Flachbildschirme: WM im Wohnzimmer

Flachbildschirme Wohnzimmer
Flachbildschirme Wohnzimmer(c) Hersteller
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Nach Südafrika ist es weit, doch mit dem passenden Fernseher kommt auch im eigenen Wohnzimmer echtes Stadion-Feeling auf.

Die Fußball-WM in Südafrika ist für viele ein willkommener Anlass, sich einen Flachbildschirm zuzulegen – und für manchen Early Adopter die Gelegenheit, seinen zwar an Jahren noch recht jungen,  technisch aber schon wieder steinalten LCD oder Plasma gegen ein neues Gerät zu tauschen. Neben dem sportlichen Großereignis liefert auch die Technik gute Argumente für die neuen Fernseher.
Eine Innovation der neuen Geräte-Generation ist LED-Hintergrundbeleuchtung, die sogar von den kritischen Testern des „Konsument“ als wichtigste Neuerung auf dem TV-Markt bezeichnet wird. LED-Fernseher sind nichts anderes als LCD-Geräte mit neuartiger Hintergrundbeleuchtung – eben Leuchtdioden statt der Leuchtstoffröhren. Die Vorteile: LED-TVs brauchen in der Regel weniger Strom und liefern auch leuchtendere Farben als die herkömmlichen LCD-Modelle.

Was LED sonst noch bringt, hängt von der Bauweise ab: Sind sie im Rahmen untergebracht („Edge LED“), ermöglichen sie besonders schlanke Fernseher. Sind die LEDs hinter dem Bildschirm platziert („Full LED“), können sie bei vielen Modellen segmentweise gedimmt werden, was den Kontrast bei dunklen Szenen – für viele eine Achillesferse der LCDs – verbessert. Wobei die Fronten zwischen „Edge“ und „Full“ LED schon wieder verwischt werden. LG hat bei seinen neuen Modellen der 8500-Serie unter dem Namen „Slim LED“ das Kunststück zuwege gebracht, LED hinter dem Schirm in Displays mit knapp zweieinhalb Zentimeter Dicke einzubauen, während Samsung behauptet, durch ausgefeilte Lichtleiter auch mit Edge LED Kontraste analog zu Full LED zu bewerkstelligen.

Startschuss für 3-D. Der größte Hype wird derzeit um 3-D gemacht. Spiele der Fußball-WM sollen in 3-D aufgezeichnet werden. Ausgestrahlt werden diese Aufnahmen aber nur in Public-Viewing-Areas (siehe Kasten). Auf 3-D-Inhalte daheim muss der Konsument – abgesehen von Videospielen – noch ein wenig warten. Oder er macht sie selbst. Die Fernseher, die 3-D verstehen, können oft auch herkömmliches Material auf 3-D hochrechnen. 

Wer bereits jetzt die dritte Dimension ins Wohnzimmer holen will, hat schon eine gewisse Auswahl. Samsung hat als Erster eine Reihe von 3-D-fähigen Fernsehern auf den Markt gebracht, und zwar sowohl mit LED-Hintergrundbeleuchtung (Serie 7700) als auch in klassischer LCD-Technik. Sogar Plasma-Fernseher mit 3-D-Funktion sollen noch im Mai verfügbar sein. Die Diagonalen reichen bei den LED/LCD-Geräten von 40 bis 55 Zoll, bei den 3-D-Plasmas stehen 50 und 63 Zoll zur Auswahl. Am vergleichsweise billigsten kommt man mit dem 40-Zoll-LCD-­Modell LE40750C weg, das für rund 1300 Euro zu haben ist. Die Kombination von 3-D und LED startet bei 1800 Euro (ebenfalls 40 Zoll) und geht bis etwa 3000 Euro. Beson­ders schick ist die erst im Sommer verfügbare 8700er-Serie. Noch im Mai verspricht auch LG Fernseher mit 3-D-Funktion. Die 9500er-Serie von LG kommt mit 42 bis 55 Zoll und protzt mit 400 Hertz. Die Preise liegen auf dem ­Niveau der Samsung-Geräte (mit ähnlicher Diagonale).

Etwas teurer sind die ebenfalls noch vor der WM erwarteten 3-D-Plasmas VT20 von Panasonic, die mit 50 und 65 Zoll rund 2500 und 4500 Euro kosten. Auch Sony will noch vor der WM mit der HX8-Serie die ersten 3-D-fähi­gen LCD-Fernseher auf den Markt bringen. Weitere Model­le folgen im Juli. Fast alle Hersteller setzen auf „­Active 3D“, bei dem abwechselnd Bilder für das rechte und linke Auge gezeigt werden. Shutterbrillen verdecken zeitgleich das jeweils andere Auge. LG will demnächst mit dem 47LD950 einen Fernseher mit „Passive 3D“ anbie­ten, der wie in großen Kinos mit Polarisation arbeitet, was leichtere und billigere Brillen ermöglicht.

