Ende der Glühbirne: Die Zukunft gehört der LED

(c) AP (Michael Probst)
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Österreich bejammert das Ende der Glühbirne, dabei steht mit der LED (Light Emitting Diode) die – heute noch teure – Lichtquelle der Zukunft schon in den Startlöchern.

Der EU-Wahlkampf ist geschlagen. Einer der größten Aufreger war ein scheinbar völlig unpolitisches Thema: das Ende der Glühbirne. Zwar wurde in Brüssel weder das hundert Jahre alte Leuchtmittel verboten, noch die ungeliebte Energiesparlampe per Dekret zum designierten Nachfolger bestimmt.Aber ab Anfang September sollen EU-weite Mindestgrenzen für die Energieeffizienz von Lampen eingezogen werden. An diesen mag die Glühbirne zwar scheitern, eine Alternative für die als umweltschädlich gebrandmarkte Energiesparlampe steht jedoch längst in den Startlöchern.

Die Zukunft, da sind sich alle Experten einig, gehört der LED (Light Emitting Diode). Bisher sind die genügsamen Leuchtdioden in erster Linie bei Handydisplays, Fernsehern oder Ampelanlagen zum Einsatz gekommen. Ein Markt, der mittlerweile langsam zu stagnieren beginnt. Als ernst zu nehmender Ersatz für Glühbirnen sind sie bisher kaum bekannt.

„Bei LED-Lampen kommt nur Feuerzeuglicht raus. Das interessiert mich nicht.“ Das ist das übliche Vorurteil, gegen das Stephan Seitz, Geschäftsführer und Gründer der österreichischen LED-Schmiede 16east, immer noch tagtäglich ankämpfen muss. Dabei ist die Zeit der energiesparenden Diode als reines Deko-Licht längst vorüber.

„Ich könnte hier alle Lampen austauschen“, meint Seitz, nachdem er sich in einem hell erleuchteten Wiener Innenstadtlokal umgesehen hat. Denn LED, deren Leuchtkraft der einer 30-Watt-Birne gleicht, gibt es längst im Handel. Den Unterschied macht auf den ersten Blick der Preis. Statt ein paar Euro für die Glühbirne sind diese Leuchtdioden erst für rund zwanzig Euro zu haben. Im Gegenzug braucht die LED (so wie die Energiesparlampe) zehnmal weniger Strom als herkömmliche Glühbirnen. Außerdem muss man die Lampe bei einer durchschnittlichen Betriebszeit von 20.000 Stunden im Idealfall nur einmal alle zehn Jahre tauschen.

Am meisten Hoffnung macht Seitz aber der rasante technische Fortschritt in der Technologie. Mit 16east setzt er auf die LED-Highpower-Chiptechnologie, von der Ende des Jahres bereits eine 70-Watt-Variante auf den Markt kommen soll. Ihr größter Haken ist wenig überraschend der Preis von etwa 50 Euro. „Das tun sich die Konsumenten nicht an“, bleibt Seitz realistisch.

Schon die Energiesparlampe um zehn Euro schaut im Vergleich zur 50-Cent-Glühbirne nach Preistreiberei aus. Wer greift da zur LED-Luxusvariante? Chips aus Asien werden von Monat zu Monat leistungsfähiger und preiswerter, versichert der LED-Pionier. „In drei Jahren“ will er „die Energiesparlampe völlig vom Markt verdrängt haben“. Bis dahin dürften aber noch Millionen von Energiesparlampen verkauft werden. Offenbar zum Missfallen der Bevölkerung, die lieber kistenweise Glühbirnen hamstert, als zum Nachfolger zu greifen, der als zu teuer und obendrein problematisch in der Entsorgung angesehen wird.

Muss sich Brüssel also den Vorwurf gefallen lassen, mit dem „Lampendekret“ nur die Interessen der Industrie zu schützen? Hätte die EU nicht einfach ein paar Jahre warten können, bis LED in allen Lichtstärken in den Märkten zu haben ist? Schließlich ist es ja nicht so, dass die großen Hersteller, der niederländische Konzern Philips und die deutsche Siemens-Tochter Osram, mit Kräften gegen eine alternative LED-Guerillaszene kämpfen müssten. Die Marktführer setzen längst auf die LED-Technologie. Doch vor dem nächsten Schritt zur energiesparenden Beleuchtung gilt es noch, die Kosten für die Entwicklung der Energiesparlampe zurückzuverdienen. Da kommt der EU-Entscheid gerade noch rechtzeitig.

Bis vor einem halben Jahr wäre auch Seitz auf der Seite jener gestanden, die gegen die verfrühte Aktion der EU-Kommission protestieren. Mittlerweile unterstützt er die Entscheidung der Union als Schritt in die richtige Richtung. Solange die Chip-Fabrikanten in Asien weiter in diesem Tempo arbeiten, macht er sich keine Sorgen.

„Es wird keine vier Jahre dauern, bis auch hundert Watt zu einem guten Preis verfügbar sind“, übt er sich in Optimismus. Auch bis dahin gibt es genug Geschäft, das zu machen ist. 70 Prozent aller verkauften Lampen, schätzt Seitz, sind im Bereich 25 bis 35 Watt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2009)

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