Retro-Kameras: Zurück zur Designquelle

Nikon Df
Nikon Df EPA
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Immer mehr Kamerahersteller setzen auf Retrooptik. Die Nikon Df ist der neueste Vertreter dieser Gattung. Es geht aber auch günstiger.

Früher war alles besser!“, hört man immer wieder von Jung, aber auch Alt. Und schon fängt man an zu schwelgen. Die Mode war stilvoller, die Autos waren schöner und die Kameras nicht solche Plastiktrümmer wie heutzutage. Während sich das Nostalgiegefühl warm und wohlig breitmacht, wittern die Kamerahersteller ihre Chance auf mehr Umsatz. Seit geraumer Zeit gibt es nämlich immer mehr Modelle auf dem Markt, die mit einem Hauch von silberfarben schimmerndem Metall und Lederapplikationen die Kunden anziehen. Neuester Vertreter dieser Retro-Kamera-Gattung ist die Nikon Df. Der japanische Traditionshersteller sieht sie als geistige Nachfolgerin der legendären F2- und F3-Reihe, die damals vor allem durch ihre kompakten Ausmaße punktete. Im Vergleich zu diesen ist die neue Spiegelreflexkamera aber deutlich wuchtiger. Immerhin muss ja die Elektronik samt 16,2-Megapixel-Vollformat-Sensor Platz haben.

Ähnlich wie die legendären Analogkameras fällt die Df durch ihren markanten Sucherkasten auf. Hinzu kommen Einstellräder für diverse Funktionen, wie Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit (bis auf beachtliche ISO 204.800). Das wirkt edel, ist aber nicht immer praktisch. Als Konzession an die jüngeren Geschwister in der Nikon-Kamerafamilie gibt es noch die aus Digitalzeiten bekannten Bedienelemente und ein Einstellrad, das für mehr als nur eine Funktion genutzt werden kann. Weit vom modernen Schnickschnack entfernt, fehlt der Df eine Videofunktion – eine Einschränkung, die Nikon bewusst in Kauf genommen hat, denn technisch wäre das problemlos machbar gewesen. Immerhin werden nicht alle gemachten Bilder sofort schwarz, wenn man das Fach für die SD-Speicherkarte im Betrieb aufmacht.

Das Gesamtpaket wirkt edel, gut verbaut und liegt angenehm in der Hand. Dafür aber rund 3000 Euro zu verlangen (inklusive eines im Retro-Stil gehaltenen 50-mm-Objektivs) dürfte die Nikon Df nur für Enthusiasten interessant machen. Damit liegt der Hersteller aber gar nicht einmal so falsch. Modelle wie Leicas M-Serie bieten schon seit Jahren Foto-Nostalgie mit teilweise weniger Funktionen als die Konkurrenz im Bereich der 5000 Euro.


Günstiger. Dass es sehr gute Kameras im Stil der alten Legenden auch ohne halsbrecherische Preismarke geben kann, beweist Fujifilm. Dessen X-Serie bleibt deutlich unterhalb der von Leica und Nikon veranschlagten Beträge, bietet aber solide Leistung. Und auch die PEN-Modelle von Olympus hatten bereits einen nostalgischen Touch, bevor sich daraus eine regelrechte Welle an Produkten entwickelte.

In anderen Branchen geht dafür der Trend wieder weg davon, alte Designformeln für neue Produkte zu nutzen. Apple etwa hat sich mit dem Umstieg seines iPhone-Betriebssystems von iOS 6 auf iOS 7 davon verabschiedet, die Kalender- und Notizen-App wie Elemente aus einem alten Filofax aussehen zu lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2013)

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