Mehr Hertz für schärferen Sport. Da bei „Active 3D“ doppelt so viele Einzelbilder pro Sekunde generiert werden wie beim herkömmlichen Fernsehen, verfügen die 3-D-Model­le über 200- oder gar 400-Hertz-Technik. Diese macht auch Szenen in 2-D flüssiger und schärfer – was sich insbesondere bei Sportübertragungen mit ihren ­raschen Bewegungen und Kameraschwenks auszahlt. Wer auf 3-D verzichten kann, findet freilich auch günstigere Modelle mit 100, 200 oder gar 400 Hertz.

Neben dem Bild sind auch Zusatzfeatures wie USB-­Anschluss für Foto-Diashows oder Zugang zu bestimm­ten Internet-Services Kriterien, die bei der Auswahl eine Rolle spielen. Ein leider seltenes, aber auch im Hinblick auf die WM sehr praktisches Feature sind eingebaute Festplattenrecorder, mit denen man auch nichts verpasst, wenn man im entscheidenden Moment gerade verhindert war. Zudem können Fußballfreunde Schlüsselszenen analysieren und immer wieder genießen – oder sich immer wieder ärgern. Loewe spendiert etwa dem neuen „Individual“, der in verschiedensten Gehäusevarianten verfügbar ist, einen Festplattenrecorder mit 250 GB. Auch Sharp hat im LE820E einen Speicher von acht GB verbaut. Dieser reicht für ein Match in Standard- oder eine gute Halbzeit in HD-Auflösung. 

Wer die Möglichkeiten seines neuen Fernsehers auch ausschöpfen will, muss sich um entsprechende Quellen kümmern, etwa in Form eines HD-fähigen Sat-Receivers. Hier bleibt dem Konsumenten nicht erspart, auf das Kleingedruckte zu achten. Für den Empfang der deutschen Privatsender in HD ist ein Modell notwendig, das nicht nur High Definition, sondern auch das relativ junge Verschlüsselungssystem HD+ versteht. Nicht nur für Fußballfans ein Trost: Die öffentlich-rechtlichen ARD und ZDF wollen von der Verschlüsselung nichts wissen, und auch der ORF begnügt sich bei HD mit der Smartcard, die auch für den normalen Sat-Empfang notwendig ist.

Beson­ders praktisch ist es, wenn der Fernseher bereits ­einen HD-fähigen Sat-Tuner (DVB-S) eingebaut hat. Auch hier sollte eine „CI+“-Schnittstelle vorhanden sein, die mit einem Modul für HD+ aufgerüstet werden kann.
Neben Loewe und Sharp bieten auch die meisten anderen Hersteller Fernseher mit integrierten HD-Tunern an.
Eingebaute Tuner für das Kabelfernsehen (DVB-C) sind für Kunden großer heimischer Provider wie UPC oder AonTV übrigens wertlos, da diese ihr eigenes Süppchen kochen und ihre Programme nur mit den jeweils haus­eigenen Settop-Boxen zu entschlüsseln sind.

Abschließend ein Tipp: So flach wie die Bildschirme ist meist der Ton der neuen Fernseher. Wer auch akustisch Stadionatmosphäre ins Wohnzimmer holen will, muss den Fernseher an einen Heimkino-Receiver anschließen. Zur Not taugt auch die gute alte Stereoanlage als Stimmungsmacher.

Sport in 3-D

Bis zu 25 Spiele der Fußball-WM werden auch in 3-D aufgezeichnet, so eine Vereinbarung der FIFA mit dem Elektronikkonzern Sony, der auch die benötigten 3-D-Kameras bereitstellt. Die Highlights dieser Spiele sollen bei Public-Viewing-Events in sieben Städten (Berlin, London, Mexiko-Stadt, Paris, Rio de Janeiro, Rom und Sydney) in 3-D gezeigt werden. Zudem wird ein 3-D-Film zur WM 2010 produziert und unter anderem auf Blu-ray verkauft werden.

Die Spiele live und dreidimensional empfangen kann man allerdings nur in Amerika, und zwar als Abonnent des Pay-TV-Anbieters DirectTV. Dieser will den im Juni startenden Sportkanal ESPN 3D in sein Programmportfolio aufnehmen.

Auch Panasonic testet im Rahmen von Public-Viewing-Events den Einsatz von 3-D bei Sportereignissen, und zwar noch vor der Fußball-WM bei den French Open Tennis-Meisterschaften in Paris. Die Spiele auf dem Centre-Court werden mit Panasonic-3-D-Kameras aufgezeichnet. Orange überträgt die Spiele auf einem eigenen Kabelkanal in Frankreich, ­Eurosport sendet sie via Satellit an ausgewählte Panasonic-Shops, in denen sie auf 65-Zoll-Plasmageräten in 3-D gezeigt werden.

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