Große Bilder im kleinen Kasten

Grosse Bilder kleinen Kasten
Grosse Bilder kleinen Kasten(c) Nikon
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Kompaktkameras mit Spiegelreflex-Sensor verbinden hohe Fotoqualität und Mobilität. Allerdings gibt es einige Einschränkungen.

Wer tolle Fotos machen will, sollte sich besser eine Spiegelreflexkamera zulegen. Dieses Credo galt in den letzten Jahren auch im Digitalkamerabereich. Immer mehr Hersteller haben aber Modelle im Programm, die dieses Paradigma aufzubrechen versuchen. So gibt es etwa schon länger Systemkameras, deren Gehäuse so klein wie die von Kompaktkameras sind, die aber Wechselobjektive bieten. Nun wird jedoch eine Gerätekategorie immer beliebter, die eigentlich nur eine Nische abzudecken scheint. Die Rede ist von Kompaktkameras mit fixer Brennweite (also ohne Zoom) und einem großen Bildsensor, wie er eigentlich sonst nur digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) vorbehalten bleibt.

„Die Presse am Sonntag“ hat eines dieser Modelle, die Nikon Coolpix A, ausführlich testen können. Wie auch andere Vertreter dieser Gattung ist das Gehäuse im Retrolook gehalten. Der Einschaltmechanismus sieht aus wie die Hebel, mit denen man vor ein bis zwei Jahrzehnten noch Filme aufzog. Im Inneren arbeitet aber moderne Technik. Der 16-Megapixel-Sensor nutzt das APS-C-Format, das üblicherweise in Spiegelreflexkameras unterhalb der 1500-Euro-Grenze genutzt wird und deutlich größer ist als das, das normale Kompakte einsetzen. Als Faustregel gilt, dass die Bildqualität mit der Größe des Sensors, nicht mit der Höhe der Auflösung steigt. Diesen Anspruch stellt auch die Coolpix A. Das sollte sie auch, da für die Nikon-Kamera Preise von 900 Euro aufwärts verlangt werden.


Eingeschränkt. Gleich vorweg: Die Bildqualität ist gut. Sehr gut sogar. Feine Details kommen gut zur Geltung, auch die Farbwiedergabe ist angenehm, auch ohne Eingriffe im verständlichen Menü, das ebenfalls an jenes der Nikon-Spiegelreflexkameras erinnert. Allerdings wird man in seiner fotografischen Freiheit durch zwei Elemente der Kamera eingeschränkt, die durchaus wesentlich sind. Einerseits ist da das Objektiv. Umgerechnet auf das klassische Kleinbildformat bietet es eine Brennweite von 28mm, was für Kameras mit fixer Brennweite eher ungewöhnlich ist. Andere Hersteller setzen hier lieber auf vertraute 35mm. Man ertappt sich mit der Coolpix A auch immer wieder, wie man vergleichsweise nahe an Motive herangehen muss, um sie richtig in Szene setzen zu können.

Der andere limitierende Faktor – und der zieht sich durch die gesamte Geräteklasse – ist der Autofokus. Von der Bildqualität sind diese Kameras zwar nahe und zum Teil gleichauf mit DSLRs. Wenn es aber darum geht, einen spontanen Moment einzufangen, sind sie weit abgeschlagen. Bis der Fokus passt, ist etwa ein bewegtes Motiv schon wieder anderswo. Die Möglichkeit, per Drehring manuell zu fokussieren, hilft da nur bedingt.


Frei. Natürlich sind solche Kameras immer Kompromisse. Den Funktionsumfang der großen DSLR-Schwestern werden sie nie bieten können. Dafür weiß man aber bald die Freiheit zu schätzen, dass man sie immer überallhin mitnehmen kann, ohne einen Fotorucksack schleppen zu müssen. Das Wissen, jederzeit hochwertige Bilder machen zu können, beruhigt das Fotografenherz.

Dennoch bleiben Kompakte mit großem Sensor und Festbrennweite ein Fall für Liebhaber, die entweder auf der Retrowelle schwimmen oder die Einschränkungen durch die Brennweite als Herausforderung sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2013)

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