Kombination: Gruber läuft zur WM-Silbermedaille

Bernhard Gruber
Bernhard GruberGEPA pictures/ Philipp Brem
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Bernhard Gruber stürmt hinter dem überlegenen Sieger Eric Frenzel zu Einzel-Silber, für Mario Stecher endet die WM mit Platz 21.

Lago di Tesero. Er liebt E-Gitarren, hartes Training und lässt lieber Taten sprechen anstatt mit plumpen Sprüchen in den Vordergrund zu drängen. Selbst Experten hatten den Kombinierer Bernhard Gruber bei der WM im Fleimstal nicht auf der Rechnung. Doch der Bronzemedaillengewinner der Winterspiele in Vancouver belehrte sie erneut eines Besseren. Er lief im Einzel von der Großschanze zu Silber.

„Für mich ist ein Traum wahr geworden, es war ein beherztes Rennen – ich wusste, dass es weh tun wird“, suchte Gruber, 30, nach den richtigen Worten. Als Sechster war er nach dem Springen (136 Meter) ins 10-Kilometer-Rennen gestartet. Weit hinter dem Deutschen Eric Frenzel, der unbedrängt seiner Titelverteidigung entgegen lief. Gruber wusste: Will er punkten, muss er seiner Langlauf-Schwäche davonlaufen.

Die fünfte ÖSV-Medaille

Im finalen Anstieg spielte der Gasteiner sein ganzes Geschick aus, eilte mit schnellen Schritten dem Feld davon und verteidigte auf der Zielgeraden Silber auch noch gegen den Franzosen Jason Lamy Chappuis. Gruber: „Genial, das ist der Lohn für die vielen Stunden in der Loipe. Ich war bereit, denn ich habe mit Schmerzen gerechnet.“

Es ist Österreichs zweites Kombinations-Silber, zugleich das fünfte Edelmetall bei der WM in Val di Fiemme. Die Kombinierer scheinen damit für das Finale am Samstag mit dem Team-Sprint gerüstet.

Ob Mario Stecher da noch dabei sein wird, ist fraglich. Im Einzel wurde er nur enttäuschender 21. In dieser Form kann er dem Team sicher nicht helfen. Vielleicht kostete ihn der Eklat rund um seine Kritik an Ausrüster Fischer und dem Rausschmiss mehr Energie als gedacht. Stecher, 35, fühlt sich dennoch bestätigt. Die Reaktionen gäben ihm Recht: „Einer musste doch mal den Mund aufmachen.“

Das Warten auf Alois Stadlober

An sich stellt die Aufnahme in den ÖSV für Wintersportler das Traumbild dar. Im Skiverband warten Trainer, Strukturen und System, für Athleten wird rundum gesorgt. Es gibt aber eine Familie, die auf all das dankend verzichtet, Training und Reisen der Tochter selbst finanziert – und trotzdem Erfolg hat.

Teresa, die 20-jährige Tochter von Langlauf-Star Alois Stadlober, trat vergangenen Sommer aus dem ÖSV aus. Es gab Differenzen zwischen dem Vater, Cheftrainer Alexander Marent und Sportdirektor Markus Gandler. Stadlober missfiel das Training, also nahm es der Staffel-Weltmeister von 1999 selbst in die Hand. Historisches Gold bei der Junioren-WM in Liberec und Topleistungen der Tochter bei der Nordischen WM im Fleimstal geben Stadlobers Ansatz recht.

Auch in Österreichs erster WM-Damen-Staffel seit Lahti 1989 zeigte die 20-Jährige, dass sie das Vorbild der neuen Loipen-Generation ist. Mit Katerina Smutna (29), Kerstin Muschet (24) und Veronika Mayerhofer (20) lief sie auf Platz 11. Gegen Norwegens Übermacht waren die ÖSV-Ladies und auch alle chancenlos. Marit Björgen (NOR) gewann ihre 18. WM-Medaille und ist alleinige WM-Rekordhalterin.

Gandler will den Start des Damen-Quartetts als „Impuls“ verwerten. Doch die Tatsache, dass mit Stadlober und Mayerhofer – sie verließ den ÖSV im vergangenen Oktober – die Hälfte der Staffel die Arbeit mit dem Teamchef strikt ablehnt, ist höchst seltsam.

Ob Stadlober in den ÖSV zurückkehrt, ist offen. Ihr Wunsch ist es, dass der Vater das Training mitbestimmt. Marent lehnt das ab, eine Personalrochade kündigt sich an. Teresa Stadlober sagt: „Ich will, dass mein Papa beim Training mitredet. Er hat die Entscheidungsgewalt. Er hat das letzte Wort.“ Und nicht Teamchef Marent . . .

WM, Ergebnisse

Kombination, Herren-Einzel, Großschanze:
1. Eric Frenzel (GER) 27:22,8 Minuten
2. Bernhard Gruber (AUT) +36,7 Sek.
3. Jason Lamy Chappuis (FRA) +37,2 Sek.
6. Denifl +47,7
16. Bieler +1:28,1
21. Stecher +2:39,1

Langlauf-Staffel, Damen:
1. Norwegen (Weng, Johaug, Steira, Björgen) 1:00:36,5 Std.
2. Schweden +26,2 Sek.
3. Russland +45,8
11. Österreich +4:14,1 Min. 16 Nationen am Start.

(APA)

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