Das World Wide Web feiert 30. Geburtstag

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Das World Wide Web verdanken wir einem Mann, der Chaos bei seiner Arbeit nicht länger dulden wollte. Tim Berners Lee hat damit das Leben aller Menschen verändert.

Vor 30 Jahren wollte ein Brite dem Informationschaos in seiner Wirkunsstätte in der Schweiz den Garaus machen. Und sollte damit die Welt gänzlich verändern. Das World Wide Web feiert seinen 30. Geburtstag. Der damals 33-jährige Brite, Tim Berners Lee, hatte wohl nicht damit gerechnet, dass seine Erfindung später einmal mit dem Buchdruck von Gutenberg auf die selbe Stufe gestellt werden wird. Kaum eine Erfindung hat die Gesellschaft so verändert, wie das World Wide Web.

Am Anfang war eigentlich Berners Lee Wunsch nur, den Informationsfluss in geordnete Bahnen zu bringen. Im Kernforschungszentrum Cern stieß er nur auf mäßige Begeisterung. Der damalige Chef Mike Sendall schrieb damals nur "Vage, aber hochinteressant".

Am Anfang war das Arpanet

Dabei hat das World Wide Web, so wie wir es heute kennen, viele Entwicklungen durchlaufen. Seinen Ursprung hat das Internet, ohne wäre das World Wide Web nicht möglich, im US-Verteidigungsministerium, das ein Übertragungsprotokoll (TCP/IP) entwickelt hat und unter dem Namen Arpanet bekannt wurde. Dadurch wurde möglich, dass US-Universitäten und das Verteidigungsministerium trotz räumlicher Trennung über ihre Computer und Telefonleitungen miteinander verbunden waren.

(c) Screenshot

Der Grundstein für das Internet war gelegt, aber mit Tim Berners-Lee beginnt die Geschichte World Wide Web eigentlich erst. Tim Berners Lee schlug seinen Chefs vor, auf Basis des Hypertexts den Datenaustausch zwischen Forschern weltweit zu vereinfachen. Die Verantwortlichen stimmten dem Projekt zu, und er bekam Unterstützung von Robert Cailliau.

Der Entwurf für das World Wide Web (WWW) enthielt drei Kernpunkte: Zum einen entwickelte Berners-Lee die „Hypertext Markup Language“ (HTML), die beschreibt, wie Seiten mit Hypertextverknüpfungen („Links“) auf unterschiedlichsten Rechnerplattformen formatiert werden. Mit dem „Hypertext Transfer Protocol“ (HTTP) definierte er die Sprache, die Computer benützen würden, um über das Internet zu kommunizieren. Außerdem legte er mit dem „Universal Resource Identifier“ (URI) das Schema fest, nach dem Dokumentenadressen erstellt und aufgefunden werden können.

Knapp eineinhalb Jahre später ging der erste Webserver unter dem Namen info.cern.ch online. Das globale Hypertext-System, das er ein Jahr später „World Wide Web“ nannte. Damit wurden die vielen bereits vorhandenen Informationen im Internet durchsuchbar und ermöglichten die spätere kommerzielle Nutzung.

Die gesellschaftliche Veränderung

Schon vor dem World Wide Web hatte es Bemühungen gegeben, Menschen in aller Welt miteinander zu verbinden. Sogenannte Bulletin Board Systeme (BBS) verbanden Nutzer per Modem direkt miteinander. In Österreich war Blackbox einer der Vorreiter, der 1992 seinen Betrieb aufnahm. Noch ehe es Foren im Web gab, konnte hier über Themen aller Art diskutiert werden. Der Erfolg des browserbasierten Internets bedeutete aber 1999 das Aus für das ursprüngliche System. Eine Webversion konnte sich nicht durchsetzen. Nach einem Relaunch 2010 wurde der Betrieb Ende November des Vorjahres endgültig eingestellt. Durch grafisch aufgepeppte Websites wurden zunehmend Diskussionsforen attraktiver, eine Entwicklung, die schlussendlich zur Schaffung von sozialen Netzwerken wie Facebook führte. Dort sind inzwischen mehr als eine Milliarde Menschen aktiv. Was waren das für spannende Momente, als man plötzlich mit Brieffreunden in Neuseeland einfach hin und her schreiben konnte. Ohne wochenlanges Warten. Und ohne Portokosten. Sich mit Menschen zu unterhalten, die teilweise tausende Kilometer entfernt waren, schuf eine Art Wir-Gefühl unter den Online-Pionieren, die seit ein paar Jahren mit dem Marketing-Etikett „Digital Natives“ ausgezeichnet werden.

Es war ein unschuldiges, vergnügliches Herantasten an die neuen Möglichkeiten. Über die Schattenseiten dachte man nicht allzu viel nach. Dass etwa nicht alles, was jemand in einem Forum erzählt, auch stimmen muss. Nicht einmal die Identität ist gesichert. Der vom Karikaturisten Peter Steiner schon im Juli 1993 für „The New Yorker“ geschaffene Spruch „On the Internet, nobody knows you're a dog“ (übersetzt „Im Internet weiß niemand, dass du ein Hund bist“), illustriert mit zwei Hunden vor einem Computer, wurde zur geflügelten Warnung für alle, die sich erstmals in die Weiten des Webs hinaus wagten.

Die Schattenseiten

Insbesondere im Umgang mit anderen Menschen zeigte sich auch, dass Internetnutzer lernen müssen, mit all den verfügbaren Informationen umzugehen. Denn nicht immer hat der Austausch über diverse Plattformen positive Auswirkungen. Damals wie heute. Zuletzt musste sich etwas das beliebte Portal Reddit nach den Anschlägen auf den Boston-Marathon öffentlich entschuldigen. Über die Seite wurden fälschlicherweise mehrere Menschen als mögliche Täter ausgemacht, ihre Namen in voller Länge in die Welt hinausgejagt. Das Netz war so schnell geworden, dass es die Realität zu überholen schien.

Internet versus World Wide Web

Es ist alles schneller geworden, das Internet und unser Alltag. Und längst fühlt es sich nicht mehr exotisch an. So prickelnd wie damals vor 20 Jahren, als man sich erst langsam an diesen neuen virtuellen Raum herantastete, als das gedruckte Telefonbuch immer seltener aus dem Kasten geholt wurde, als das Briefpapier im Schreibtisch nicht mehr weniger wurde und als man es genoss, einfach ziellos durch diesen neuen Raum voller Möglichkeiten zu steuern. In dieser Zeit nach dem 21. April 1993, als das World Wide Web zu laufen lernte.Das World Wide Web und das Internet sind nicht gleichzusetzen. Das Internet ist kein Synonym für das World Wide Web. Technisch besteht ein erheblicher Unterschied.

Richtig ist: Das Internet ist ein weltweites Netz vieler einzelner Computer-Netzwerke. Dieses besteht aus vielen Diensten, das diese Infrastruktur zum Leben erweckt, zum Beispiel: Emails, Chats, Datenübertragung.  Und darunter auch das World Wide Web. Dieses ermöglicht die Übertragung von Webseiten.

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