Maria Höfl-Riesch aus, die Deutsche schied im zweiten Durchgang aus. Die Olympiasiegerin war am Weg zu neuer Bestzeit. Aber sie verlässt Schladming immerhin mit drei Medaillen im Gebäck. Keinen Zuwachs, was Edelmetall betrifft, gab es auch für Tina Maze. Die Slowenin konnte mit den Top-3 nicht ganz mithalten. Sie wurde Fünfte.
Mikaela Shiffrin, nach dem ersten Lauf 0,18 Sekunden zurück, hat die Skier dann, als es entscheidend war, so richtig laufen gelassen.  „Ich habe das noch nicht realisiert und weiß nicht, ob ich es jemals realisieren werde“, sagte sie. „Im ersten Lauf war ich zwar solide unterwegs, konnte aber nicht mein ganzes Potenzial abrufen, meine Beine waren schwer. Ich war vor dem Rennen aufgeregt, ich war nervös.“ Aber die 17-Jährige hat dann auch diese Aufgabe gemeistert.

Als Sechste nach dem ersten Durchgang stürzte sich Michaela Kirchgasser in den Kampf um Edelmetall. Die 27-Jährige setzte sich an die Spitze des Klassements – und dann begann das große Warten, Zittern und Bangen. Ihr Risiko aber sollte belohnt werden. „Ich habe mir nur gedacht, bitte alles, nur nicht schon wieder Vierte!“ Als klar war, dass sie eine Medaille gewonnen hat, brach es aus der Filzmooserin nur so heraus. Sie stieß einen spitzen Schrei aus – die Emotionen vereinnahmten sie so sehr, dass sie dann gar nicht wirklich mitbekam, dass es sogar Silber wurde. Dank zweitbester Laufzeit im zweiten Durchgang.

„Ich bin so froh“, sagte Michaela Kirchgasser, „es ist einfach so geil.“ Dabei lachte sie, dabei kullerten Tränen. Es war ein einziger Slalom der Gefühle und großen Emotionen. Bei ihrer fünften WM-Teilnahme hat es für die Team-Weltmeisterin endlich für die erste Medaille in einem Einzelbewerb gereicht. Dass ihr das ausgerechnet auf der Planai gelungen ist, das ist kein Zufall. Hier hat sie im Vorjahr auch den Slalom beim Weltcupfinale gewonnen. Das hat ihr den nötigen Kick gegeben.

Wellental der Gefühle. Die Schladming-Schülerin und HAK-Absolventin, einst Marketenderin der Trachtenkapelle Filzmoos, gilt als eine der aufgewecktesten Athletinnen im Ski-Zirkus. Wobei die Frohnatur bei dieser WM ein Wellental der Gefühle mitgemacht hat – Gold mit der Mannschaft, Vierte in der Kombination, Ausfall im Riesentorlauf. Oben am Slalom-Start hätte man ihr noch einmal einen „Tritt in den Hintern“ verpasst. Das habe sie zu einer Höchstleistung getrieben. „Zweimal habe ich sogar eine Stange draufbekommen. Ich konnte nur voll attackieren, es blieb mir gar nichts anderes übrig geblieben. Und jetzt ist daraus mein schönster Skitag geworden!“

Mit Spannung wurde das Comeback von Marlies Schild erwartet. 58 Tage nach ihrer Knieverletzung meldete sie sich als Neunte zurück. „Ich bin im Training besser gefahren als heute“, sagte sie. „Rennen zu fahren, ist eben etwas anderes. Gratulation an die Siegerin, ich werde weiterkämpfen. Das Problem war, dass ich das letzte Risiko, schnell zu sein, nicht eingehen konnte. Aber Neunte zu werden ist besser, als auf der Tribüne zu sitzen und zuzuschauen.“ Weitere Starts in diesem Winter ließ sie offen.

Ausgepumpt und leer präsentierte sich Kathrin Zettel (10.). Schladming, das war nicht ihre WM, sie verlässt das Ennstal ohne Edelmetall. Nicole Hosp (15.) wiederum war nach erhöhter Temperatur körperlich nicht ganz auf der Höhe.

Für den 51-jährigen Damen-Cheftrainer Herbert Mandl war es das letzte WM-Rennen seiner Karriere. Er wird die Austria Ski-Akademie in St. Christoph übernehmen. „Ein Nachfolger steht noch nicht fest, er soll bis zum Weltcupfinale in Lenzerheide gefunden sein. „Silber ist ein schöner Abschluss, ich habe gewusst, dass das Potenzial da ist.“ Ein Sonderlob gab's vom Cheftrainer für das Publikum: „Einfach einmalig!“ ?

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