Der Tablet-PC will "die volle Web-Erfahrung" bieten und unterstützt (im Gegensatz zum iPad) Adobe Flash und AIR uneingeschränkt. Das installierte Windows 7 wurde für Fingerbedienung angepasst.
Während die Hightech-Gemeinde auf die Markteinführung von Apples iPad wartet, veröffentlicht HP weitere Details zu seinem kommenden Tablet-PC "Slate". Das Gerät kommt mit einem vollwertigen Windows-7-Betriebssystem samt einer angepassten Benutzeroberfläche, die speziell für die Fingerbedienung ausgelegt ist. Im Gegensatz zu bekannten E-Book-Lesegeräten wie Amazons Kindle will HP seinen Kunden eine Multimedia-Erfahrung samt Farbfotos und Videos bieten. Dazu soll Adobes Flash-Software eingesetzt werden.
2009 war das Jahr der Netbooks - der billigen, leichten Mini-Notebooks. 2010 soll das Jahr der Tablets werden. Betriebssysteme wie Windows 7 und Google Android lassen sich über Touchscreens bedienen. Eine Tastatur zu haben, ist somit nicht mehr unbedingt notwendig. Grund genug, Netbooks zugunsten der Mobilität zu halbieren und auf ihr Display zu reduzieren. Auf der weltgrößten Tech-Messe, der CES in Las Vegas, feierte die neue Geräte-Klasse im Jänner ihr Debüt. Wenig später folgte Apple mit dem iPad und löste eine regelrechte Tablet-Manie aus.VON SARA GROSSIm Bild: Bill Gates mit einem Tablet-Notebook im Jahr 2002 - Windows XP ist für diese Art der eingabe jedoch nur wenig geeignet. (c) Reuters (Jeff Christensen) Den Startschuss gab es bereits am Tag vor der CES-Eröffnung, am 6. Jänner. Microsoft-Chef Steve Ballmer höchstpersönlich zeigte erste Tablets von Archos, Pegatron und HP (v.l.n.r.). (c) DiePresse.com (Sara Gross) Da es sich bei den drei Windows-7-Tablets noch um Prototypen handelte, gab es kaum Detail-Informationen. HP hat mittlerweile weitere Infos zu seinem "Slate" unters Volk gebracht. Getippt wird entweder auf einer virtuellen Tastatur, die bei einer Display-Größe von bis zu 10 Zoll gut zu bedienen sein dürfte, oder auf einer externen Tastatur. Beobachter halten einen Marktstart Mitte 2010 für realistisch - Preise sind noch völlig offen. (c) DiePresse.com (Sara Gross) Den größten Hype bisher hat jedoch ein Tablet ausgelöst, zu dem es lange kein offiziellen Daten gab - nicht einmal, ob es tatsächlich kommt. iSlate, iPad, iTablet, ..., das mögliche Apple Tablet hatte schon viele Kosenamen. Im Endeffekt wurde es das iPad, das einem zu groß geratenen iPhone ähnelt und seinen Besitzern Multimedia-Inhalte, Spiele und Bücher liefern soll. Ab April wird sich die Wundermaschine am Markt beweisen - dann startet nämlich der Verkauf in vielen Ländern. Österreich muss sich noch länger gedulden - wie lange genau, ist noch offen. (c) AP (Paul Sakuma) Dank der Anwendung "Kindle for PC" können Windows-Tablets in E-Reader verwandelt werden - freilich ohne den Komfort eines augenschonenden Spezial-Displays. Im Unterschied zu E-Readern verstehen sich Tablets dafür perfekt aufs Internet-Surfen, E-Mailen, Videos-Abspielen und sogar auf Office-Anwendungen. Auch Apple wildert im Revier des E-Book-Platzhirsches Amazon: Im IBook Store stehen auf dem iPad E-Books im offenen EPub-Format zur Verfügung. (c) DiePresse.com (Sara Gross) Auch Amazon versucht nun die Grenze zwischen E-Reader und PC ein wenig aufzuweichen und bietet Entwicklern bereits die Möglichkeit, Zusatzsoftware für den "Kindle" zu schreiben. Diese Anwendungen wie Spiele und Wetter-Programme sollen dann ähnlich dem "App Store" für das iPhone direkt auf dem Gerät zur