Test: Canon 7D II bei Austria vs. Admira

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Hält die 7D II, was Canon verspricht? Wir haben die APS-C-Profikamera bei einem Fussballspiel der Bundesliga getestet.

Als Canon Ende 2009 die 7D auf den Markt brachte, landete der japanische Kamerahersteller damit nicht nur einen Hit, sondern schuf auch ein neues Kamerasegment: den semiprofessionelle APS-C-Bereich.

Bis dahin gab es von Canon nur im Vollformat- (1Ds bzw. 5D) bzw. im damals noch aktuellen APS-H-Bereich (1D) Kameras, die professionellen Ansprüchen genügten: von der Verarbeitung über Spritzwasserschutz bin hin zur den Features. Mit der 7D gab es auf einmal eine Kamera, die viele Eigenschaften von den Profigeräten hatte, aber nur ein Drittel davon kostete.

Doch während auf das zeitgleich vorgestellte Profigerät 1D IV zwei Jahre später die ausgezeichnete 1DX folgte, passierte im Semiprofibereich nichts. Fünf Jahre lang. Erst heuer im September präsentierte Canon mit der 7D II die langersehnte Nachfolgerin der 7D.

Beeindruckende Eigenschaften

Auf dem Papier lesen sich die Eigenschaften beeindruckend - vom 20,2-Megapixel-Sensor über einen eingebauten Timer bis zum überarbeiteten Verschluss mit 200.000 Auslösungen -, heraus stechen aber zwei: die Bildfrequenz von zehn Bilder pro Sekunde - und zwar so lange, bis die Speicherkarte voll ist (bei jpeg; im RAW-Format schafft der Pufferspeicher 31 Bilder). Und ein neues Autofokus-System mit 65 Kreuzsensoren. Das ist revolutionär für eine solche Kamera. Das Profigerät 1Dx hat nur 41 Kreuzsensoren.

Dazu kommt ein 150.000-Pixel-Messsensor, der bei der Schärfeverfolgung von Objekten besonders hilfreich sein soll. Der RGB-Sensor erkennt ein Objekt und verfolgt es von einem AF-Punkt über den anderen. Und da die 7D II den kleineren APS-C-Sensor verwendet, decken die 65 AF-Punkte fast den gesamten Bildbereich ab. Da sollte - theoretisch - den Ausschuss wegen unscharfer Bilder auf ein Minimum reduzieren und die Kamera zum idealen Gerät für Tier- und Sportfotografen machen. Wir haben das bei einem Fussballspiel der österreichischen Bundesliga getestet.

AF-Performance

Gespielt hat Austria gegen Admira in der Generali Arena in Wien-Favoriten (das Spiel hat übrigens mit einem 4:0 für die Austria geendet). Wir haben mit einer 7D II und zwei Objektiven fotografiert: einem Canon EF 300/2.8  IS (Version I) und einem 70-200/2.8 IS (Version II). Die Kamera war so konfiguriert, dass die Scharfeinstellung über die AF-Taste auf der Rückseite der Kamera erfolgte. 

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Canon hat der 7D II die gleichen, umfangreichen Einstellmöglichkeiten für den Autofokus spendiert, wie der 1Dx und der 5D III. AI-Servo, das ständig fokusiert, kann man in sechs speziellen Einstellungen feintunen. Wir haben den für Fussballspiel empfohlenen Case 4 verwendet, der für schnell verzögernde und beschleunigende Objekte programmiert ist.

Bei den AF-Punkten haben wir als erste Einstellung die automatische Auswahl aller 65 Kreuzsensoren getestet. Theoretisch ideal, weil der erfasste Fussballspieler dadurch leichter vom Autofokus verfolgt werden kann. Das funktionierte auch ausgezeichnet - wenn die 65 Felder den richtigen Spieler erfassen. Weil aber selten ein einzelner Spieler allein auf dem Feld steht, ist es ziemliche Glückssache, wen der AF-Computer auswählt.

Es hilft auch nicht, den gewünschten Spieler in die Bildmitte zu setzen, um vielleicht dadurch den AF auf ihn zu konzentrieren. Der Autofokus nimmt jenes der 65 Felder, das gerade in diesem Moment die beste Information liefert.

Und dann passiert, was man im Bild unten gut sieht (anklicken zum Vergrößern): Statt auf die zwei Spieler im Vordergrund stellte die Kamera auf den Spieler im Hintergrund scharf (vermutlich, weil sein rotes Trikot beim ersten fokusieren einen besseren Kontrast lieferte als das violette). Den aber verfolgten die AF-Felder konsequent. Die zwei ausgewählten AF-Punkte sieht man im Bild unten in rot. In der ganzen Serie ist der Admira-Spieler im Hintergrund scharf, das Foul im Vordergrund blieb unscharf.

Rot die zwei AF-Punkte, die die Kamera auswählte. Anklicken zum Vergrößern
Rot die zwei AF-Punkte, die die Kamera auswählte. Anklicken zum VergrößernRief

Als nächstes wählten wir nur das mittlere AF-Feld, das bei der 7D II immer noch 25 AF-Punkte umfasst. Diese Einstellung lieferte die besten Ergebnisse: kaum ein unscharfes Bild, der AF verfolgte den einmal erfassten Spieler präzise, so lange man ihn in der Bildmitte hält. Man sieht es sehr gut bei der Sequenz unten: Der Spieler bleibt durchgehend im knappen Schärfebereich des 300mm-Objektivs bei ganz offener Blende (2.8). Das große Bild, das wir ausgewählt haben, ist rot umrandet. Die Serie zeigt auch die hohe Bildfrequenz der 7D II (wir haben durchgehend mit der H-Einstellung für zehn Bilder pro Sekunde gearbeitet).

Rief
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Diese Einstellung hat bei der 7D II so gut funktioniert, dass wir die Standardeinstellung der Sport- und Tierfotografen kaum verwendet haben: nämlich nur den mittleren Fokuspunkt (maximal mit AF-Erweiterung) zu verwenden.

Rauschverhalten

Das Spiel in der Generali Arena war auch ein guter Test für das Rauschverhalten der 7D II. Es fand am Abend bei Flutlicht statt, um eine möglichst kurze Belichtungszeit zu bekommen, haben wir bei ISO 1250 und 1600 fotografiert. Noise ist bei ISO 1600 ausgezeichnet, auch bei ISO 6400 liefert der kleine APS-C-Sensor bemerkenswerte Bilder, die durchaus verwendbar sind.

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Weil aber jeder seine ganz eigenen Ansprüche an das Rauschverhalten einer Kamera hat, stellen wir eine RAW-Datei als Download zur Verfügung, mit der sich jeder ein wenig spielen kann. Das Bild wurde bei ISO 6400 am Wiener Spittelberg aufgenommen. Neben Canons eigener Software Digital Photo Professional unterstützt auch das neueste Update für Lightroom 5 RAW-Dateien der 7D II.

https://www.dropbox.com/s/x5mltiyci78m2yd/7DII1286.CR2?dl=0

Fazit

Mit der 7D II hat Canon eine ausgezeichnete Profikamera für den APS-C-Bereich vorgestellt, die derzeit konkurrenzlos ist. Das Gehäuse kostet 1699 Euro.

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