US-Bürger verweigert Körperscanner, wird Internet-Held

ARCHIV - Sicherheitsbeamtin Latoya Maestas schaut am 23. Februar 2007 auf das Bild eines Roentgenscan
ARCHIV - Sicherheitsbeamtin Latoya Maestas schaut am 23. Februar 2007 auf das Bild eines Roentgenscan(c) AP (Elaine Thompson)
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Ein 31-Jähriger, der zuerst einen Körperscan und dann eine Leibesvisitation verweigerte, ist zur Gallionsfigur im Protest gegen überhand nehmende Sicherheitsmaßnahmen geworden.

In den USA hat der Protest eines Flugreisenden gegen die intensiven Kontrollen eine Diskussion über Nacktscanner und Leibesvisitationen an Flughäfen ausgelöst. Für Gegner der verschärften Kontrollen ist der Informatiker John Tyner inzwischen zur Ikone des Protests geworden, nachdem er sich am Flughafen von San Diego geweigert hatte, sich im Intimbereich abtasten zu lassen.

Ein Video im Internetportal YouTube zeigt den 31-jährigen Tyner, wie er einen Sicherheitsbeamten warnt: "Geh mir nicht ans Zeug, sonst lass ich dich festnehmen." Zuvor hatte sich Tyner geweigert, den neuen Nacktscanner zu passieren, der erlaubt, unter der Kleidung verborgene Gegenstände zu erkennen. Die nachträgliche Abtastung bezeichnete Tyner als "illegal, wenn ihr nicht die Regierung wärt". Er wolle sich nicht dort anfassen lassen, wo nur seine Frau und sein Arzt hindürfen, erklärte der resolute US-Bürger.

Ticket gekauft, Rechte weg

In dem rund 15-minütigen Video, das der Betroffene selbst mit seinem Handy aufgenommen hat, gibt es auch einen interessanten Austausch zwischen Tyner und dem Beamten, der ihn hätte abtasten sollen. "Ich seh nicht, ein, warum sexuelle Belästigung eine Vorbedingung für einen Flug ist", meint Tyner, worauf der Beamte antwortet: "Sicherheit wiegt schwerer als eine Reihe von Dingen." Wenig später fügt er hinzu: "Mit dem Kauf Ihres Tickets haben Sie eine Menge ihrer Rechte aufgegeben."

Wegen seines Widerstands wurde Tyner des Flughafens verwiesen. Seit Veröffentlichung des Videos reißt die Diskussion um die invasiven Sicherheitsmaßnahmen an US-Flughäfen nicht ab. Die Flugsicherheitsbehörde TSA hat gedroht, Tyner mit einer Strafe von bis zu 11.000 Dollar zu belegen, was weithin als überzogene Reaktion gewertet wird.

Unterhosen-Bomber als Auslöser

John Tyner
John Tyner(c) AP

Eingeführt wurden die Nacktscanner, nachdem vergangenes Weihnachten ein Passagier versucht hatte, eine Maschine auf dem Landeanflug auf Detroit mit Sprengstoff in die Luft zu jagen, den er in seiner Unterwäsche versteckt hatte. Bisher gibt es Ganzkörper-Scanner an 65 US-Flughäfen.

Laut einer Umfrage vom Dienstag unterstützen zwar acht von zehn US-Bürgern vor dem Hintergrund der gestiegenen Terrorgefahr die Aufstellung der Scanner. Gleichzeitig aber steigt die Zahl derer, die sich über eine Verletzung ihrer Rechte sorgen. Im Internet kursieren bereits Aufrufe, den 24. November - den Tag vor Thanksgiving, an dem besonders viele Amerikaner zu ihren Familien fliegen - zum "nationalen Verweigerungstag" zu machen.

"Ausweitung des Polizeistaates"

Trotz aller Versicherungen der  TSA, dass die Scanner-Aufnahmen nicht an die Öffentlichkeit gelangten, gibt es erhebliche Kritik an den Kontrollen. Die Bürgerrechtsbewegung EPIC konnte nachweisen, dass die Bilder entgegen ursprünglicher Behauptungen gespeichert werden. Viele sehen in den Geräten einen nicht hinnehmbaren Eingriff in ihre Privatsphäre. "Inzwischen ist es soweit, dass jedes Mal, wenn wir an Weihnachten zu Oma fliegen, unsere Genitalien aufgenommen werden", schreibt der "Huffington Post"-Leitartikler Jay Michaelson. Er sieht darin "eine empörende Ausweitung des Polizeistaates".

Die "Daily News" sieht zumindest Anpassungsbedarf bei der Wortwahl der Sicherheitsbeamten. Bei Tyner hätten die Anweisungen des Beamten wie in einem leicht schmierigen Massagesalon geklungen, schreibt das Blatt. So ist auf dem Video der Beamte mit den Worten zu hören: "Wir werden nun eine Leistenkontrolle vornehmen. Das heißt, ich lege meine Hand auf Ihre Hüfte und meine andere Hand auf die Innenseite Ihres Schenkels und werde dann langsam hoch- und runtergleiten."

Tyner

(Ag./Red.)

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