Verfügung gestellt werden. Ein kleines Hindernis könnte jedoch das E-Ink-Display darstellen. Diese Technologie ermöglicht zwar ein augenschonendes Lesen, reagiert jedoch nur sehr langsam auf Eingaben - bei schnellen Spielen sicherlich ein großes Hindernis. (c) Reuters (Dani Cardona) Auf der CES selbst waren noch keine marktreifen Produkte zu sehen. Asus zeigte den Prototypen eines Dual-Screen-Tablets mit Windows 7. Das zweite Display bietet bei Bedarf Raum für eine virtuelle Tastatur, ohne die Sicht auf die eigentliche Anwendung zu verdecken. (c) DiePresse.com (Sara Gross) Auf dem Prototypen konnten Seiten eines virtuellen Buches umgeblättert werden. (c) DiePresse.com (Sara Gross) Auch Google könnte von der neuen Geräteklasse profitieren. Das mobile Betriebssystem "Android" war auf der CES etwa auf einem Prototypen von Motorola und Nvidia zu sehen. Noch heuer will Google außerdem ein eigenes Betriebssystem für Mini-Notebooks, "Chrome OS", veröffentlichen, das hauptsächlich auf Internet-Anwendungen basieren soll. (c) Reuters (Steve Marcus) MSI wartete gleich mit mehreren Prototypen auf. Dieses "E-Book" getaufte Tablet läuft unter Linux, hat ein 10-Zoll-Touch-Display und verbindet sowohl über WLAN als auch über eine UMTS-Verbindung mit dem Internet. (c) DiePresse.com (Sara Gross) MSI zeigte außerdem gleich zwei Dual-Screen-Tablets. Eines mit zwei 10-Zoll-Displays und eines mit zwei 6-Zoll-Displays. Beide laufen unter Windows 7. (c) DiePresse.com (Sara Gross) Auf dem oberen Display waren einige besonders fingerfreundliche Icons für den Schnellzugriff auf häufig benutzte Funktionen wie E-Mail, Internet oder Instant-Messenger zu sehen. (c) DiePresse.com (Sara Gross) Im Zugeklappten Zustand zeigt der MSI-Prototyp eine schicke Metall-Oberfläche, durch die Uhrzeit, Akkustand und Internet-Verbindung schimmern. (c) DiePresse.com (Sara Gross) Auch Sony zeigte ein Gerät mit Touchscreen ohne Tastatur - jedoch mit einem völlig anderen Zugang als die Konkurrenz. Das "Dash" ist nicht für unterwegs gedacht, sondern als eine Art Mini-Zweit-PC für daheim. (c) DiePresse.com (Sara Gross) Die Oberfläche kann mit verschiedenen Mini-Programmen gestaltet werden, die etwa Zugriff auf Wetter, Aktienkurse, Facebook oder E-Mail bieten. (c) DiePresse.com (Sara Gross) Im Unterschied zu klassischen Tablets, ist das "Dash" auch ein wenig klobig - schließlich ist es zum Aufstellen und nicht zum Einstecken gedacht. Die Form erinnert in erster Linie an Wecker - eine Funktion die "Dash" auch bietet. (c) DiePresse.com (Sara Gross) "Dash" dient auch als Multimedia-Player und kann neben Musik ... (c) DiePresse.com (Sara Gross) ... auch Videos abspielen. (c) DiePresse.com (Sara Gross) Touch-Tablets krempeln die PC-Industrie um "Volle Web-Erfahrung" dank Flash und AIR HP bewirbt sein Gerät damit, dass Benutzer mit dem Slate "die volle Web-Erfahrung" bekommen. Ein Seitenhieb auf Apple, dessen iPad jegliche Flash-Inhalte ignoriert, da das Unternehmen die Software nicht unterstützen will. Allerdings basiert der Großteil der Multimedia-Inhalte wie Videos und Spiele im Web auf Adobes Flash. Mit Adobes neuer Anwendungsplattform AIR können Entwickler ihre Programme als plattformunabhängige Web-Applikation entwerfen, die auf allen Arten von Computern eingesetzt werden können. Als Beispiel wird eine Vollbild-Applikation der New York Times gezeigt. Die Zeitung musste auch schon bei Apples iPad-Vorführung mit einer eigenen App als Demonstrationsobjekt herhalten.
