Photokina: 880 Mrd. Fotos - die meisten gemacht ohne Kamera

 QX1
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Kommende Woche beginnt in Köln die weltgrößte Fotomesse. Auf der Photokina haben die Hersteller einen gemeinsamen Feind: das Handy.

Es mag auf den ersten Blick paradox erscheinen: Es wird so viel fotografiert wie noch nie und dennoch werden immer weniger Fotoapparate gekauft. Heuer sollen 880 Milliarden Fotos gemacht werden, doch gleichzeitig erreicht die Zahl der verkauften Kameras ein neues Rekordtief. Die Kameravereinigung CIPA schätzt, dass 2014 insgesamt 55 Millionen Fotoapparate verkauft werden. 2013 waren es noch 69 Millionen und 2012 gar 100 Millionen. In zwei Jahren hat sich der Absatz also halbiert - man kann ahnen, wohin die Reise geht.

Smartphones verdrängen Kameras

Die Erklärung für diese Entwicklung ist einfach. Die Menschen greifen zur besten Kamera, die es gibt - nämlich zu der, die sie ständig bei sich haben: das Handy. Nach dem PC, dem Navigationsgerät und dem iPod verdrängen Smartphones jetzt eben auch die Fotoapparate. Die Auflösung und die Qualität der aktuellen Mobiltelefone ist für die meisten Zwecke mehr als ausreichend: über Facebook und Instagramm schaffen es die Mehrzahl der 880 Milliarden Bilder heuer wohl kaum hinaus. Die Hersteller müssen sich also einiges einfallen lassen, um auf dem schrumpfenden Fotomarkt bestehen zu können.

Daher darf man gespannt sein, was die Photokina in Köln, die kommende Woche beginnt (16. bis 21. September), zu bieten hat. Die weltgrößte Fotomesse findet nur alle zwei Jahre statt und ist für die Fotobranche, was Barcelona für die Mobilfunkindustrie ist: Man muss vertreten sein und man muss mit neuen Geräten in den einschlägigen Foren und Magazinen für Schlagzeilen und Diskussionen sorgen. Denn mittlerweile geht es nicht mehr darum, am allgemeinen Wachstum mitzunaschen. Man muss schon den Konkurrenten Marktanteile wegnehmen, um überleben zu können.

Als Hoffnungsgebiet der Fotoindustrie hat sich in den vergangenen Jahren ein neues Kamerakonzept herausgestellt: kleine, spiegellose Fotoapparate mit Wechselobjektiven, die dennoch eine Bildqualität liefern, die mit den größeren und schwereren Spiegelreflexkameras mithalten kann. Die großen Player Canon und Nikon wurden von dieser Entwicklung überholt, vielmehr überraschten Olympus, das viele schon für tot gehalten hatten, und vor allem Sony den Markt.

Sony: "Schnellster Autofokus der Welt"

Vor zwei Jahren dominierte Sony mit seiner RX1 die Photokina. Ein Vollformatsensor verbaut in eine kleine, handliche, leichte Kamera. Aufbauend darauf stellten die Japaner 2013 die A7-Reihe vor und begeisterten Amateure mit der A7r, die nur unwesentlich größer ist als die RX1, dafür 36,4 Megapixel liefert. In der Praxis erwies sich allerdings der Autofokus als sehr langsam. Heuer will man dafür die Kamera mit dem "schnellsten Autofokus der Welt" vorstellen, eine Nachfolge zur Sony A99. Die Mark II soll den gleichen 36-Megapixel-Sensor wie die A7r haben.

Seine Alpha-Serie erweitert Sony heuer - fürs Handy. Vor wenigen Tagen wurde die QX1 vorgestellt, eine Gehäuse mit 20 Megapixel Sensor und einem Objektivanschluss, das man an das Smartphone anhängt. Gesteuert wird die Kamera über das Handy, man kann alle Objektive mit Sony E-Anschluss anschließen. Neu gibt es ein 30-fach Zoom (25-750mm).

Olympus hat den Micro-Four-Third-Bereich mit kleinen Kameras und Sensoren erfunden und bietet sehr erfolgreich seine ausgezeichneten OM-D-Kameras an. Dazu gibt es die PEN-Serie, für die vor wenigen Tagen eine weitere Kamera präsentiert wurde: Die Pen E-PL7 mit einem Monitor, der sich - Selfie-Fans werden es lieben - nach unten klappen lässt, damit man das Selbstporträt besser gestalten kann (ausgelöst wird per Touchscreen). 16 Megapixel, acht Bilder pro Sekunde, ISO bis 25.600 - all das bekommt man für um die 400 Euro.

Pen E-PL7
Pen E-PL7

Panasonic machte Anfang des Jahres klar, wohin die Reise für die Firma geht: hin zu Video. Die GH4 ist auf den ersten Blick ein guter Fotoapparat (16 Megapixel), ist aber vor allem wegen seiner Videofunktion interessant. Mit der GH4 kann man hochauflösende Videos im 4k-Format (3840x2160 Pixel) und sogar einem speziellen Cinema-Modus mit 4092x2160 Pixel aufnehmen. Das macht die Kamera nicht nur für Filmemacher mit knappem Budget interessant, sondern auch für Actionfotografen, die aus dem Video einzelne Bilder extrahieren können. Deren Auflösung reicht für das Internet allemal. Angeblich kommt auf der Photokina ein weiteres 4k-Modell von Panasonic.

Im Top-Segment, bei den Spiegelreflexkameras, wird die Luft langsam dünn. Das Megapixel-Rennen ist vorbei und auch im Kampf um die höchsten ISO-Werte nähert man sich Sensoren, die auch bei fast völliger Dunkelheit noch brauchbare Bilder liefern. Die Schlacht, die sich die beiden Marktführer Canon und Nikon liefern, findet daher in Nuancen auf höchstem Niveau statt.

Nikon hält beispielsweise für detailverliebte Landschaftsfotografen mit der D810 ein Auflösungsmonster parat: 36,3 Megapixel schafft der Sensor, der den Fotografen allerdings vor eine finanzielle Herausforderung stellt. Nicht so sehr wegen des Anschaffungspreises der D810 (3300 Euro), sondern weil man die besten und damit teuersten Objektive benötigt, um diese Auflösung überhaupt ausnützen zu können. Etwa das eben vorgestellte Zeiss 1.4/85, das knapp 4000 Euro kosten wird.

Knapp vor der Photokina wird Nikon eine weitere Vollformatkamera präsentieren, die Nachfolgerin zur D700, die überarbeitete D750. In den Internetforen spekuliert man über einen 24-MP-Sensor mit der Möglichkeit, acht Bilder pro Sekunde aufzunehmen. Angeblich erhält die D750 auch das Autofokus-System der Profikamera D4s. Über weitere Ankündigungen hüllt sich Nikon in Schweigen.

Der größte Kamerahersteller der Welt, Canon, wird bei der Photokina die lange erwartete Nachfolgerin der 7D präsentieren. Die Kamera wurde 2009 als Profigerät für den kleineren APS-C-Sensor eingeführt. Die 7D Mark II soll eine abgespeckte billigere Version des Profigeräts 1Dx sein, gemunkelt wird über eine Auflösung von 20 Megapixel, zehn Bilder pro Sekunde und 65 Autofokus-Punkten.

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