Künstliche Intelligenz: Google baut Robotergeschäft aus

(c) EPA (BORIS ROESSLER)
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Der Internetkonzern Google kauft um mehr als 500 Millionen Dollar ein britisches Unternehmen, das Computern das Denken beibringt.

Mountain View. Google baut seine Marktposition im Bereich der künstlichen Intelligenz aus. Der Internetkonzern kauft die britische Firma Deepmind, die daran arbeitet, Computern das Denken beizubringen. Das bestätigte Google unter anderem dem Online-Magazin „Recode“ und dem „Wall Street Journal“ in der Nacht auf Montag. Offiziell wurde der Kaufpreis nicht bekannt gegeben. Laut „Financial Times“ und dem Magazin „The Information“ soll der Kaufpreis über 500 Mio. Euro (365 Mio. Euro) betragen haben.

Laut „The Information“ soll Google damit im Bieterverfahren Facebook übertrumpft haben. Auch das weltgrößte Internetnetzwerk sei schon in ernsthaften Verkaufsgesprächen mit Deepmind gewesen, heißt es in Berufung auf Insider.

Damit setzt Google den Weg fort, den das Unternehmen, das einst als einfacher Suchmaschinenanbieter begonnen hat, schon vor einiger Zeit eingeschlagen hat: die künstliche Intelligenz. So hat Google wiederholt erklärt, man wolle den Kunden die richtige Antwort für jede Situation bieten – sogar noch bevor diese wüssten, dass sie überhaupt eine Antwort brauchten. Google entwickelt etwa den Dienst Google Now, eine Art persönlicher Assistent, der seine Nutzer beispielsweise auf terminliche Verzögerungen wegen Verkehrsproblemen hinweist. 2012 engagierte der Konzern den Futuristen Ray Kurzweil, der im Bereich der künstlichen Intelligenz forscht.

Google will Ethikrat einrichten

Im Dezember wurde bekannt, dass Google den Militärroboterhersteller Boston Dynamics gekauft hat. Die Firma gilt als einer der innovativsten Roboterhersteller der Welt. Es wird bereits spekuliert, dass Google Services wie Lagerarbeiten, Paketzustellungen oder sogar die Betreuung von Senioren automatisiert anbieten könnte. Boston Dynamics hat etwa den vierbeinigen Roboter „Big Dog“ entwickelt, der Gepäck schleppen kann – was beispielsweise Soldaten auf ihren Einsätzen entlasten könnte. Oder auch den Roboterleoparden „Cheetah“, der schneller sprintet als der 100-Meter-Weltmeister Usain Bolt. Oder die menschlich anmutenden Roboter „Petman“ und „Atlas“. Die Modelle erfreuen sich auf YouTube großer Beliebtheit.

Im Vorjahr hat Google mehrere Unternehmen, die sich mit Robotik beschäftigten, gekauft. Davon ist Boston Dynamics mit Abstand das größte. Auch der Online-Händler Amazon kündigte kürzlich an, spezielle Waren mit Drohnen ausliefern zu wollen. Wie weit die Pläne gediehen sind, dazu gibt es noch keine genauen Informationen.
Über Googles neuesten Coup, Deepmind, ist nicht besonders viel bekannt. Einer der Gründer ist Demis Hassabis, ein einstiges Schachwunderkind. Laut „Financial Times“ ist er 37 Jahre alt und hat Neurowissenschaften studiert. Google will laut dem Bericht aus „The Information“ einen Ethikrat einrichten, der sicherstellen soll, dass die Technologie von Deemind nicht missbraucht wird.

Geheimes Zukunftslabor

Auch Facebook hat eine Abteilung für die Forschung zur künstlichen Intelligenz abgestellt. Google hat ein eigenes Forschungslabor, in dem unter der Leitung des Mitgründers Sergey Brin an etwa hundert Zukunftsprojekten getüftelt wird. Laut „New York Times“ laufen dort Roboter frei herum, und es gibt Kühlschränke, die selbstständig Lebensmittel im Internet nachbestellen. Von dort kommt auch die Datenbrille „Google Glass“, die in kleinen Stückzahlen von Testnutzern und Software-Entwicklern ausprobiert wird. Der Kurs der Google-Aktie stieg in den vergangenen zwölf Monaten um 50 Prozent auf rund 1123 Dollar. (APA/DPA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2014)

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