Damen-Skispringen: Gemeinderat, Polizist und Cheftrainer

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Mixed-Silber ist für Harald Rodlauer die dritte WM-Medaille. Er betreute früher auch Kombinierer und kennt den Unterschied zu der Arbeit mit Frauen.

Predazzo/Fin. Harald Rodlauer ist zufrieden. In aller Ruhe beobachtete der Trainer der Skisprung-Damen das Geschehen bei der Medaillenfeier, Silber im Mixed bedeutete für den 46-Jährigen den erfolgreichen Abschluss dieser WM. 2011 führte er Daniela Iraschko zu Gold in Oslo, nun verlässt er Predazzo mit Silber und Bronze. Die Marschrichtung stimme, sagt der teilkarenzierte Polizist und Trabocher Gemeinderat, der sich auf dem Trainerturm verwirklichen will. Sein Ziel sind die Spiele in Sotschi 2014, dort erlebt Damenskispringen sein Debüt.

Mit Iraschko, Jacqueline Seifriedsberger und Chiara Hölzl führt Rodlauer ein „Dreimäderlhaus“, die Stimmung passe, und angesichts der Erfolge kenne der Obersteirer keine Jobangst. Auch sei er der geeignete Mann für das Traineramt, als Cheftrainer der italienischen Kombinierer lernte er vor drei Jahren alle Tricks kennen und sammelte wichtige Erfahrungen. Rodlauer sorgte im WM-Gastgeberland für die Sensation, Alessandro Pittin gewann bei den Winterspielen 2010 in Vancouver historisches Bronze.

„Mädchen härter als Männer“

Aber was macht den Unterschied zwischen Mann und Frau in der Anlaufspur aus? „Bei den Mädchen muss man auf den richtigen Umgang, die passende Ausdrucksweise achten. Dinge, die Männer einfach hinnehmen, hinterfragen sie mehr. Frauen sind viel härter zu sich selbst als jeder Mann.“

Im Training geht der Obersteirer eigene Wege. Damit nicht nur Iraschko im Rampenlicht stehe, bat er zum Saisonstart ein TV-Team, nur Seifriedsberger zu interviewen. Sie hätte so einen „extremen Push“ erhalten. Iraschko wiederum, die in diese Aktion nicht eingeweiht war, trainierte sofort umso intensiver. Rodlauer musste lachen, mit der noch rekonvalenszenten Wahl-Innsbruckerin und Wacker-Torhüterin habe er Großes vor. „Ich habe ihr gesagt: ,Weltmeisterin bist du doch schon, jetzt wollen wir, dass du Olympiasiegerin wirst.‘“

Durch die Einführung des eigenen Weltcups habe Damenskispringen mehr an Stellenwert gewonnen, sagt Rodlauer und fügt hinzu, dass die ÖSV-Abteilung rund 100 Mädchen umfasse. Natürlich profitiere er vom Know-how des Adlerteams, in Materialfragen aber konnten ihm Alexander Pointners Springer lange nicht helfen: Erst seit 2011 gibt es Sprunganzüge im Damenschnitt. Insofern ist eine Gleichberechtigung erreicht, im Preisgeld wird das länger dauern. Bei den Herren ist ein Weltcupsieg 10.000 Euro wert, bei den Damen 3000 Euro. Rodlauer nimmt es nicht weiter schlimm. Jede Benachteiligung sei ein weiterer Ansporn.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2013)

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