Neue Töne mit und ohne Scheibe

Frau hört Musik
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Während der Durchschnittshörer noch zwischen CD, MP3 oder Streaming schwankt, versprechen Hi-res-Formate Musik in Studioqualität – und setzen auch wieder auf physische Träger.

Sie wird unter vielen Christbäumen liegen – die CD ist immer noch Tonträger Nummer eins. Aber die Welt dreht sich weiter. MP3 ist längst salonfähig und für viele lautet die Frage nur mehr „Download oder Streaming?“ Letzteres ist wegen der Millionen an Titeln, in denen die Nutzer von Spotify, Simfy & Co. für ein paar Euro monatlich nach Herzenslust stöbern können, bei Musikfreunden beliebt, die am Puls der Zeit bleiben und Neues entdecken wollen. Sammler, die nicht von der Verfügbarkeit von WLAN, Mobilfunk oder dem Streaming-Service selbst abhängig sein wollen, schwören auf Download. Wobei die Grenzen fließend sind: Amazon oder Apple machen gekaufte Files gleichzeitig per Cloud überall verfügbar, Bezahlnutzer der Streaming-Services können Titel auch lokal speichern.

Während sich der Konsument noch an die neuen vielschichtigen Vertriebswege gewöhnt, ist bei den Musikformaten Hi-res das neue Schlagwort. Gemeint ist Musik mit höherer Auflösung, als die CD bietet. Deren Spezifikationen sind gut drei Jahrzehnte alt und stellen – zumindest für audiophile Ohren – nicht das Maß aller Dinge dar, sondern eher den Stand des damals technisch Machbaren. Hi-res will mit höheren Samplingfrequenzen und Bitraten diese Grenzen sprengen und Musik in originaler Studioqualität verfügbar machen. Neben dem PC und der wachsenden Zahl dezidierter Netzwerkspieler kann so mancher Blu-ray-Player bereits per USB oder WLAN problemlos mit Hi-res-Dateien gefüttert werden. Allerdings ist der Hinweis auf diese Option oft in der Anleitung versteckt. Suchen muss man auch noch die Quellen für Hi-res-Musik. Große Anbieter wie iTunes warten ab, derzeit bietet erst eine Handvoll Nischenportale wie HDTracks.com oder Highresaudio.com ein noch beschränktes Repertoire zum Download an. Hi-res-Streaming scheitert an der Bandbreite. Ob Hi-res die logische Fortsetzung von MP3 ist oder ein Nischenprodukt bleibt, ist offen. Fest steht, der Markt ist in Bewegung.


Neuer Formatkrieg?
Die kaum etablierten Hi-res-Formate bekommen bereits Konkurrenz – aus der Welt der Silberscheibe: zum einen durch DSD, das Musikformat der Super-Audio-CD. Es kommt ohne Filter und Oversampling aus und ist für so manchen dem gängigen PCM (Pulse-Code-Modulation) überlegen. Dank nun verfügbarer Software sind DSD-Files von Musikprogrammen wie Foobar auch am PC abspielbar. Von der Scheibe befreit könnte DSD neue Anhängerschaft gewinnen. Droht ein Formatkrieg? Das Gros der Experten gibt sich pragmatisch: Gut gemastert und mit hoher Datenrate erlauben sowohl PCM als auch DSP praktisch perfekte Musikwiedergabe.

Wieder einmal Mehrkanal. Während die Diskussion um derlei Feinheiten ein Minderheitenprogramm ist, soll eine neue Silberscheibe Hi-res auch in die Wohnzimmer der Normalbürger bringen: die Audio-Blu-ray. Sie hat genug Kapazität für höchste Qualität und ist im Gegensatz zu SACD und Audio-DVD auf jedem Blu-ray-Player abspielbar.

Das Konzept spricht vor allem Musikfreunde an, die etwas Greifbares wünschen. Zudem will die Audio-Blu-ray mit Raumklang punkten. Auf einigen, wenn auch nicht allen, der derzeit verfügbaren paar Dutzend Alben findet sich neben Stereo auch ein 5.1-Mix. Womit 2014 wieder einmal einen Anlauf Richtung Mehrkanalmusik sehen wird – mit dem Startvorteil, dass der Blu-ray-Player ohnehin oft Teil einer Mehrkanal-Heimkinoanlage ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2013)

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