Jagd auf Tina Maze: „Sie kann sich nur selbst schlagen“

ALPINE SKIING - FIS Ski WC Vail/ Beaver Creek 2015
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Läuft alles nach Plan, führt in der heutigen Kombination an Tina Maze kein Weg vorbei. Das ÖSV-Quartett will dieses Vorhaben durchkreuzen.

Vail. Einen Tag nach den Herren kämpfen heute (18 Uhr bzw. 22.15 Uhr, live ORF eins) die Damen bei der Ski-WM in Vail/Beaver Creek in der Kombination um Medaillen. Als erste Österreicherin geht Ex-Weltmeisterin Kathrin Zettel mit der Nummer 9 in die um 18.00 Uhr MEZ beginnenden Abfahrt. Michaela Kirchgasser hat 15, Anna Fenninger 20 und Nicole Hosp 21. Weil insgesamt nur 32 Damen starten und lediglich 14 davon Weltcup-Startlistenpunkten in der Kombination haben, rutschte Zettel als beste der FIS-Punkterangliste noch in die erste Gruppe.

In keinem Damenrennen gibt es eine so klare Favoritin wie hier: Tina Maze (Startnummer 17) gilt ohne Fehler als nahezu unschlagbar, die dritte Medaille sollte für die Slowenin abholbereit sein. Sie gewann bereits Silber im Super-G und Gold in der Abfahrt, nun will sie drittes Edelmetall ergattern. Im Kampf um die Medaillen schickt Österreich mit Anna Fenninger und Kathrin Zettel jedenfalls zwei Ex-Weltmeisterinnen an den Start, zuletzt stärkste ÖSV-Dame war aber Nicole Hosp.

Die Tirolerin ist in diesem vielfach ungeliebten Bewerb Dauergast auf dem Podest. Nur ihren zweiten Kombi-Sieg nach Tarvisio 2007 jagt Hosp seit acht Jahren vergeblich. Die WM-Dritte von Schladming – damals hinter der danach zurückgetretenen Maria Höfl-Riesch und Maze – und Olympia-Zweite von Sotschi (hinter Höfl-Riesch) hat diesen Winter mit dem Slalomsieg in Aspen aber schon einmal eine lange Durststrecke beendet.

Vonns Wunder, Mazes Kunst

„Ich hoffe, ich gehöre zu den Ko-Favoritinnen“, sagte Hosp, die neben ihren Teamkolleginnen Lara Gut (SUI), die Kanadierin Marie-Michèle Gagnon (Gewinnerin der letzten Kombi in Zauchensee) sowie die Amerikanerinnen Julia Mancuso und Lindsey Vonn zu den ersten Maze-Jägerinnen zählt. Vonn ist die Einzige, die mehr (12) Weltcup-Podestplätze in der Kombination zu Buche stehen hat als die Österreicherin (7).

Den letzten eroberte sie aber schon vor drei Jahren und damit vor ihrer großen Verletzung. Vonn weiß, dass sie ein Wunder braucht, um zu Hause Edelmetall zu holen. „Tina kann beides extrem gut, sie gilt es zu schlagen“, ist Hosp überzeugt. „Auf der Abfahrt ist sie hier eine Granate, Slalom fahren kann sie auch sehr gut. Es wird schwierig, sie zu schlagen“, ist der Tirolerin klar. „Es gilt, in der Abfahrt nicht zu viel Rückstand aufzureißen und im Slalom voll zu attackieren.“ Für Hosp ist die Kombi „sehr umstritten, aber auch schwierig“, die Teilnehmerinnen eine „aussterbende Rasse“.

Fenninger gönnte sich nach ihren beiden Speed-Medaillen etwas Ruhe. Ein neuerliches Treffen auf dem Podest mit ihrer Freundin Tina Maze ist das hohe Ziel. „Tina kann sich eigentlich nur selbst schlagen. Kommt sie fehlerfrei runter wie in der Abfahrt, geht es nur noch um Silber und Bronze“, ist Fenninger überzeugt. „Ich hingegen kann meine Chancen überhaupt nicht einschätzen“, sagt sie. „Was ich im Slalom trainiert habe, war gut, aber wenig.“

Die Salzburgerin, 25, wirft sich aber auch mit dem Selbstbewusstsein einer Ex-Weltmeisterin in den Bewerb. „Ich weiß, dass ich mal ganz gut Slalom gefahren bin, vielleicht kann ich das abrufen. Und es hat diesen Tag schon einmal in Garmisch gegeben. Also warum nicht wieder?“ Fenninger hat eine hohe Meinung von der Kombination. „Sie krönt sicher den besten Skifahrer, weil man alles können muss. Der Stellenwert ist aber leider nicht sehr groß.“ Eines sei klar: Im Riesentorlauf sei eine Medaille für sie realistischer.

Kathrin Zettel hat 2009 in der Kombi ihr bisher einziges WM-Gold geholt. 2013 in Schladming hat die Niederösterreicherin auf eine Teilnahme gepfiffen, diesmal ist sie wieder fit und mit Begeisterung dabei. „Ich komme beim Ski-Zusammengeben zwar nicht einmal bis zur oberen Klette, es macht aber Riesenspaß“, sagte die Technikspezialistin nach den Abfahrtstrainings. Auch für Zettel gibt es an der Favoritenrolle Mazes wenig zu rütteln. „Eigentlich darf man auf sie in der Abfahrt gar keinen Rückstand haben. Sie ist auch im Slalom so stark, dass sie ohne Fehler unbesiegbar ist.“

Gold in „ihrem“ Bewerb

Kämpferisch gab sich Michaela Kirchgasser. „Ich würde nicht sagen, dass es nur um Silber und Bronze geht. Mir taugt die Abfahrt, und ich stehe derzeit lässig auf dem Ski, es kann immer alles passieren“, sagte die Slalom-Vizeweltmeisterin von 2013.

Maze selbst hörte sich all die Spekulation mit einem Schmunzeln an. Sie weiß, dass sie heute die erste slowenische Kombi-Weltmeisterin werden sollte, geht alles normal über die Bühne. Sie ist neben Vonn die Einzige, die in allen fünf Disziplinen Weltcupsiege gefeiert hat – von ihren 26 Siegen waren je vier in Abfahrten und Slaloms sowie drei in Kombis. Alles andere als Medaille Nummer 13 für die Slowenin wäre am Montag eine Überraschung. Die 31-Jährige hat aber nur ein Ziel: Nach Silber in Garmisch hinter Fenninger und 2013 hinter Höfl-Riesch will sie in „ihrem“ Bewerb endlich Gold. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2015)

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