Das iPad soll den Erfolg von iPod und iPhone wiederholen, die Medienwelt revolutionieren und selbst den Netbook-Hype in den Schatten stellen. Eine ziemlich große Aufgabe für das schlanke Leichtgewichts-Tablet. Neben viel Lob, haben sich jedoch auch schon kritische Stimmen erhoben. Und tatsächlich: Manche Details könnte Apple noch besser machen. (sg) Einer der Gründe, warum sich Tablets bisher einfach nicht durchsetzen konnten, ist das Design. Bisherige Geräte waren meistens dick, schwer und steckten in einem unansehnlichen Plastik-Gehäuse. Das iPad räumt damit auf: Das Gerät ist nur 1,27 Zentimeter dick und wiegt knapp 700 Gramm. So schlank und leicht das iPad aber auch sein mag, in die Hosentasche passt das 9,7 Zoll große Gerät auf keinen Fall. "Apple hat vergessen die passenden iPants vorzustellen - mit Hosentaschen, in die das iPad hineinpasst", ätzt etwa die "Computerworld". AP (Marcio Jose Sanchez) Software gibt es für das iPad in Hülle und Fülle. Es sind zwar zunächst nur zwölf Anwendungen im App Store für das iPad maßgeschneidert. Es können aber alle 140.000 Apps, die auch am iPhone funktionieren, installiert werden. Außerdem gibt es für Ultramobil-Workaholics Programme für Email und Kalender vorinstalliert. Um je rund zehn Dollar können die Büroprogramme aus iWork nachgerüstet werden. Die Schattenseite: Obwohl der 1-Gigahertz-Prozessor es durchaus ermöglichen sollte, beherrscht das iPad wie das iPhone kein Multitasking. Damit kann es nicht mehrere Programme gleichzeitig ausführen. (c) AP (Marcio Jose Sanchez) Mit einer Auflösung von 1024 x 768 Pixeln ist das iPad ein feiner Video-Player, der Filmchen in guter Qualität im Vollbild wiedergibt. (c) AP (Marcio Jose Sanchez) Das Seitenverhältnis von 4:3 ist zwar für viele iPhone-Apps notwendig, für das Betrachten von Videos wäre jedoch ein Verhältnis von 16:9 wünschenswert. YouTube-Videos und zahlreiche Filme haben im Vollbildmodus auf dem ohnehin kleinen Display schwarze Balken. Das iPad hat die perfekte Größe, um am Dock einen schicken Bilderrahmen abzugeben. Passend dazu ist ein übersichtliches Foto-Programm vorinstalliert. Worauf Apple vergessen hat, ist eine Kamera. Weder auf der Rückseite, noch auf der Vorderseite (Videotelefonie) ist eine zu finden. In diesem Punkt hat das iPad selbst gegenüber Netbooks einen großen Nachteil. Ganz klar: Mit dem iBooks Store bringt Apple den E-Books-Platzhirsch Amazon ganz schön ins Schwitzen. In dem schicken virtuellen Regal stehen Bücher im offenen EPub-Format zur Verfügung. Vergangenes Jahr hat Google bekanntgegeben, dass über die "Book Search" mehr als eine Million Bücher in diesem Format zur Verfügung stehen. Im E-Book-Bereich ist das hochglänzende, LED-hintergrundbeleuchtete Display jedoch eher ein Hindernis. Langes Lesen ermüdet schlicht die Augen. Hier haben eindeutig E-Reader wie Amazons Kindle die Nase vorne. Ihre E-Ink-Displays sind für stundenlanges Lesen geschaffen. (c) Reuters (Kimberly White) Wahlweise gibt es das iPad nur mit WLAN oder auch mit einem UMTS-Modul. Mobiles Surfen ist also kein Problem und mit dem, dank iPhone, Touch-erprobten Browser Safari sicherlich ein Genuss. Außerdem hat Apple ein GPS-Modul eingebaut, was besonders bei Anwendungen wie Google Maps eine feine Sache ist. Kein Weltuntergang, aber eigentlich schade: Trotz aller Drahtlos-Verbindungen muss das iPad zum Synchronisieren von Dateien aus dem Heimnetzwerk ans Kabel. Selbst Microsofts Multimedia-Player Zune (hierzulande nicht erhältlich) lässt sich drahtlos synchronisieren. Das iPad misst an seiner Schmalseite 18,9 Zentimeter - die Tasten der virtuellen Tastatur kann man also selbst mit den ungeschicktesten Fingern nicht verfehlen. Für das Tippen mit beiden Händen ist es jedoch zu breit und muss auf den Tisch oder Schoss gelegt werden. Im Stehen kann nur mit einer Hand getippt werden. (c) AP (Marcio Jose Sanchez) Eigentlich wäre es von einem Tablet zu erwarten gewesen, aber das iPad hat keine Handschrifterkennung. Bei Windows-Tablets ist das seit jeher möglich. "Das gesamte Internet" sollen Benutzer dank des iPad in ihrer Hand halten, frohlockte Steve Jobs. Und in der Tat surft es sich mit dem iPad sehr flott, wie erste Erfahrungsberichte zeigen. (c) Apple Leider hat sich Herr Jobs geirrt. Zum "gesamten Internet" würde auch das inzwischen auf so gut wie allen Computern verbreitete Flash-Plugin gehören. Aber wie beim iPhone verweigert auch das iPad hier das Adobe-Produkt. Grund genug für Adobe, einen bösen Blogeintrag dazu zu veröffentlichen. (c) REUTERS (KIMBERLY WHITE) Pluspunkte und Schwachstellen Vor zwei Jahren noch 1500 Dollar Zu Preis und Verfügbarkeit schweigt sich HP aber weiterhin aus. Es heißt immer noch "im Lauf des Jahres 2010". Vor zwei Jahren hätte ein Gerät mit der Leistung des aktuellen Slate noch 1500 US-Dollar gekostet, ist man bei HP überzeugt. Aufgrund der verbesserten Produktionsprozesse und geringeren Materialkosten will man den Slate aber zu einem kompetitiven Preis anbieten. Apple will ein iPad in einer Kategorie zwischen 499 und 829 Dollar auf den Markt bringen, je nach Ausstattung.
(c) HP
(db)
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