Ski-WM: Die Schrägfahrt auf der Raubvogelpiste

ALPINE SKIING - FIS Ski WC Vail/ Beaver Creek 2015
ALPINE SKIING - FIS Ski WC Vail/ Beaver Creek 2015(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Walgram)
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Nach Bode Miller will auch Aksel Lund Svindal im heutigen Super-G sein Comeback bestreiten. Der Norweger, 32, will „nicht nur zuschauen, sondern mitfahren“.

Vail/Beaver Creek. Nur dreieinhalb Monate nach seinem Achillessehnenriss wagt Weltmeister Aksel Lund Svindal die Teilnahme am ersten Abfahrtstraining bei der Skiweltmeisterschaft in Colorado. „Ich möchte nicht nur zuschauen. Denn als Zuschauer hast du ja keine Chance auf den Start“, begründete der Norweger seine Entscheidung. Sollte das finale Training am Dienstag für ihn zufriedenstellend verlaufen, ist ein Start im heutigen Super-G durchaus vorstellbar. Das wollte er aber erst kurzfristig bekannt geben, sozusagen als Überraschung für die WM in Vail und Beaver Creek.

„Das Bauchgefühl wird entscheiden“, sagte Svindal bei einem Pressetermin vor der Eröffnungsfeier in der Elkhorn Lodge zu Beaver Creek. Der mediale Andrang war enorm, die Fragen drehten sich vorwiegend um seine Gesundheit, den Heilungsprozess, aber auch weiterhin um die eigentliche Ursache für den Achillessehnenriss; er wurde nie publik und nur mit einem Unfall im Fußballspiel erklärt. Doch so recht glauben wollte das keiner. Auch war die Aufregung in Colorado groß, weil kurz zuvor mit Bode Miller, 37, ein weiterer Skistar sein Comeback im Super-G angekündigt hatte.

Rückkehr der Olympia-Sieger

Damit könnten beide Olympia-Sieger am Mittwoch am Start des WM-Super-G stehen. Svindal ist mit elf Medaillen und 25 Weltcupsiegen einer der erfolgreichsten aktiven Skirennfahrer. Der bereits 37-jährige Miller hat ebenfalls elf Medaillen zu Buche stehen und 33 Rennen gewonnen. Von den großen Abfahrern fehlt in Colorado damit voraussichtlich nur der Kanadier Erik Guay wegen der Folgen einer Knieoperation.

Bei Svindal war nach der am 19. Oktober in Österreich beim Herumblödeln mit einem Ball erlittenen Verletzung und der sofortigen Operation zunächst das vorzeitige Saisonende ausgerufen worden. Der 32-jährige Modellathlet kehrte aber sensationell schnell wieder ins Training zurück und schnallte dank eines Spezialschuhs einen Monat früher als gedacht auch wieder die Ski an. „Im Fußball oder in der Leichtathletik könnte ich derzeit keinen Wettkampf machen. Aber in den harten Skischuhen sollte es gehen“, sagte Svindal.

Zuletzt trainierte der im WM-Winter bisher von Landsmann Kjetil Jansrud hervorragend vertretene Norweger in Aspen und war bei kurzen Zeitläufen nicht weit hinter Jansrud geblieben. „Sonntag bin ich aber erstmals auch auf einer schlechteren Piste gut gefahren. Da habe ich entschieden, es in Beaver Creek zu versuchen“, sagte Svindal, der nach eigenen Angaben keine Schmerzen mehr hat. Verletzungsrisiko sehe er keines, obwohl seine verletzte Sehne derzeit noch viermal so dick ist wie normal. „Die Wahrscheinlichkeit, dass meine andere Achillessehne reißt, ist fast genauso hoch“, meinte der Norweger lapidar.

Das Unmögliche versuchen

Mehrere Dinge hätten ihn gereizt, das Unmögliche doch noch zu versuchen, erklärte der Sympathieträger aus Lörenskog. Am meisten hat ihn aber motiviert, dass viele meinten, es sei unmöglich bzw. er könne das niemals schaffen, erklärte er mit dem gewohnt breiten Grinsen. Das Comeback geht freilich auf der Raubvogelpiste von Beaver Creek in Szene, einer der schwersten Abfahrtsstrecken der Welt.

Dort hat Svindal bereits mehrmals gewonnen, im November 2007 wäre dort nach einem Sturz seine Karriere aber auch fast vorbei gewesen. Hier will sich der Norweger aber immer beweisen, er sagt: „Ich bin gut genug, um es sicher nach unten zu schaffen. Ich hoffe, es gehen sich auch einige Rennen aus. Ich nehme es nun von Tag zu Tag.“

Nur bei Chancen auf einen Spitzenplatz antreten zu wollen, treffe diesmal aber nicht zu. Er wolle dabei sein, und er sei keineswegs so vermessen, schon mit Erfolgen zu rechnen. „Die anderen fahren seit drei Monaten Rennen, ich bin wochenlang auf Krücken gegangen. Da bemerkst du erst, wie brutal es ist, mit 140 den Berg hinunterzurasen“, sagt Svindal. „Ich hoffe, ich gewöhne mich rasch wieder daran. In erster Linie will ich Spaß haben und mich wohlfühlen.“ Letztlich gäbe es einen Grund, der für seine Teilnahme spricht. „Ich weiß nicht, ob ich langsam bin oder schnell. Wenn du nicht fährst, wirst es du es nie wissen.“ (ag)

AUF EINEN BLICK

Aksel Lund Svindal will beim Super -G bei der WM in Vail/Beaver Creek sein Comeback geben. Die Startzusage wird er aber erst nach den entscheidenden Trainingsläufen geben. Der Norweger, 32, sagt: „Ich bin gut genug, um es sicher nach unten zu schaffen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2015)

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