Philips verkauft seine TV-Sparte

File photo of visitors watching 3D TV at IFA consumer electronics fair in Berlin
File photo of visitors watching 3D TV at IFA consumer electronics fair in Berlin(c) REUTERS (Christian Charisius)
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Der niederländische Hersteller Philips tritt die Mehrheit an seiner TV-Sparte an die chinesische TPV ab. Philips will sich mehr der Medizintechnik widmen.

Der niederländische Elektronikkonzern Philips gibt sich im TV-Geschäft geschlagen. Europas größter Hersteller von Unterhaltungselektronik tritt die Mehrheit an seiner angeschlagenen Fernsehersparte an die chinesische TPV Technology ab. Der Bildschirmproduzent mit Börsennotiz in Hongkong erhält an dem geplanten TV-Gemeinschaftsunternehmen 70 Prozent, die Niederländer behalten vorerst 30 Prozent. Der Ausstieg von Philips ist ein weiteres Kapitel in dem langen Niedergang der europäischen TV-Industrie, dem bereits traditionsreiche Firmen wie Grundig, Schneider oder Telefunken zum Opfer fielen.

Philips TV-Geschäft ist bereits seit längerem ein Verlustbringer. Seit 2007 beläuft sich der Fehlbetrag der Sparte auf rund eine Milliarde Euro. Die Holländer hatten schwer unter der billigeren Konkurrenz aus Asien zu leiden. Auch der größte deutsche TV-Hersteller Loewe, dessen Geräte im Schnitt noch deutlich teurer sind als die von Philips, kämpft derzeit mit schwachen Absatzzahlen und meldete Kurzarbeit an.

Um sich die Verluste rasch von der Bilanz zu schaffen, stundet Philips den Chinesen zunächst den Kaufpreis. Später soll TPV den operativen Jahresgewinn (Ebit) des Joint Ventures aus den Jahren ab 2012 bis zum endgültigen Ausstiegs Philips' an die Niederländer abtreten. Den Rest von 30 Prozent kann Philips zu den gleichen Konditionen nach sechs Jahren abgeben.

"Eine Lösung für das TV-Geschäft zu finden, war unsere Top-Priorität und wir glauben, dass die Sparte in der heute angekündigten Form eines Gemeinschaftsunternehmens zur Profitabilität zurückkehren kann", sagte Philips-Chef Frans van Houten. Die Renditen des Joint Ventures könne er allerdings nicht voraussagen, erklärte er im Interview mit Reuters Insider TV. Das Geschäft mit Audio- und Multimedia-Geräten stehe nicht zum Verkauf.

Die chinesische TPV ist ein langjähriger Partner von Philips. Das Unternehmen übernahm 2009 das PC-Monitorgeschäft der Amsterdamer und fertigt bereits Philips-Fernseher in Lizenz für den chinesischen Markt. Auch in Indien und den USA lassen die Niederländer ihre Geräte von Lizenznehmern bauen.

Van Houten kündigte an, sein Haus werde sich verstärkt auf Medizintechnik und Wellness-Geräte konzentrieren. Im lukrativen Markt für Medizintechnik ist Philips weltweit hinter GE und Siemens die Nummer drei.

Die Geschäftsaussichten des Konzerns werden allerdings von der Japan-Krise getrübt: "Wir erleben, dass viele unserer japanischen Lieferanten mit Fertigungsunterbrechungen zu kämpfen haben", sagte van Houten. Es sei allerdings noch nicht klar, wie groß die Auswirkungen sein werden. Für das erste Quartal wies das Unternehmen einen Umsatz von 5,3 Mrd. Euro und einen Gewinn von 138 Mio. Euro aus. Damit blieb Philips hinter den Erwartungen der Analysten zurück.

(Ag.)

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