Computerspiele: "Frauen haben keinen Platz in Fifa"

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In wenigen Monaten wird der Spielehersteller Electronic Arts die 23. reguläre Version der beliebten Fußballsimulation "Fifa" vorstellen. Mit einer umstrittenen Änderung.

Electronic Arts hat sich in den vergangenen Monaten sehr zurückgehalten, wenn es um Informationen zur Neuauflage der populären Fußballsimulation ging. Vor einigen Tagen war es dann so weit: Das Unternehmen veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite den ersten Trailer zum Spiel und offenbarte damit, dass erstmals auch Frauenfußball abgebildet werden wird. Insgesamt zwölf Teams stehen künftig zur Auswahl. Darunter auch das Team aus Deutschland.

Eine gute Idee, könnte man meinen. Angesichts der Tatsache, dass in den vergangenen Jahren einerseits vermehrt Frauen das Thema Gaming für sich entdeckt haben und andererseits Frauenfußball an Popularität gewonnen hat. Doch von all dem wollen viele „Fifa“-Fans nichts wissen. Die männliche Fangemeinde lief kurz nach der Ankündigung Sturm und verlieh ihrem Unmut auf Facebook Ausdruck – in über 5000 Kommentaren. „Frauen gehören an den Herd“, „Ich will keine Frauen in meinem ,Fifa‘“, und ein sehr häufig wiederholter Kommentar lautet: „Frauen haben keinen Platz in ,Fifa‘.“ Harmloser, aber nicht weniger kritisch waren dabei die pubertären Fragen, ob es bei den Frauenteams auch einen Leiberltausch geben würde oder ob man die Brustgrößen konfigurieren könne.
Chauvinisten in Reinform. Kaum ernsthafte Kommentare beziehungsweise Fragen sind in diesem Morast an sexistischen Machosprüchen zu finden. Eine hat EA (Electronic Arts) vorsorglich gleich selbst beantwortet. Es wird nicht möglich sein, Frauenteams gegen Männerteams antreten zu lassen. Auch die Bewertungen der Spieler und Spielerinnen wird abhängig vom Geschlecht sein. Es kann also durchaus sein, dass ein männlicher Spieler mit der Bewertung 85 eine andere Leistung bringt als eine Frau, die im Vergleich zu anderen Spielerinnen ebenfalls auf eine 85er-Bewertung kommt. Weitere Neuigkeiten wird sich EA mit Sicherheit für die offizielle Präsentation aufheben, weswegen auch das Argument vieler Nutzer, dass es sich bei der Erweiterung um Frauenteams nur um ein einfaches Update handeln würde, obsolet ist.

Daher muss man sich wohl oder übel die Frage stellen, worin genau der Aufruhr begründet ist, wenn künftig auch Frauenteams in der virtuellen Welt kicken dürfen? Eine einzige, allgemeingültige Antwort wird sich dafür nicht finden lassen. Aber nach 24 erfolgreichen Jahren Frauenfußball-Weltmeisterschaften sollte sich doch mittlerweile jeder daran gewöhnt haben. Als Mann muss man es ja nicht abgöttisch lieben, dass nun Frauen in die geliebte Domäne Fußball auch virtuell eingreifen. Akzeptanz reicht vollkommen aus.
Es wirdlangweilig. Und immer wieder die Sexismuskeule ins Spiel zu bringen, wird langsam aber sicher ermüdend. Es scheint jedoch in der Natur des Menschen zu liegen, alles Neue zu verteufeln und auf dem Gewohnten und Vertrauten zu beharren. Nun ja, damit ist jetzt zumindest in „Fifa 16“ Schluss. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass sich dieser Sturm im Wasserglas auch tatsächlich auf die Verkaufszahlen auswirken wird, geschweige denn, dass Electronic Arts einen Rückzieher machen wird und die Frauenteams wieder entfernt.

Das beweist auch die Twitter-Nachricht von Peter Moore von EA: „Diese ganzen Anfeindungen dazu, dass dieses Mal auch Damen mit dabei sein werden, sind einfach nur traurig. Wir sind besser als das!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2015)


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